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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gelangt?
    Sie wäre gern zu Tante Elliott gegangen und hätte sie gefragt, aber das war jetzt nicht möglich. Also nahm sie den Schmuck an sich und machte sich auf die Suche nach ihrem Onkel, der jedoch in seinem Lieblingssessel in der Bibliothek eingenickt war. Sie ging wieder ins Zimmer ihrer Tante, legte sorgfältig alle Schmuckstücke an ihren Platz zurück und verschloss das Kästchen, dessen Inhalt nun wertvoller für sie war als je zuvor. Ihre Fragen konnten warten.
    Allerdings nicht lange.

9

    Lauf nach Bucklersbury und hol zwei Unzen
Drachenwasser, Walrat und Melasse.
    Westward Ho, 1607
    Am nächsten Morgen ging es ihrer Tante noch nicht besser und sie blieb im Bett.
    »Aber du gehst Einkäufe machen, wie wir es geplant hatten«, sagte sie. »Nimm Dupree mit.«
    »Das Einkaufen kann warten.« Lilly legte ihre Handschuhe beiseite und setzte sich auf die Bettkante zu ihrer Tante. »Ich bleibe hier und lese dir vor.«
    Ihre Tante tätschelte ihr die Hand. »Ich möchte am liebsten schlafen, Liebes. Und außerdem fühle ich mich besser, wenn ich weiß, dass du etwas tust, das dir Spaß macht.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja, Liebes. Ich fürchte, dein Onkel hat die Kutsche genommen, aber …«
    »Ich nehme eine Droschke. Das macht mir überhaupt nichts.« Eigentlich war sie sogar erleichtert. So würde nur die Dienerin wissen, wo sie den Tag verbracht hatte.
    In Begleitung der Zofe ihrer Tante stieg Lilly in eine Mietdroschke und befahl dem Kutscher, sie nach Bucklersbury zu bringen. Dort gab es eine Straße, in der sich Apotheke an Apotheke reihte, und die deshalb den Namen Apothekerstraße trug.
    Dupree sah sie überrascht an. »Ich dachte, wir gehen einkaufen.«
    »Das tun wir ja auch. Aber keine Hauben und Bänder und solche Dinge.«
    »Geht es Ihnen nicht gut, Miss?«
    »Doch, ich bin wohlauf. Nur neugierig.«
    Sie hatte schon ein oder zwei Mal daran gedacht, diese Straße aufzusuchen, die Idee aber immer wieder fallen lassen. Doch irgendwie hatte das Gespräch mit Dr. Graves über Ärzte und Apotheker – und auch die Entdeckung der letzten Nacht – ein Unbehagen in ihr geweckt. Sie vermisste ihr Zuhause.
    Sie erreichten Bucklersbury, das östlich von Cheapside lag, stiegen aus und Lilly bezahlte den Kutscher.
    Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Dupree den Hals reckte, um eine schmale Straße hinunterzuspähen, die von den Geschäften wegführte.
    »Was ist denn, Dupree?«
    »Ich kenne diesen Ort, Miss. Meine Schwester wohnt in der Straße da unten.«
    »Wirklich? Dann musst du sie unbedingt besuchen, während ich mir die Geschäfte ansehe.«
    »Ganz allein, Miss?«
    »Ich bin hier völlig sicher und werde auch nicht weit weggehen. Wir treffen uns wieder hier, sagen wir, in einer Stunde?«
    »Aber die Herrin …«
    »Wir werden die Einzelheiten darüber, wie wir den Nachmittag verbracht haben, für uns behalten. Einverstanden?«
    Dupree lächelte. »Gut, Miss.«
    Lilly sah Dupree nach, wie sie die Gasse hinunterhastete. Dann schloss sie die Augen und atmete tief ein. Vertraute und fremde Gerüche stiegen ihr in die Nase. Auch die Geräusche waren bekannt und fremd zugleich. Ihr Vater hatte ihr von der Apothekerstraße in London erzählt, wo sich in fast jedem Haus ein Apotheker, Drogist oder Kolonialwarenhändler niedergelassen hatte. Er hatte in den zwei Jahren, die er in London lebte und bei der Worshipful Society of Apothecaries in die Lehre ging, viel Zeit dort verbracht. Schon immer hatte sie die Apothecaries's Hall sehen wollen und den Heilpflanzengarten der Gesellschaft in Chelsea, doch zunächst würde sie sich Bucklersbury anschauen.
    Sie schlenderte die Straße entlang und betrachtete die Auslagen in den Bogenfenstern. Es sah aus wie in der Apotheke ihres Vaters in Bedsley Priors. Sie las die Werbung für die neuesten Arzneimittel und lächelte zufrieden, als sie die Exotica sah – unter einem Vordach hing ein Hai, unter einem anderen ein Kugelfisch. Dort stand die Statue eines amerikanischen Indianers, hier ein geschnitztes Rhinozeros, eines der Symbole aus dem Wappen der Apothekergesellschaft. Eine Mutter in elegantem Promenadenkleid und einem mit Früchten bestückten Hut hatte ihren kleinen Sohn vor dem hölzernen Tier hochgehoben. Der Junge griff neugierig nach dem Horn auf dem Rücken des Rhinozerosses. Ein zweites Horn zierte seine Nase.
    Anders als zu Hause wurden die Waren hier laut angepriesen. Kostenlose Proben wurden angeboten, Allheilmittel versprochen. Je weiter sie die

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