Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
hatten die Hüte tief in die Stirn gezogen und die Mantelkrägen hochgestellt. Ihre Schuhe hinterließen nasse Spuren auf dem Boden.
    »Das Wetter ist nicht einmal etwas für einen Wasserbüffel, geschweige denn für einen Menschen«, keuchte Mr Shuttleworth.
    Lillys Vater nahm ihm zögernd den Koffer ab. »Kommen Sie, Mr Shuttleworth, bringen Sie Ihre Sachen in Charlies Zimmer. Er ist nach Marlow House gegangen und hilft, dort alles dicht zu machen. Ich kann nicht sagen, dass wir ihn die letzten Tage sehr gebraucht haben. Außer zwei Lakritzstängeln und einem Pflaster haben wir nichts verkauft. Wie läuft Ihr Geschäft?«
    »Auch sehr ruhig.«
    »Gut, gut«, sagte ihr Vater und ging seinem Gast ungewöhnlich energisch voraus. »Ich kenne einen Familienbetrieb in Alton Barnes, der Ihr Dach zu einem fairen Preis reparieren würde. Soll ich Ihnen den Namen geben?«
    »Da wäre ich Ihnen sehr verbunden, Mr Haswell.«
    Lilly war überrascht, wie herzlich ihr Vater Mr Shuttleworth aufnahm. War er so erfreut zu hören, dass das Geschäft seines Konkurrenten auch nicht besser lief als das seine? Auf der Schwelle wandte er sich um. »Sie können wieder ihr altes Zimmer haben, Mr Baylor – wenn Sie nichts gegen die Enge haben.«
    »Absolut nicht, Sir.«
    Als die beiden älteren Männer durch die Tür verschwanden, lächelte Lilly Francis zu. »Es wird wie in alten Zeiten sein.«
    Sein Blick ruhte auf ihr. »Meinst du?«
    Sie zögerte. »Lass mich dir mit den nassen Sachen helfen.« Sie nahm seinen Hut, während er seinen Mantel an einen Haken hängte und ihr dann durch die Labor-Küche in die schlichte frühere Speisekammer folgte. »Ich hatte leider noch keine Zeit, das Bett zu machen.«
    »Ich helfe dir.«
    Sie bückte sich und nahm zwei Ecken des Schutzbezugs in die Hand. Ein Bett von nicht einmal einem Meter Breite lag zwischen ihnen. Auf der anderen Seite bückte Francis sich ebenfalls und griff nach dem Bezug. Er kam ihr mit den zwei Ecken, die er in der Hand hielt, entgegen. Ihre Finger berührten sich, als sie ihm die leichte Decke abnahm. Dann ging er ans Fußende des Bettes und nahm dort ein Ende, während sie die oberen Enden ergriff. Wieder legten sie die Decke zusammen, wobei Francis um das Bett herumging, weil der Abstand sonst zu groß gewesen wäre. Als sie diesmal die Enden nehmen wollte, hielt er sie fest. Wieder berührten sich ihre Hände und er neigte den Kopf, sodass er ganz dicht vor ihrem war. Sie tat einen flachen Atemzug und zog stärker, bis er losließ.
    Er half ihr, ein frisches Laken aufzuziehen, steckte die Enden unter die Matratze und breitete die Bettdecke darüber, während sie das Kissen aufschüttelte.
    Als sie fertig waren, streckte er ihr förmlich die Hand hin, wie Mr Shuttleworth es getan hätte. »Sie sind sehr freundlich, Miss Haswell. Ich danke Ihnen.«
    Zögernd legte sie ihre viel kleinere Hand in seine. »Sie sind herzlich willkommen, Mr Baylor.«
    Statt ihre Hand loszulassen, hielt er sie mit sanftem Nachdruck fest. In seinen großen braunen Augen schien eine unausgesprochene Frage zu stehen, aber gleichzeitig funkelten sie spitzbübisch. »Wie machst du das, dass deine Hand kälter ist als die sie umgebende Luft?«
    Sie sagte mit etwas zittrigem Lachen: »Das ist eine besondere Gabe.«
    Er hob ihre Hand hoch und presste seine warmen Lippen auf ihre kalten Finger. Sie empfand einen angenehmen Schauer und gleichzeitig eine nervöse Spannung bei dieser Intimität.
    Er straffte sich, hielt die Augen jedoch gesenkt. Ruhig fragte er: »Du und Dr. Graves … habt ihr euch in London kennengelernt?«
    Bei der Erwähnung von Dr. Graves blinzelte Lilly. Der angenehme Schauer war verflogen. Sie schüttelte den Kopf, um die unangenehmen Gefühle, die sie überfielen, loszuwerden.
    Er missverstand die Geste und runzelte die Brauen. »Nicht?«
    »Nein. Ich meine, ja.«
    Seine Stimme und Haltung verrieten Anspannung. »Ist er der Arzt, den deine Tante missbilligt hat?«
    Sie nickte und entzog ihm sanft ihre Hand. »Ich hoffe, du wirst dich hier wohlfühlen. Lass mich wissen, wenn du noch etwas brauchst.«
    Er holte langsam und tief Atem, wobei sein breiter Brustkorb sich hob und senkte. »Ich möchte viele Dinge, Miss Haswell.«
    Seine Augen waren seltsam ängstlich.
    Sie fragte nicht, was er wollte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte.

    Der Regen und das kühle Wetter der letzten Woche hatten vielen Leuten Sommergrippen und Fiebererkrankungen beschert, sodass Mr

Weitere Kostenlose Bücher