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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Stunden waren langsam vergangen, aber es fühlte sich unendlich viel länger an. Ihr Vater schlief friedlich und der Roman war nicht besonders fesselnd. Vielleicht sollte sie lieber zu Bett gehen.
    Plötzlich klopfte es an der Wohnzimmertür und Francis trat ein, noch bevor sie etwas sagen konnte. Er sah sehr männlich und ausnehmend gut aus in dem dunklen Mantel und der dunklen Hose, den Hut in der Hand.
    Sie stand auf. »Francis. Was machst du denn hier?«
    »Es hat mir keinen Spaß gemacht, weil du nicht da warst.«
    Sie war geschmeichelt und verärgert zugleich. »Du hättest nicht zu kommen brauchen. Es ist nicht nötig, dass wir beide fehlen.«
    »Das ist mir egal.«
    »Aber Miss Robbins hat doch gesagt, dass du so ein guter Tänzer bist.«
    »Mr Shuttleworth hat mir ein paar Sachen gezeigt, das stimmt.« Seine Augen funkelten. »Schade, dass du den Anblick verpasst hast. Mr Shuttleworth in purpurgoldener Weste, wie er einen Kotillon tanzt.«
    Sie lachte leise. »Ich kann es mir gut vorstellen. Aber ich hätte auch dich gerne tanzen sehen. Miss Robbins hat sicher fest mir dir gerechnet.«
    Er zuckte leichthin die Achseln. »Sie hat mit Mr Marlow getanzt, als ich ging, und den nächsten Tanz hatte sie Mr Shuttleworth versprochen.«
    Sie fragte sich, ob er vielleicht enttäuscht war. War er deshalb zu ihr gekommen?
    Er sagte freundlich: »Sie haben wenig Abwechslung gehabt, seit Sie aus London zurückgekommen sind, Miss Haswell, und viel zu viel gearbeitet. Dass du das Fest verpasst hast, tut mir leid, Lilly. Ich hoffe, deinem Vater geht es besser.«
    »Ja, das Fieber ist gesunken. Er schläft jetzt.«
    »Gut. Gut.«
    Verlegen standen sie einen Augenblick voreinander, bis Francis sagte: »Mary hat mir von dem Tanzunterricht erzählt, den du ihr gegeben hast. Das wiederum bedauere ich, verpasst zu haben.«
    Lilly verzog das Gesicht. »Vor Publikum hätte ich das nie gemacht!«
    Er lächelte, einen warmen Schimmer in seinen dunkelbraunen Augen. »Wie du sagst, es bringt nichts, wenn wir beide die Unterhaltung versäumen, die dieser Abend für uns bereitgehalten hätte. Wir könnten einfach hier ein bisschen tanzen.«
    »Hier?« Sie sah sich skeptisch in dem kleinen Raum um.
    »Warum nicht? Wir könnten den Walzer ausprobieren, den Mary mir geschildert hat. Obwohl ich überrascht bin, dass deine Tante und dein Onkel dir einen solch skandalösen Tanz erlaubt haben.«
    Ihre Wangen wurden heiß. »An der normalen Position ist nichts Skandalöses, höchstens an der geschlossenen.«
    Er trat einen Schritt näher. »Und wie sieht diese geschlossene Position aus?«
    Sie wusste genau, dass sie sich jetzt weigern musste, es ihm zu zeigen, ja, dass sie das Zimmer verlassen sollte, doch zugleich fühlte sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Es machte sie froh, dass er zu ihr gekommen war, und überrascht merkte sie, dass sie ihn gern berühren wollte.
    Zögernd streckte sie die Hände aus. »Ich würde meine Hände hierhin legen …« Sie legte die Hände leicht auf seine Oberarme und spürte die festen Muskeln unter dem Mantelstoff.
    Er sah ihr in die Augen und fragte leise: »Und wo lege ich meine hin?«
    Sie sog heftig die Luft ein. Ihre Nerven kribbelten, ihre Kehle war eng geworden. »Um meine … Taille.« Sie war dankbar, dass sie die Hände nicht ineinanderlegen mussten, denn dann hätte er gespürt, wie feucht die ihren waren.
    Seine großen Hände legten sich warm um ihre Taille, doch sein Blick ließ sie keine Sekunde los. Sie hatte Mühe, ihn zu erwidern, so nah war ihr sein Gesicht. »Du machst einen Schritt nach vorn und ich einen zurück.«
    Er trat vor, wie sie gesagt hatte, doch seine Hände hielten sie fest, sodass sie nicht zurücktreten konnte, und er sie praktisch an sich zog. Sein Mund war angespannt, aus seinen dunklen Augen leuchtete die Sehnsucht.
    Sie wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf ihre Hände, die auf seinen Armen lagen. »Die Tanzpartner müssen eine angemessene Distanz einhalten«, sagte sie und wiederholte damit die Anweisungen ihres Wiener Tanzlehrers. »Die Körper dürfen sich nicht berühren.«
    »Schade«, flüsterte Francis. Sein warmer Atem strich warm über ihre Schläfe und ihr Ohr. Er beugte sich vor, sein Gesicht kam immer näher, doch noch immer mied sie seinen Blick. Sie wollte das nicht, oder doch? Es war doch Francis, der sie hier festhielt – was tat sie da eigentlich? Sie wusste, dass sie nur aufzublicken brauchte, dann würde er sie küssen. Ihr Herz

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