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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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durch die Gitterstäbe heraus. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Mrs Gifford. Mein Name ist Rue Claridge, und ich bin ganz sicher keine Saloon-Frau.« Sie senkte ihre Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Unter uns gesagt, ich glaube, dass ich für diese Art von Arbeit überqualifiziert bin.«
    Mrs Gifford wandte sich ab und versammelte ihren bombasingekleideten Trupp zu einer Besprechung, ehe sie sich wieder der Zelle näherte. »Es wird nicht mehr in Hosen die Straße entlang stolziert, und es gibt auch keine Pokerspiele mehr«, erklärte sie entschieden.
    »Keine Pokerspiele mehr«, räumte Rue bewusst sanft ein, um nicht noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen. »Und was die Hosen angeht, möchte ich nur zum General Store gehen und mir ein Kleid kaufen, sobald mich der Marshal aus dem Knast lässt.«
    Die Delegation steckte erneut die Köpfe zusammen. Nach ein paar Minuten verkündete Mrs Gifford: »Rowena geht zum Händler und ersteht das Kleid.« Sie deutete auf eine der anderen Frauen.
    »Großartig«, entgegnete Rue und lenkte ihren Blick zu dem Marshal. »Geben Sie Rowena fünfzig Cents von meinem Gewinn?«
    Rowena, die erschreckend dünn war und ihre mausbraunen Haare so fest zurückgezogen hatte, dass ihre Augen dadurch schräg standen, schluckte sichtlich und wich zurück, als Farley ihr das Geld entgegenstreckte.
    »Pokergewinn«, sagte sie entsetzt. »Meine Hände werden niemals schmutziges Geld berühren!«
    Jetzt verdrehte Rue die Augen.
    »Ich hole das Kleid«, stieß Farley wild hervor, riss seinen Hut vom Haken und zog seinen langen Staubmantel an. Einen Moment später schlug die Tür hinter ihm zu.
    Die Kirchenfrauen starrten Rue an, als erwarteten sie, dass sie sich jeden Moment in einen Raben verwandeln und zum vergitterten Fenster hinausfliegen würde.
    Da sie im Grunde ein umgänglicher Typ war, unternahm Rue noch einen Versuch zu einer Unterhaltung, obwohl sie wusste, dass es vermutlich vergebliche Mühe war. »Also«, sagte sie und lächelte, wie sie das immer tat, damit ein Interviewpartner sich entspannte, »was machen Sie denn noch so alles, außer zu kochen und aufzuräumen und Sünder aufzuspüren?«

4. KAPITEL
    Farley kehrte grimmig von seiner Mission zurück, öffnete die Zellentür und reichte Rue ein Bündel.
    Rues abweisender Blick schweifte über Mrs Gifford und deren Gefährtinnen sowie über den Marshal. »Wenn ihr Leute denkt, dass ich mich umziehe, während ihr vier mich angafft, irrt ihr euch«, sagte sie spröde.
    Farley ging nur zu gern, und die Ladys folgten ihm zögernd.
    Wäre sie nicht so mitgenommen gewesen, hätte Rue laut aufgelacht über die blanke Hässlichkeit des rot-weißen Gingankleides. Aber so knöpfte sie sich einfach in das Ding, band die Schleife an der Rückseite und bemühte sich mit aller Macht, ihren Sinn für Humor zu bewahren.
    Als die anderen zurückkehrten, glaubte sie, Farleys Mundwinkel zucken zu sehen. »Lassen Sie mich bloß hier raus, bevor ich verrückt werde«, murmelte Rue.
    Farley öffnete die Tür und trat zurück. In diesem Moment kam Rue der sonderbare Gedanke, dass sie die Nähe des Marshals vermissen würde.
    Ihre Hände berührten sich, als er ihr den restlichen Pokergewinn entgegenstreckte, und Rue meinte, eine Haarnadel in eine Steckdose geschoben zu haben.
    »Ich werde jeden Ärger vermeiden. Sie musste sich zu diesen Worten zwingen.
    Farley zeigte lächelnd seine Film-Cowboy-Zähne. »Tun Sie das.«
    Sie konnte ohne weitere Verzögerung gehen. Die Luft war frisch, wenn auch mit dem Geruch von Pferdemist von der Straße durchsetzt. Rues Stimmung stieg.
    Sie machte sich auf den Weg zu dem Haus, um erneut zu versuchen, in ihre Zeit zurückzukehren. Bald hatte sie das Kreischen der Sägemühle und die klimpernde Musik und das raue Gelächter der Saloons hinter sich gelassen. Jeder Schritt machte ihr schmerzlich bewusst, dass der Abstand zwischen ihr und Farley wuchs, und das verwirrte sie. Der Gesetzeshüter war eindeutig nicht ihr Typ, und abgesehen davon … was für ein Abstand zwischen den Generationen!
    Als Rue endlich Tante Veritys Haus erreichte, stand sie eine Weile an dem weißen Lattenzaun und betrachtete das Gebäude. Selbst mit der vom Feuer verschmorten Seite wirkte das Haus in der hellen Oktobersonne harmlos. Niemand hätte erraten, dass es verzaubert oder verhext oder was auch immer war.
    Rue holte tief Luft und öffnete die Gartentür. Mit der anderen Hand berührte sie die Halskette und wünschte sich

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