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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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dass Frauen sich so kleiden.«
    Als sie sich an ihren Tisch setzten, flüsterte er heftig. »Hoffentlich willst du nicht in einem dieser sogenannten Kleider herumstolzieren. Ich bin der einzige, der deine Knie sehen sollte.«
    Rue kämpfte gegen ein Lächeln. »Selbst wenn wir verheiratet wären, was wir nicht sind, würde ich mir nicht von dir sagen lassen, was ich anziehen soll, Farley. Das wäre, als würdest du mir sagen, wie ich wählen soll.«
    Er starrte sie an. »Du kannst wählen?«
    Sie verdrehte seufzend die Augen. »Eine ganz schön schwierige Aufgabe, dich an das 20. Jahrhundert zu gewöhnen.«
    Die Kellnerin kam an den Tisch, und Rue bestellte. Farley aß mit gewaltigem Appetit, und als Rue hinterher mit einer Kreditkarte bezahlte, nahm er sie ihr ab und betrachtete sie, während sie zum Wagen gingen.
    »Das ist Geld?«, fragte er.
    »Die Plastikversion«, bestätigte sie.
    Er gab ihr die Karte zurück. »Ich würde jetzt gern fahren.«
    »Ausgeschlossen«, antwortete Rue. »Autos fahren viel schneller, als Pferde laufen, Farley, und wenn sie zusammenstoßen, werden Menschen getötet.«
    Auch wenn der Marshal enttäuscht wirkte, widersprach er nicht.
    Hatte er sich vorhin auf das Armaturenbrett konzentriert, achtete er jetzt auf die anderen Wagen, die Gebäude, die Stromleitungen entlang dem Highway. Während sie nach Seattle fuhren, stellte er eine Million Fragen über den Straßenbelag, die Verkehrsschilder, die Autos und Lastwagen auf den anderen Spuren.
    Als Seattle selbst in Sicht kam mit seinem geschäftigen Hafen und der malerischen Space Needle, war Farley offenbar wie betäubt von dem Anblick. Er starrte so angestrengt, als könnten seine Augen nicht genug aufnehmen.
    Rue fuhr durch die Stadt bis zu einem großen Einkaufszentrum und parkte. Als sie den Ladenbereich betraten, schwieg sie, weil Farley zu sehr damit beschäftigt war, Bilder und Geräusche in sich aufzunehmen.
    Er betrachtete geradezu ehrfürchtig das Schaufenster einer Buchhandlung. Plötzlich wollte Rue ihm die ganze Welt schenken, wollte sie ihm alles zeigen, was es zu sehen gab.
    »Du liest gern«, sagte sie, und ihre Stimme bebte ein wenig. Sie ging vor ihm in den Laden, fand ein umfangreiches Buch, in dem leicht verständlich alles erklärt wurde, wie es funktionierte. Dann nahm sie noch einen Roman, der im Jahr 2500 angesiedelt war, um Farley darauf vorzubereiten, dass Menschen sogar im Weltraum fliegen konnten.
    Farley sah zu, wie sie bezahlte. »Du kannst Bücher mit Plastikgeld kaufen?«, fragte er, als sie gingen.
    »Man kann fast alles mit Plastikgeld kaufen«, erwiderte sie und reichte ihm die Tüte.
    Sie betraten die Herrenbekleidungsabteilung einer Kaufhauskette, und bald darauf war Farley mit Jeans, Hemden, Unterwäsche und Socken ausgestattet. Er weigerte sich allerdings, sich von seinen Stiefeln zu trennen, und Rue drängte nicht.
    Auf dem Freeway fuhren sie weiter nach Osten. Farley blickte abwechselnd aus dem Fenster und blätterte in den Büchern, die Rue für ihn gekauft hatte. Als er in einem zu lesen begann, protestierte sie.
    »Du solltest nicht in einem fahrenden Wagen lesen, Farley«, sagte sie und staunte, wie albern sie klang. »Davon wird dir schlecht.«
    Farley befeuchtete seinen Zeigefinger, blätterte um und las weiter. »Wenn du in einem dieser kurzen Röcke herumlaufen und überall deine Knie herzeigen kannst«, sagte er, ohne auch nur in ihre Richtung zu blicken, »kann ich überall lesen, wo ich will. Und ich will.«
    »Fein«, erwiderte Rue und legte eine Kassette ein.
    Farley zuckte zusammen und senkte das Buch, als Carly Simons Stimme den Landrover erfüllte.
    »Ich glaube, 1892 habt ihr höchstens Spieldosen gehabt«, sagte Rue. »Oder vielleicht eine Drehorgel.«
    »Ich bekomme gewaltige Kopfschmerzen«, gestand Farley und rieb sich die Augen. »Wie konnte in hundert Jahren so viel geschehen?«
    »Da spielen viele Faktoren mit«, sagte sie sanft. »Viele Historiker glauben, dass die Nation während des Bürgerkriegs eine Wende durchgeführt hat. Es gab später andere Konflikte. So schlimm der Krieg ist, er zwang die Wissenschaft, sich weiterzuentwickeln, im Guten wie im Schlechten, weil er so unerhörte Bedürfnisse erzeugt.«
    Farley setzte sich starr gerade auf. »Die Vereinigten Staaten bestehen doch noch, oder?«
    Rue nickte. »Jetzt sind es fünfzig Staaten.«
    »Kanada ist ein Staat?«
    Sie lachte. »Kanada ist noch immer eine eigene Nation. Ich spreche von Arizona, Utah, New Mexico,

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