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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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unangenehm. Plötzlich bemerkte er, dass der Geruch intensiver geworden war und begriff. Er hob langsam den Kopf, und sie sahen einander an.
    Mondino erkannte ihn sogleich, auch der Narbe wegen, die
seinen Mund verunstaltete. Der Mann war vor einem Jahr zu ihm gekommen, verzweifelt, mit einem Tumor an der Unterlippe, den der Wundarzt, an den er sich gewandt hatte, nicht zu entfernen gewagt hatte. Mondino hatte ihn operiert, und als er geheilt war, hatte der Mann verkündet, er würde ihm auf ewig dankbar sein. Während der wenigen Momente, die sie einander schweigend ansahen, fiel Mondino ein, dass er Luca hieß, wie der Schutzpatron der Ärzte.
    »Man hat mich geschickt, weil sie wissen, dass ich Euch kenne«, sagte die Wache leise.
    Dann schwieg er. Man konnte seinem Gesicht ganz deutlich ansehen, dass er unentschlossen war. Mondino schöpfte Hoffnung.
    Dann erlosch dieses Fünkchen Hoffnung genauso plötzlich wieder, wie es aufgeflammt war.
    »Ich habe ihn gefunden!«, rief der Mann. »Kommt hierher!«
    Er packte Mondino am Nacken, zog ihn hoch und half ihm, über das Fensterbrett zu steigen. Über sein Gesicht hatte sich eine eiserne Maske gelegt.
    Resigniert gab sich Mondino in die Hände der beiden Sbirren, die inzwischen in das Arbeitszimmer geeilt waren.
    »Mondino de’ Liuzzi«, sagte Luca. »Im Namen des Podestà, Ihr seid verhaftet!«

SECHZEHN
    U berto da Rimini arbeitete leichten Herzens. Der Erzbischof hatte es sich in den Kopf gesetzt, jedes einzelne Blatt der den Prozess betreffenden Akten zu lesen. Dies war ein deutliches Zeichen, dass er ihm misstraute, dennoch berührte den Inquisitor dies nicht mehr sehr. Vor einer Stunde war Guido Arlotti bei ihm erschienen, um ihm mitzuteilen, dass sein Plan aufgegangen war. Die auf dem Platz versammelte Menschenmenge würde sich kaum zerstreuen, bevor sie nicht die Leiche des falschen Studenten gesehen hätte, und der Capitano del Popolo hatte eine Schar Sbirren geschickt, um Mondino de’ Liuzzi zu verhaften.
    Der Mönch, den Uberto zum Podestà geschickt hatte, um ihn über ihr Kommen zu unterrichten, war mit der Nachricht zurückgekehrt, dass es auf dem Platz nur so von aufgebrachten Leuten wimmelte und es ihm nicht gelungen war, den Palazzo des Podestà zu erreichen. Der Erzbischof hatte zwar erklärt, er ließe sich davon nicht einschüchtern, doch Uberto hielt diesen Wagemut für vorgetäuscht. Er war überzeugt, dass Rinaldo da Concorezzo auf das Verhör verzichten und innerhalb der sicheren Mauern des Konvents bleiben würde. Und am folgenden Tag würde es zu spät sein.
    Alles war geregelt. Nun galt es nur noch abzuwarten.
    »Hier heißt es, der Befragte hätte in Bezug auf die Beschuldigung, dass er den Ritus l’osculum sub cauda praktiziert habe, gelogen und seine Unschuld erklärt«, sagte Rinaldo da Concorezzo und sah von den Verhörprotokollen auf.

    »Das stimmt«, bestätigte Uberto abwesend. »Sie erklären ständig, dass sie in allem unschuldig sind.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte der Erzbischof trocken. »Ich wollte Eure Aufmerksamkeit vielmehr auf die Worte lenken, die Ihr gebraucht habt. Ihr habt nicht gesagt: ›Er hat sich für unschuldig erklärt‹, sondern: ›Er hat gelogen und seine Unschuld erklärt.‹ Wie könnt Ihr so sicher sein, dass er gelogen hat?«
    »Verzeiht mir, Monsignore«, antwortete Uberto, dessen Geduld nun endgültig aufgebraucht war. »Das war eine Leichtfertigkeit von mir. Ich habe mir nur gedacht, dass das Offizium des Heiligen Vaters keine so obszöne Beschuldigung in die Liste aufgenommen hätte, wie jene, von den Novizen zu fordern, sie sollten den Anus ihrer älteren Mitbrüder küssen, wenn man sich vorher nicht vergewissert hätte, dass es sich um eine begründete Anschuldigung handelte. Deshalb habe ich daraus geschlossen, dass die Unschuldserklärung des Angeklagten eine Lüge sei. Es ging darum, an ihm zu zweifeln oder am Offizium des Heiligen Vaters.«
    Der Erzbischof nickte. »Ich sehe, dass wir unterschiedliche Sprachen sprechen, Pater Uberto«, sagte er. »Für Euch geht es immer darum, jemandem aufgrund seiner angenommenen Zuverlässigkeit zu glauben oder nicht. Eurer Denkweise ist die Frage von Beweisen völlig fremd.«
    »Ich gebe zu, dass ich darin meine Grenzen habe.« Nachdem er Rinaldos Vorwürfe all die Zeit stumm ertragen hatte, ließen Ubertos Worte nun seine Wut erkennen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. »Ich bin nun mal ein Mönch, und seit meiner Kindheit hat man

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