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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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überlegte noch ein wenig, doch als sie Porta Galliera erreichten, hatte er seine Entscheidung getroffen. Er würde Mondino ebenfalls töten. Danach würde er dem Inquisitor berichten, man hätte ihn entdeckt, und er hätte sich verteidigen müssen, um sein Leben zu retten. Uberto da Rimini wäre bestimmt aufgebracht, aber ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als sich den Tatsachen zu beugen.
    Endlich erschien ein Lächeln auf Guidos Lippen. Dieser Morgen würde doch noch ein erfreuliches Ende finden.
     
    Adia Bintaba ging zum Kamin im Hintergrund des Zimmers, nahm einen seltsam geformten Topf hoch, der dort neben der Glut stand, und meinte: »Ich vergesse meine Pflichten als Hausherrin. Bitte, nehmt ein Getränk aus meiner Heimat an.«
    Sie goss aus dem kleinen Topf eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Zinntassen und kam zum Tisch zurück. »Es heißt atay «, sagte sie. »Man sagt, es sei vor Jahrhunderten aus dem fernen China nach Arabien gekommen. Es ist außerordentlich gesund, es klärt den Kopf und bekämpft Vergiftungserscheinungen.«
    Mondino führte die Tasse an seine Lippen und kostete einen Schluck. »Und es schmeckt auch gut«, sagte er überrascht. »Danke. Aber ich bitte Euch, lasst uns zum Thema zurückkommen. Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen, aber es ist nun einmal so, dass meine Zeit aus Gründen, die ich Euch nicht erklären kann, knapp bemessen ist.«
    Inzwischen hatte er ihr alles enthüllt. Unter ihrem eindringlichen Blick hatte er zugegeben, dass er wirklich Mondino de’ Liuzzi war und ihr ohne etwas zu verheimlichen erklärt, warum
er zu ihr gekommen war und wonach er genau suchte. Er hatte ihr auch von Wilhelm von Trier erzählt, ohne allzu sehr in die Einzelheiten zu gehen, und hatte es vermieden zu erwähnen, wie oft er in diesen Tagen gegen das Gesetz verstoßen hatte. Er vertraute dieser Frau instinktiv, doch seine Vorsicht lehrte ihn, darin nicht zu weit zu gehen.
    Adia trank einen Schluck von diesem atay , dann noch einen, und genoss ihn sichtlich. »Zeit müssen wir nutzen und sollten uns nicht von ihr benutzen lassen«, sagte sie. »Sonst wird sie für uns zum Gefängnis. Beruhigt Euch also und hört mir bitte zu.«
    »Sprecht!«
    »Ihr wollt wissen, wem es gelungen ist, das Herz dieses Tempelritters in einen Eisenblock zu verwandeln«, sagte Adia. »Ich kann Euch nur eins dazu sagen, und zwar, dass es sich um eine verzerrte Anwendung der alchimistischen Prinzipien handelt. Dieser Weg führt zu nichts Gutem. Ihr solltet ihn verlassen.«
    Mondino spürte, wie sein Gesicht vor Zorn errötete. Ihr belehrender Ton behagte ihm gar nicht. »Das glaube ich nicht«, sagte er, stützte sich energisch mit den Ellenbogen auf den Tisch und sah sie an. »Die Anwendung ist abwegig, weil man sie benutzt hat, um einen Mord zu begehen, aber die wissenschaftlichen Kenntnisse, durch die man diese Verwandlung bewirken kann, sind an und für sich weder gut noch schlecht.«
    Adia seufzte, als hätte sie ein störrisches Kind vor sich.
    »Ich gebe Euch ein Beispiel. Stellen wir uns vor, Euer Lebensziel wäre es, den Gipfel eines Berges zu erobern, gut?«
    »Sicher. Fahrt fort.«
    »Ihr macht Euch an den Aufstieg, leidet unter Kälte und Hunger. Wilde Tiere und Räuber bedrohen Euch. Auf Eurem Weg kommt Ihr an den Hütten von Schäfern und Holzfällern vorbei, die Euch Gastfreundschaft und Stärkung bieten. Ihr zeigt Euch erkenntlich, indem Ihr ihnen ein wenig bei ihrer
Arbeit helft, sie von Krankheiten heilt - schließlich seid Ihr ja Arzt -, dann verabschiedet Ihr Euch und wandert weiter. Bis Ihr eines Tages entdeckt, dass Ihr wirklich auf dem Gipfel angekommen seid. Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Ich nehme an, zufrieden. Aber ich verstehe den Sinn dieses Beispiels nicht, und wie ich Euch gerade gesagt …
    »Ich bin noch nicht fertig. Auf der anderen Seite des Berges gibt es einen Mann, der das gleiche Ziel wie Ihr verfolgt. Er macht sich an den Aufstieg, und um sich gegen die Kälte zu schützen, stiehlt er dem ersten Holzfäller, dem er begegnet, Kleider und Decken. Um zu essen zu haben, tötet er die Tiere eines Schäfers und als der ihn ertappt, auch den Hirten. Um nicht allein zu sein, entführt er dessen Witwe, schleppt sie einige Tage mit sich, ungeachtet ihrer Tränen. Als er ihrer überdrüssig ist, lässt er sie allein im Wald zurück und steigt weiter hinauf. Er trifft auf andere Schäfer und Holzfäller, und allen nimmt er etwas, oft sogar ihr Leben, ohne etwas

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