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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Er führte ihr Pferd in den Stallhof.
    Lilly erhob sich und wollte aussteigen. Er streckte beide Hände aus, fasste sie um die Taille, hob sie ohne jede Anstrengung hoch und stellte sie auf den Boden. Wieder spürte sie, dass sie rot wurde. Es hätte genügt, wenn er ihr einfach die Hand gereicht hätte.
    »Sie sind sehr freundlich. Charlie ist bei Mr Timms, aber ich weiß, dass er Ihnen auch noch danken möchte. Ich werde …« Sie drehte sich um, um Charlie zu holen, doch Mr Marlow packte sie am Handgelenk und hielt sie fest.
    »Bitte warten Sie.« Ohne sie loszulassen, führte er sie in die Sattelkammer. »Ich freue mich für Ihren Bruder, aber bitte, machen Sie keinen Heiligen aus mir. Ich bekenne, dass ich dabei nur an Sie gedacht habe.«
    Sie holte scharf Luft. Ihr Herz hämmerte. Würde er denn jedes Mal, wenn sie ihn sah, diese Wirkung auf sie haben?
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Miss Haswell sprachlos?« Er grinste. »Ich staune.«
    Sie versuchte zurückzulächeln, doch ihre Erschütterung war so groß, dass sie nur ein Zittern der Lippen zustande brachte.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Was würde ein Mann nicht alles tun, damit eine Frau ihn so ansieht, wie Sie mich jetzt ansehen.« Er streckte die Hand aus und fuhr mit einem Finger ihr Kinn und ihre Kieferlinie nach. »Ich würde Sie gern küssen, Miss Haswell.«
    Sie schluckte.
    »Und ich muss bekennen, dass ich noch nie zuvor um Erlaubnis gefragt habe, wenn ich eine Frau küssen wollte.«
    Sie sagte mit zitternder Stimme: »Sie haben also schon sehr viele Frauen geküsst?«
    Er überlegte. »Sehr viele – das würde ich nicht sagen. Aber Sie habe ich noch nicht geküsst, Miss Haswell; daran würde ich mich erinnern.«
    Sie starrte ihn an, wie gebannt von seinen ungewöhnlichen Augen. Das eine war eine Spur dunkler als das andere. Oder war das eine grün und das andere braun?
    »Miss Haswell?«
    »Oh!« Sie fuhr zusammen. »Entschuldigen Sie.«
    Er beugte sich zu ihr hinunter. »So, nun können Sie mich ganz genau betrachten.«
    Einen Augenblick lang tat sie genau das. Sie studierte seine Augen, seine dunklen Wimpern und Brauen. Seine ausgeprägten Wangenknochen und die Barthaare, die sich wie Nadelstiche unter der hellen Haut abzeichneten.
    »Fehlt etwas?«, fragte er. »Oder habe ich vielleicht ein Gerstenkorn?«
    Sie schüttelte den Kopf und betrachtete ihn weiter, die schmalen Lippen und die Nase; seine Nasenlöcher schienen sich unter ihren forschenden Augen zu weiten.
    Als ihr Blick zu seinen Augen zurückwanderte, sah sie, dass sie vor unterdrücktem Lachen funkelten. »Brauche ich einen Apotheker oder genügt ein Kuss?«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Ich kann Ihnen nicht erlauben, mich zu küssen.«
    Er seufzte dramatisch. »Genau deshalb frage ich normalerweise nicht.«
    Sie straffte sich. »Aber vielleicht könnte ich Sie auf die Wange küssen, Mr Marlow. Weil Sie meinen Bruder gerettet haben.«
    Seine Brauen wölbten sich hoch. »Ein Kuss aus Dankbarkeit? Das ist nicht gerade meine Lieblingssorte.«
    Sie kam sich töricht vor und wollte sich abwenden. »Dann tut es mir leid.«
    Er drehte sie sanft wieder zu sich um.
    »Nein. Mir tut es leid. Ich hätte leidenschaftlich gern einen Dankbarkeitskuss von Ihnen, Miss Haswell.«
    Sie wusste, dass er sich höchstwahrscheinlich nur einen Spaß mit ihr machte, doch ihre unendliche Dankbarkeit erstickte jedes andere Gefühl in ihr.
    Er beugte sich wieder nach unten. Sein Gesicht war ganz nah, sonst hätte sie ihn auch gar nicht erreicht. Seine Hände, vermutete sie, hatte er hinter dem Rücken verschränkt – wo sie hoffentlich auch bleiben würden.
    Sie lehnte sich langsam nach vorn, zu seiner Wange. Doch im letzten Augenblick drehte er den Kopf, sodass sie ihn stattdessen auf die Lippen küsste. Ihre Lippen berührten sich, nur einen Augenblick lang, doch dieser Augenblick kam ihr sehr lang vor. Es dauerte nur einen Herzschlag, vielleicht zwei. Als sie ihre Lippen von den seinen löste, war das Lachen aus seinen Augen verschwunden.

41

    Doch ein »Willkommen!« ruft die Mode dir,
die Fürstin walzt, Gesinde walzt mit ihr.
    Lord Byron
    Im Speiseraum des Kaffeehauses half Lilly Mary dabei, die Tische beiseite zu schieben und die Stühle aufeinanderzustellen, damit sie den Fußboden wischen konnten. Als der große Raum sauber gefegt und gewischt vor ihnen lag, stellte Lilly theatralisch ihren Schrubber mit dem Kopf nach oben vor sich hin und knickste davor.
    »Ich wäre erfreut,

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