Das Geheimnis der antiken Kette
nicht lustig!« Sie wollte schon losmarschieren und Lobo am Zaumzeug festhalten, als Wilbur sie am Arm abfing.
»Soll der Mann doch zeigen, woraus er gemacht ist«, sagte er, und Rue hätte schwören können, dass diese Worte nicht von dem Mann neben ihr, sondern von ihrem Großvater kamen.
»Das ist albern«, protestierte sie in wütendem Flüstern, obwohl sie wusste, dass Wilbur recht hatte.
Lobo hatte sich entschieden und »legte los«, wie Rues Großvater zu sagen pflegte. Er bäumte sich auf, als hätte ein zwanzig Pfund schwerer Kater seine Krallen in sein Fell geschlagen.
Farley sah cool und ruhig drein. Er gab dem Hengst sogar ein- oder zweimal die Sporen, nur um Lobo wissen zu lassen, wer die Show bestimmte.
Endlich beruhigte sich der Hengst mit einem ärgerlichen Wiehern und ließ Farley einmal durch das Gehege reiten. Die Rancharbeiter pfiffen und jubelten, und Rue wusste, dass Farley den ersten Schritt getan hatte, um sich einen Platz in Ribbon Creek zu schaffen.
Farley ritt zu dem Zaun, sprach mit den Männern und schüttelte ihnen die Hände.
Rue traf ihn im Stall, wo er Lobo absattelte. »Das war ein feiner Ritt, Marshal.«
Farley blickte nicht von dem Pferd weg. »Das ist ein feines Pferd.«
Rue nickte. »Die Männer mögen dich. Wahrscheinlich weißt du, dass sie gern Streiche spielen, um zu sehen, ob sie dich aus der Reserve locken können.«
»Ich kenne mich mit Rancharbeiten aus, Rue«, erwiderte er leicht amüsiert. »Mach dir keine Sorgen. Die Jungs und ich werden gut zurechtkommen.«
Rue seufzte. »Vielleicht bin ich wie Wilbur. Vielleicht habe ich zu viele Western im Fernsehen gesehen.«
Da es zwei Meilen bis zum Highway waren, ließ Rue zuerst Farley ans Steuer. Er kam einmal von der Straße ab und ließ den Landrover durch den Bach jagen, von dem die Ranch ihren Namen hatte, wobei er wie ein Rebell jauchzte, der einen Überfall anführte.
Rue fand, dass er besser reiten konnte.
Die Fahrt in die Stadt dauerte eine halbe Stunde, und im Supermarkt kam Farley noch immer nicht aus dem Staunen heraus angesichts der breiten Gänge und des bunten und komplizierten Angebots an Kartons und Dosen und Flaschen.
Als sie endlich auf dem Parkplatz zwei volle Einkaufswagen in den Landrover umluden, wirkte der Marshal ein wenig benommen. Während der ganzen Heimfahrt drehte er sich um und holte Waren aus den Tüten, um sämtliche Aufdrucke zu lesen.
»Kein Wunder, dass ihr Frauen mit euren kurzen Röcken in so viele Schwierigkeiten kommt«, bemerkte er endlich, als sie von dem Highway zur Ranch abbogen. »Alles kann innerhalb von fünf oder zehn Minuten gekocht werden, und dann habt ihr auch noch alle möglichen Geräte, wie diese Waschmaschine. Ihr habt zu viel Freizeit.«
Rue lächelte. »Diesmal lasse ich dir deine chauvinistische Bemerkung noch durchgehen, weil du neu bist.«
»Chauvinistisch?« Farley sah verwirrt, aber sicher nicht eingeschüchtert drein.
»Das ist ein anderer Ausdruck für einen dickköpfigen Cowboy aus dem Jahr 1892«, erklärte Rue, ehe sie die Feinheiten erläuterte.
Farley seufzte, als es vorüber war. »Ich glaube trotzdem, dass ihr zu viel Freizeit habt«, sagte er. Er blickte auf die schneebestäubten Ebenen der Ranch hinaus, und das Verlangen, dem engen Landrover zu entfliehen, war auf seinem Gesicht zu erkennen.
»Ich wette, du willst eines der Pferde satteln und dir alles ansehen«, bemerkte Rue, als sie vor dem Haus hielt.
Er lächelte erleichtert und voll Vorfreude, und sobald sie die Einkaufstüten in das Haus getragen hatten, eilte er zum Stall.
Da sie wusste, dass Farley eine Zeit lang für sich sein musste, um sich einzugewöhnen, räumte Rue die Lebensmittel weg und zog sich in das Arbeitszimmer zurück, um einige Anrufe zu erledigen. Farleys altmodisches Bestehen auf einer Heirat war ihr keinen Moment entfallen, und dank ihrer vielen Reisen hatte sie praktisch alle nur erdenklichen Kontakte.
Es dauerte nicht lange, bis sie eine legale Identität für Farley arrangiert hatte, komplett mit Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer und sogar Unterlagen von einem College im Mittleren Westen.
Farley kam erst am Nachmittag wieder, und sein Lächeln war so blendend wie Sonnenschein.
Rue folgte ihm in das Wohnzimmer. »Wir können in ein paar Tagen heiraten«, erklärte sie. »Du wirst als reale Person aus Fleisch und Blut anerkannt.«
Farley kauerte sich vor den Wohnzimmerkamin, um nachzulegen. »Das klingt nach einer guten Nachricht«, bemerkte
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