Das Geheimnis der antiken Kette
merken wirst, wenn ich weg bin.«
Farleys Gesicht verriet, dass ihm die Vorstellung einer herumreisenden Frau gar nicht gefiel.
Sie legte die Steaks unter den Grill. »Farley, du musst bereits festgestellt haben, dass ich viel Geld besitze. Ich werde nicht wegen eines Auftrags von hier losjagen, bevor die Tinte auf unserer Heiratsurkunde trocken ist, aber ich habe eine Karriere, und die werde ich gelegentlich wieder aufnehmen wollen.«
Farley fand das Besteck und deckte den Tisch. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein viktorianischer Mann, erledigte jedoch auch Tätigkeiten, die für gewöhnlich als Aufgaben für Frauen galten. Rue hegte große Hoffnungen, was ihn anging.
Er sah sie müde und verwirrt an. »Und wenn wir ein Kind bekommen? Ein Kleinkind braucht eine Mutter.«
»Da stimme ich zu, Mr Haynes«, sagte sie und wollte die Arme um ihn schlingen und ihn küssen. »Wenn wir ein Kind bekommen, werden wir uns gemeinsam darum kümmern.«
Nachdem sie gegessen hatten, als wären sie irgendein gewöhnliches Paar am Ende eines langen Tages, räumten sie gemeinsam die Küche auf. »Müde?«, fragte sie.
Daran, wie seine Wangen sich dunkel färbten, erkannte sie, dass er wieder wegen dieser vorehelichen Geschichte stur sein wollte.
»Hör mal«, sagte sie seufzend, »du kannst bis nach der Hochzeit dein eigenes Zimmer haben.«
Sie teilte ihm das große Schlafzimmer zu und bezog selbst ein kleines, in dem sie als Kind geschlafen hatte.
Nach dem Frühstück vor Sonnenaufgang gingen Rue und Farley im leichten Novemberschneefall zu dem Pferdestall hinüber. Die Lichter brannten, und einer der Helfer und Wilbur fütterten und tränkten die wertvollen Pferde. Soldier, der Hirtenhund, überwachte die Vorgänge und kam Rue und Farley bellend entgegen.
Farley lächelte und kraulte den Hund hinter den Ohren, von denen eines weiß und das andere schwarz war. »Braver Junge«, sagte er.
Rue traf mit Wilbur zusammen, der ihr entgegenhinkte. »Wo ist eigentlich dieser Hengst, von dem Sie mir geschrieben haben? Den wir vor sechs Monaten gekauft haben?«
Wilbur fuhr sich mit den Fingern durch Haare, die nur noch in seiner Erinnerung existierten. »Lobo. Seine Box ist auf der anderen Seite der Betonwand. Musste ihn von den Stuten trennen, sonst hätte er alles auseinandergenommen.«
»Lobo?«, wiederholte Rue. »Das ist ein alberner Name. Sie haben zu viele Cowboyfilme gesehen, Wilbur.«
Der alte Mann blinzelte Farley zu. »Es gibt gar nicht zu viele Cowboyfilme. Unmöglich. Verdammt, als der Duke starb, haben die Leute in Hollywood aufgehört, gute Westernfilme zu machen.«
Rue fühlte Farleys fragenden Blick. »Filme sind wie Fernsehen, erzählen aber eine Geschichte.«
»Wer ist dieser Duke, von dem Wilbur gesprochen hat? Ich dachte, wir haben keinen Adel in Amerika.«
Rue lächelte. »Es gab einen sehr populären Schauspieler namens John Wayne. Sein Spitzname war Duke.«
Farley stieß einen langen, leisen, bewundernden Pfiff aus, als er den herrlichen Hengst hinter der Boxentür erblickte. »Bist du schon zugeritten, Junge?«, fragte er und trat näher.
»Sicher ist er das«, antwortete Wilbur.
Rue blickte nervös von dem wild tänzelnden Pferd zu Farley. »Ich glaube nicht …«
»Wo finde ich einen Sattel?«, unterbrach Farley. An seinem Gesicht war zu erkennen, dass er sich nicht von einem Ritt abbringen lassen würde.
Wilbur brachte alles Nötige, und Farley öffnete die Boxentür, trat ein und redete ruhig auf Lobo ein. Jenseits der Fenster fiel noch immer Schnee im ersten grauen Licht des Morgens.
Rue biss sich auf die Lippe und wich zurück. Sie wusste, dass Farley ihr nie verziehen hätte, wenn sie widersprechen würde.
Wilbur sah zu, wie Farley den Hengst so geschickt sattelte, dass Rue vor Stolz einen Kloß in der Kehle verspürte. Endlich führte er das Tier aus der Box und durch das Tor in den Pferch hinaus.
Lobo war unruhig, wieherte und schleuderte seinen Kopf hoch, während er zur Seite tänzelte.
»Sind Sie sicher, dass dieser Hengst zugeritten ist?«, fragte Rue, als Farley einen Fuß in den Steigbügel stellte und sich in den Sattel schwang.
»So ziemlich«, antwortete Wilbur lakonisch.
Lobo stieß einen Wutschrei aus, als er den Mann auf seinem Rücken fühlte. Er stemmte die Hinterbeine ein, und seine schwarzen Flanken bebten, als er sich auf Widerstand vorbereitete. Mehrere Rancharbeiter hatten sich versammelt und sahen vom Zaun aus zu.
»Verdammt«, stieß Rue hervor, »dass ist
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