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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Aussehen und seiner stillen Anmut getroffen.
    Er streckte sich neben ihr unter der Decke aus und zog sie an sich. Er liebte sie jetzt nicht, sondern hielt sie einfach fest und schützte sie mit seiner Kraft. Für Rue war diese Erfahrung auf eine eigene Art genauso gewaltig wie die frühere totale Hingabe. Die schlichte Vertrautheit traf auf tiefe Bedürfnisse, die bisher nicht nur befriedigt, sondern auch nicht erkannt worden waren.
    Rue schlief und erwachte beim ersten Licht des Morgens, als Farley aus dem Bett stieg.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte Rue leise und traurig. »Ich kann nicht hierbleiben. Die ganze Stadt würde es erfahren.«
    »Die ganze Stadt weiß es bereits«, antwortete Farley. »Es gibt nicht viele Geheimnisse in einem Ort wie Pine River.«
    Rue glitt unter die Decke, hörte jedoch das Klappern der Ofenringe, das Arbeiten eines Pumpenschwengels und das Öffnen und Schließen einer Tür.
    Bald darauf erfüllte der Duft von bratendem Speck und Kaffee die Luft. Rue stand auf, kämpfte sich in ihre Kleider und spähte um die Decke herum.
    Sie sah Farley im Anbau am Herd stehen. Sein Anblick, die nassen und gekämmten Haare, eine Fleischgabel in seiner Hand, erfüllten sie mit einer solchen Zärtlichkeit, dass es schmerzte.
    Sie ging zögernd näher. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
    Farley drehte einen Speckstreifen in der Pfanne um und ließ seine türkisfarbenen Augen über ihre Gestalt schweifen. Für einen Moment fand Rue sich wieder unter ihm, gefangen in völliger körperlicher und geistiger Verbindung, und die Empfindung verwirrte sie.
    Der Marshal machte mit ihrer poetischen Stimmung kurzen Prozess. »Falls du wund bist, habe ich Salbe im Stall.«
    Rue seufzte. Das war derselbe Mann, der so herrliche Reaktionen bei ihr erzeugt und sie später so schön an seiner Seite festgehalten hatte, ohne Forderungen zu erheben. Jetzt bot er ihr dieselbe Medizin, die er bei einer Kuh oder einem Pferd anwenden würde.
    »Danke«, antwortete sie. »Mir geht es gut.«
    Achselzuckend nahm Farley zwei Teller von einem Bord und trug das Frühstück auf.
    »Interessant«, murmelte sie nachdenklich und setzte sich.
    Er stellte einen Teller mit Essen vor sie. »Was ist interessant?«
    »Du. Du bist ein Mann des 19. Jahrhunderts, aber du machst für eine Frau das Frühstück und deckst sogar den Tisch.«
    Farley hob eine Augenbraue. »Ansonsten riskiere ich, dass du kochst.«
    Rue lachte, verstummte jedoch. Die verzauberte Nacht war vorbei, und sie war im falschen Jahrhundert bei dem falschen Mann gestrandet.
    »Farley, was soll ich machen?«, fragte sie wieder. »Mein Geld ist weg, ich kann nirgendwo unterkommen, und es sieht fast so aus, als würden meine Cousine und ihr Mann nicht zurückkommen, sondern in San Francisco bleiben.«
    »Jon und Lizzie werden wiederkommen«, versicherte Farley. »Und du kannst bei mir bleiben.«
    »Aber sicher! Die guten Frauen von Pine River werden begeistert sein.«
    Farley grinste. »Nein, werden sie nicht.«
    »Jetzt bist du ziemlich frech«, entgegnete sie verärgert, »aber in Wahrheit hast du Angst vor diesen Frauen, Farley Haynes. Sie besitzen die Macht, uns das Leben schwer zu machen, und du weißt das.«
    »Diese alten Hennen werden im Garten eines anderen kratzen und picken müssen«, sagte er.
    »Zum Teufel, was soll denn das heißen?«, entgegnete sie.
    Farley stand auf und füllte ihre Tassen nach. »Verdammt, nicht einmal die pedantischen Offiziere bei der Army haben einen Mann herumkommandiert wie diese alten Hühner.«
    Rue unterdrückte ein Lachen, sagte jedoch nichts.
    Farley kam an den Tisch zurück, stellte ihre Tassen ab und hob den Zeigefinger. »Wehe, du führst dich so auf wie sie, das dulde ich nicht!«
    Rue schluckte und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Auf der einen Seite war es eine Beleidigung, dass Farley derartige Befehle erteilte. Auf der anderen Seite mochte sie die sanfte Entschiedenheit in seiner Art, auch wenn sie lieber einen von Tante Veritys antiken kristallenen Türgriffe zerkaut hätte, als ihm das einzugestehen.
    »Ich wüsste nicht, was dich mein Handeln angeht«, sagte sie endlich.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf, als wunderte er sich, dass jemand mit so schlichten Geistesgaben zu einem Erwachsenen geworden war, ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen. »Nach der letzten Nacht«, erklärte Farley mit einer beleidigenden Anstrengung, sich klar auszudrücken, »können wir gar nichts

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