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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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beiden Seiten seines zu einem schwachen Lächeln verzogenen Mundes bildeten sich Grübchen.
    »Auch für Sie.« Du meine Güte. Wenn der unmoderne Oberlippenbart nicht gewesen wäre, wäre er hübscher als sie selbst.
    Sie gingen langsam weiter, schwiegen eine Zeit lang und genossen den Sonnenschein und die verwunschene Atmosphäre des Parks.
    Er räusperte sich. »Es war sehr freundlich von Ihnen, mich nicht zu verraten.«
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu verteidigen.«
    Er sog heftig die Luft ein. »Ich bin nicht freundlich, Miss Haswell. Ich fühlte mich moralisch dazu verpflichtet. Trotzdem hätte ich beinahe geschwiegen, weil ich Angst hatte, dass man mich wegen meiner Untätigkeit zur Rechenschaft zieht. Ich glaube, Dr. Porter war einfach nur zu verärgert über Sie, als dass es ihm klar wurde.«
    Oder zu betrunken .
    »Warum war er eigentlich so ärgerlich?«
    »Ich fürchte, die meisten Ärzte sind heutzutage mehr oder weniger in der Defensive. Sie wissen es wahrscheinlich nicht, aber im Augenblick herrscht ein ziemlicher Streit zwischen den verschiedenen Ausübenden der Medizin – Ärzten, Wundärzten und Apothekern. Ärzte sind am besten dafür qualifiziert, Krankheiten zu behandeln und Medikamente zu verschreiben, doch das hält die anderen nicht davon ab, in der rechtmäßigen Domäne der Ärzte zu wildern.«
    Lilly biss sich heftig auf die Lippen, damit sie schwieg und nicht auf die Idee kam, die Rechte und Fähigkeiten ihres Vaters zu verteidigen.
    Mr Graves fuhr fort: »Zurzeit wird im Parlament darüber debattiert, wem was zu tun erlaubt werden sollte. Wenn es nach Männern wie Dr. Porter geht, dürfen Apotheker nicht mehr tun, als die Rezepturen, die die Ärzte verschreiben, zuzubereiten und auszuhändigen. Damit stehen sie auf derselben Stufe wie Chemiker.«
    Zorn wallte in ihr auf, aber sie beherrschte sich. »Und wären Sie mit einer solchen Regelung einverstanden, Sir?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß noch nicht genau, was ich denken soll. Bis jetzt werden nur die Ärzte an den Universitäten ausgebildet, das bedeutet, dass jeder, der Mörser und Stößel in die Hand nimmt, ein Schild aufhängen und sich Apotheker nennen kann.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber es gibt eine lange Tradition der Lehre und Ausbildung bei einem Meister der Apothekergesellschaft, der sein eigenes Labor und seinen eigenen Heilpflanzengarten besitzen muss …«
    Er blieb ruckartig stehen und starrte sie an.
    »So habe ich es jedenfalls gehört.«
    Sie ging rasch weiter und wechselte das Thema. »Darf ich fragen … warum haben Sie nichts getan, als Mr Price-Winters umgefallen ist?«
    Er seufzte. »Es war wieder einmal die Angst – mein alter Fluch.«
    »Angst wovor?«
    Er hob die Schultern. »Angst vor Autorität, Angst zu versagen, Angst vor den Konsequenzen … ja sogar Angst davor, mit einer schönen Frau zu tanzen.«
    Ihr Magen flatterte. »Du liebe Zeit«, sagte sie atemlos, »ich frage mich, ob Sie wirklich Arzt sein möchten.«
    »Es ist der Wunsch meines Vaters. Er hat für alle seine Söhne einen Beruf gewählt. Mein älterer Bruder wird das Gut übernehmen, obwohl er einen kirchlichen Beruf vorgezogen hätte. Mein anderer Bruder ist – widerwillig – Anwalt hier in der Stadt geworden. Und ich werde Arzt werden.«
    Er atmete tief ein, bevor er fortfuhr: »Ich bin noch nicht approbiert, Miss Haswell. Ich habe die feste Hoffnung, dass ich, wenn ich das Dokument, das aller Welt bestätigt, dass ich ein qualifizierter, fähiger Arzt bin, erst in der Hand halte, genau das sein werde.«
    Du meine Güte . Sie fragte freundlich: »Und wenn nicht?«
    »Daran vermag ich kaum zu denken. Meine Familie, mein Vater … nein. Ich muss das überwinden. Ich muss es schaffen.«
    Sie ließ den Kopf sinken und sagte: »Dann werde ich für Sie beten, Dr. Graves.«
    Sie sah, wie er zusammenzuckte.
    »Haben Sie etwas gegen das Beten oder gegen die Anrede?«
    »Verzeihen Sie. Sie können mich gern mit Doktor anreden, aber ich fürchte, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich mich wirklich daran gewöhnt habe.«
    Will Price-Winters war wieder da und winkte ihnen zu und sie und Dr. Graves gingen zu den Geschwistern hinüber, die jeder zwei Gläser mit rotem Berberitzeneis in den Händen hielten.

    In der folgenden Woche besuchte Lilly zusammen mit ihrer Tante und ihrem Onkel eine Gesellschaft. Sie trug wieder das gelbe Kleid und den Topasschmuck. Die Veranstaltung war ein Erfolg, aber ihre Tante litt unter

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