Das Geheimnis der antiken Kette
Oklahoma, Alaska und Hawaii.«
Farley war stumm.
An diesem Abend hielten sie an einer Raststätte, um zu tanken und zu essen. Rue zeigte Farley, wie man eine Zapfsäule bedient, und sein Stolz über die einfache Tätigkeit war anrührend.
Die Sterne funkelten schon, als sie auf dem Freeway nach Spokane unterwegs waren, bevor Farley wieder etwas sagte.
»Ich glaube noch immer, dass ich unter Sinnesverwirrung leide. Wie kann das alles bloß mit mir passieren?«
Rue verstand seine Gefühle nur zu gut, hatte sie doch die gleiche Zeitreise durchgemacht. »Du bist nicht verrückt, Farley.« Sie berührte kurz seinen Arm. »Das kann ich dir versichern. Allerdings geht hier etwas wirklich Sonderbares vor sich, und ich schulde dir eine Entschuldigung, dass ich dich da mit hineingezogen habe. Es tut mir leid.«
Er wandte sich ihr überrascht zu. »Es war nicht deine Schuld.«
Rue behielt seufzend die Straße im Auge. »Hätte ich mich nicht an deinem Bein festgeklammert, als die Halskette zu wirken begann, wärst du jetzt wahrscheinlich nicht hier.«
Farley lachte leise. »Ich wäre noch immer dort und würde mich fragen, wie eine vor mir stehende Lady von einem Moment auf den anderen verschwinden kann, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
»Ich glaube, was mich am meisten stört, ist, dass man bei der ganzen Sache keinen Faden aufnehmen und zu einer logischen Erklärung verfolgen kann. Ich mag keine Rätsel.«
Farley ging Rues Sammlung an Kassetten durch. »Da wir von Rätseln sprechen«, meinte er und drehte eine Kassette hin und her. »Das ist die verrückteste Sache, wie ihr eine Stimme und eine ganze Menge Klavierspieler und Geiger in eine so kleine Schachtel stecken könnt. Wo wir gegessen haben, haben sie die Dinger verkauft.«
»Kassetten bekommt man fast überall. Und es gibt nicht nur Kassetten. Du kannst auch Bücher und alle Arten von Unterrichtsmaterial kaufen.«
Farley grinste. »Eine Kassette habe ich in diesem Rasthaus gesehen, die mich interessiert. Sie hieß ‚Scharfe Mütter auf Rädern‘.«
Wieder lachte Rue. »Ich habe nicht behauptet, dass alles Literatur ist.«
»Was genau ist eine ‚scharfe Mutter‘?«
»Das sage ich dir, wenn du älter bist.«
»Ich bin sechsunddreißig!«
»Was du nicht sagst«, erwiderte Rue, und diesmal lachte er.
Mehrere Stunden später erreichten sie Spokane, und Rue hielt an einem großen Motel. Farley entpuppte sich als reichlich viktorianisch, als es darum ging, ein Zimmer miteinander zu teilen.
»Letzte Nacht hast du keine Probleme gehabt«, flüsterte Rue ungeduldig. Sie hatte ein Doppelzimmer verlangt, und Farley hatte sofort widersprochen und um zwei Einzelzimmer gebeten. Der Angestellte wartete schweigend auf eine Entscheidung.
Farley zog Rue von der Rezeption weg. »Wir sind nicht verheiratet«, presste er hervor.
»Toll!« Rue stützte die Hände in die Hüften. »Wir waren letzte Nacht auch nicht verheiratet!«
»Das war etwas anderes. Dies hier ist ein öffentlicher Ort.«
»Als ob die Betten in der Eingangshalle stehen würden«, murmelte sie seufzend und nahm angrenzende Räume.
Sie waren im ersten Stock untergebracht mit einer umlaufenden Galerie.
» Gute Nacht«, sagte sie knapp, nachdem sie Farley gezeigt hatte, wie er seine Tür mit der Plastikkarte öffnete, die als Schlüssel diente. Es gab eine Verbindungstür zwischen den beiden Räumen, aber Rue hatte sich vorgenommen, sie nicht zu benützen. »Iss nicht die Erdnüsse, und trink nicht den Whisky aus dem kleinen Kühlschrank«, warnte sie. »Alles kostet ungefähr viermal so viel wie anderswo.«
Farleys müde blaue Augen funkelten voll Humor. »Ich achte nur auf deinen Ruf als Lady«, sagte er und spielte offenbar auf die Auseinandersetzung wegen der Unterbringung an.
»Ich habe einen Ruf als Reporterin«, erwiderte sie und verschränkte ihre Arme. »Niemand hat mich jemals beschuldigt, eine Lady zu sein.«
Farley stellte ihren Koffer ab und schob seine Finger unter den Bund ihrer Jeans. Mit einem Ruck zog er sie an sich. »Jemand beschuldigt dich jetzt«, widersprach er heiser und gab ihr einen langen, tiefen Kuss, der sie beben ließ. »Du bist ganz Frau, heiß wie ein Brandeisen, und wie du dich aufführst, wenn ich dich nehme, würde jeder hier wissen, was passiert. Ich will das nicht – dieses Stöhnen und die Schreie und das Ächzen, das gehört mir, und mir allein.«
Rues Gesicht war dunkelrot. Sie hatte als Journalistin von Kollegen schon derbere Erklärungen gehört,
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