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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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vom Boden aufstieg, erinnerte ihn an etwas. Einem inneren Drang folgend, bückte sich Mondino, tauchte einen Finger in die Reste der verschütteten Milch und führte ihn zum Mund. Der angenehme, unverwechselbare Geschmack löste in seinem Kopf einen Sturm verwirrter Gefühle und Erinnerungen aus, von denen er noch nicht einmal gewusst hatte.
    Auf einmal begriff er Lorenzas Absichten und als sie mit einem Lappen in der Hand wiederkam, sprach er sie an: »Du gibst meinem Vater von deiner Muttermilch anstatt Kuhmilch.«
    Die Frau versuchte dies durch ein Kopfschütteln zu leugnen. Sie war so verängstigt, dass sie beinahe kein Wort herausbrachte.
    »Nein, nein, das ist nicht wahr …«
    »Du darfst nicht lügen. Nicht mir gegenüber.«
    Lorenza gab Rainerio ihre Muttermilch in der unter dem einfachen Volk verbreiteten Überzeugung, die Milch einer Frau besäße Wunderkräfte und könne jedes Übel heilen.
    »Ich bitte Euch«, sagte sie und brach in Tränen aus. »Jagt
uns nicht fort … Wir wüssten doch nicht, wohin wir gehen sollten …«
    Sie zitterte vor Angst. Obwohl sie nur aus Aberglauben handelte, verdiente sie, die ihrer eigenen Tochter die Milch entzog, um sie Rainerio zu geben, für ihr Handeln Anerkennung und gewiss keine Vorwürfe. Um sie zu beruhigen, tat Mondino etwas, von dem er nie geglaubt hätte, dass er dazu fähig sein würde: Er umarmte sie und drückte sie fest an seine Brust.
    »Verzeih mir, Lorenza«, sagte er leise. »Tu ruhig mit meinem Vater, was dir richtig erscheint. Alles wird gut werden.«
    Dann ließ er sie erstaunt und immer noch weinend mit dem Lappen in der Hand stehen, durchmaß mit schnellen Schritten die Küche und öffnete kurz darauf die Tür zur Straße.
    Im gleichen Moment bog eine Abordnung Wachen unter dem Befehl ihres Hauptmanns um die Ecke. Mondino wich einen Schritt zurück, um nicht bemerkt zu werden, schloss die Tür hastig wieder und wusste nicht, was er tun sollte. Zum Fliehen war es zu spät. Seine einzige Rettung war, sich im Haus zu verbergen. Also wandte er sich um und rannte zurück durch die Küche.
    Lorenza kniete im Flur und wischte die Milch auf. Mondino beugte sich über sie und berührte sie an der Schulter. »Die Sbirren kommen, um mich zu verhaften«, flüsterte er. »Verrate mich nicht.«
    Er rannte ins obere Stockwerk hinauf, während die Soldaten bereits ins Haus kamen und laut nach ihm fragten, betrat sein Arbeitszimmer und sah sich verzweifelt nach einem Versteck um. Einen Moment überlegte Mondino, ob er aus dem Fenster klettern und über die Dächer fliehen sollte, wie Gerardo in der Nacht, als jener Albtraum begonnen hatte. Doch die Mauer war zu hoch, und er lief Gefahr, dass man ihn fand, wenn er wie eine Salami an der Mauer baumelte, ohne sich auf das Dach
hochziehen zu können. Außerdem würde er sich bei dem Versuch, in den Hof hinunterzuspringen, ein Bein brechen. Auf den Treppen ertönten Schritte und Stimmen. Kurzentschlossen kletterte der Arzt auf das Fensterbrett und kauerte sich auf dem schmalen Gesims zusammen, das um das Haus lief.
    Gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick später wurde die Tür aufgerissen und jemand sagte: »Ihr beiden seht im Schlafzimmer nach. Ich übernehme das hier.«
    Mondino meinte, die Stimme zu kennen. Er blieb unbeweglich in seinem improvisierten Versteck hocken, hielt den Atem an und hoffte, dass ihn niemand aus den Nachbarhäusern bemerkte. Er zwang sich, nicht an das zu denken, was ihn erwarten würde, wenn man ihn fasste - schändliche Beschuldigungen, ein Prozess, in dem er unmöglich seine Unschuld beweisen konnte, und beinahe sicher ein Todesurteil. Während die Wache das ganze Arbeitszimmer durchsuchte, dachte Mondino an die Aufzeichnungen zu seinem Anatomielehrbuch. Es konnte sein, dass der Mann den Packen öffnete, die Blätter mit den Notizen und Zeichnungen sah und sie als Beweise gegen ihn beschlagnahmte. Wo sie dann wohl enden mochten?
    Doch all diese Überlegungen lösten sich in Luft auf, als er hörte, wie Schritte sich dem Fenster näherten.
    Trügerische Hoffnung keimte in ihm auf, als der Mann stehen blieb. Mondino betete inbrünstig, er möge nicht ans Fenster treten. Er duckte sich auf das Sims, auf allen vieren, mit gesenktem Kopf, um sich besser im Gleichgewicht zu halten. Von draußen musste er wie einer dieser Wasserspeier wirken, wie man sie an Kirchenfassaden fand. Er hörte den Atem und roch sogar den Geruch des Mannes, eine Mischung aus Schweiß und Zwiebeln, stark, aber nicht

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