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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Bettler, den Gerardo ansprach, war ein junger schmächtiger Bursche, der seine Blöße nur mit einem Sack bedeckte und der an Stirn und Händen blutige Verbände trug. Er schaute nicht einmal zu ihnen auf, als er sagte, dass er den Krüppel, den sie suchten, nicht kannte, und nahm die Verbände ab, unter denen schmutzige, aber absolut gesunde Hände zum Vorschein kamen. Danach kramte er in seinem Almosenbeutel und zog eine tote Katze hervor, die von seinen beiden Gefährten mit Lachen und zufriedenen Rufen kommentiert wurde.
    Während Gerardo sich dem nächsten Feuer zuwandte, berührte ihn Hugues an der Schulter.
    »Rechts von dir. Dreh dich nicht zu schnell um«, flüsterte er in heiserem Latein.
    Gerardo spürte zunächst Verärgerung. Doch dann sagte er sich, dass Hugues bestimmt nicht riskierte, dass seine Tarnung als stummer, ungebildeter Bettler aufflog, wenn er nicht einen triftigen Grund dafür hatte. Lächelnd, als wollte er jemanden begrüßen, drehte er sich in die angegebene Richtung und ihm gefror das Blut in den Adern: Wenige Schritte neben ihnen war ein stämmiger Mann, der nichts als einen Lumpen um die Taille gewickelt hatte. Er hatte eine auffällige Beule und verkrustetes
Blut mitten auf seinem kahlen Schädel. Gerardo erkannte in ihm voller Schrecken den ersten Bettler, den sie niedergeschlagen hatten, um ihm die Kleider zu stehlen. Wenn er sie erkannte, war ihr Leben in Gefahr.
    In diesem Moment schaute der Mann auf, und ihre Blicke begegneten sich.
     
    Der Inquisitor hatte ganz leise, keineswegs bedrohlich geklungen, was die Beschuldigung noch deutlicher und vernichtender erscheinen ließ. In diesem Tonfall stellte man unbezweifelbare Tatsachen fest.
    Mondino begriff, dass seine Laufbahn als Arzt und wahrscheinlich auch sein Leben zu Ende waren. Absurderweise dachte er in diesem Augenblick weder an seine Lieben noch an die Strafe, die er zu erwarten hatte. Ihn beschäftigte nur ein Gedanke, nur eines bedauerte er: dass er seine Abhandlung über die Anatomie niemals vollenden würde.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Vater«, sagte er wenig überzeugend. »Es ist richtig, ich seziere Leichen zu Studienzwecken, aber …«
    »Aber vor kurzem ist Euch ein Toter untergekommen, der einen ähnlichen Anblick bot wie der Deutsche, der bei Santo Stefano gefunden wurde: die Brust geöffnet, die Rippen gebrochen und nach außen gebogen. Und auch zu Lebzeiten gingen beide derselben Bestimmung nach: Sie waren beide Tempelritter. Ist das nicht merkwürdig?«
    Offensichtlich wusste der Inquisitor alles. Leugnen war sinnlos, aber es zuzugeben kam einem Selbstmord gleich. Wenn Uberto seinen Kopf wollte, überlegte Mondino, musste er schon kommen und ihn sich selbst holen. Er würde sich ihm nicht auf einem Silbertablett servieren.
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«, fragte er.
    »Das ist ganz einfach. Die beiden Leichname unterschieden
sich nur in einem einzigen Punkt: Das Herz des einen war in einen Eisenblock verwandelt, während das Herz des anderen herausgerissen war. Und da könnte man zu Recht annehmen, dass dem ersten das Gleiche angetan wurde wie dem zweiten Toten. Man könnte Euch anklagen, dass Ihr für beide Verbrechen verantwortlich seid, aber das entspricht wahrscheinlich nicht der Wahrheit, und die Kirche ist nur an der Wahrheit interessiert.«
    Mondino zwang sich, ruhig zu atmen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich wieder zu setzen. Er durchschaute das Spiel des Inquisitors nur zum Teil. Der meinte wohl, dass die Kirche nichts gewann, wenn sie ihn des Mordes an den beiden Tempelrittern beschuldigte. Das war zwar eine gute Nachricht, aber dennoch hatte Mondino den begründeten Verdacht, dass ihm das Schlimmste noch bevorstand.
    »Es entspricht tatsächlich nicht der Wahrheit, Vater. Ich kannte die beiden Männer nicht, von denen Ihr sprecht, und ich hätte keinen Grund gehabt, sie umzubringen. Außerdem verfüge ich nicht über die nötigen Kenntnisse, um das zu tun, was ihnen angetan wurde.«
    »Ihr seid kein Zauberer, wollt Ihr damit sagen.«
    »Vater, ich weiß nicht, ob wir es hier mit dem Werk eines …«
    »Aber natürlich, Magister! Selbstverständlich haben wir es hier mit dem Werk eines Zauberers zu tun, der seine dunkle Macht durch einen Pakt mit dem Teufel erhalten hat. Dies ist unbestreitbar.«
    Mondino sagte nichts dazu. Sollte Uberto da Rimini doch glauben, was er wollte. Hauptsache, er war geneigt, jemand anderen wegen Götzenverehrung zu beschuldigen.
    »Stimmt Ihr mir

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