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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Karte mitgenommen, als sie ihre Familie verlassen hatte. Wo hatte sie sie hingeführt? Benutzte sie sie vielleicht, um die Ziele ihrer Reise festzulegen?
    Eine halbe Stunde später, Lilly lief noch immer unruhig in ihrem Zimmer auf und ab, klopfte das Hausmädchen und bat sie, zu Mr Elliott in die Bibliothek zu kommen. Lilly ging sofort nach unten.
    Ihr Onkel war allein. Er hatte eine Hand auf das Kaminsims gelegt. »Komm herein, meine Liebe. Setz dich.«
    Sie setzte sich auf einen der Stühle am Tisch und faltete die Hände. Auf der glänzenden Mahagonioberfläche des Tisches schimmerte der ruhige Schein einer Petroleumlampe.
    Er trat ruhig zu ihr und streckte ihr die offene Handfläche entgegen, auf der die schwarze Kette lag. Dann legte er das Schmuckstück behutsam auf den Tisch.
    Schließlich seufzte er, die Augen auf den Schmuck gerichtet. »Ganz ehrlich, ich hatte vergessen, dass sie da ist. Oder vielleicht hatte ich es auch einfach nicht mehr wissen wollen.«
    Sie schluckte und flüsterte: »Sie hat meiner Mutter gehört, nicht wahr?«
    Er sah sie traurig an. »Ja. Ich bin überrascht, dass du dich so genau daran erinnerst. Ach – ich vergaß: dein unfehlbares Gedächtnis.«
    Sie senkte den Kopf. »Nicht unfehlbar …«
    »Es war nicht als Kritik gemeint. Ich wünschte, mein Gedächtnis wäre nur halb so gut.«
    Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber und seufzte wieder. »Deine Tante wusste nicht, dass die Kette deiner Mutter gehört hat. Ich habe es ihr erst heute Abend erzählt.«
    Lilly war erleichtert, das zu hören, aber sie verstand es immer noch nicht. »Warum?«
    »Deine Mutter wollte nicht, dass Ruth es weiß.«
    »Das … das verstehe ich nicht. Was war das für eine Auktion?«
    »Es war keine öffentliche Auktion, auch wenn ich Ruth in dem Glauben ließ. Deine Mutter hat mich aufgesucht.«
    »Wann?«
    »Es muss jetzt etwa vier Jahre her sein. Ich wusste damals nicht, dass sie euch verlassen hatte. In meinem Hochmut dachte ich, dass dein Vater in Geldnöten sei und dass es ihr natürlich sehr schwerfiele, zu mir zu kommen und mich um Geld zu bitten.«
    Lilly wagte kaum zu atmen.
    »Sie sagte, sie böte das Stück lieber mir als einem Fremden an, weil ich es mehr schätzen würde. Ich nahm an, sie wollte, dass es in der Familie blieb. Ein ehrenhafter Grund, auch wenn es mich etwas frech dünkte, für etwas um Geld zu bitten, das unsere Eltern ihr geschenkt hatten.«
    »Was hat sie sonst noch gesagt? Wo hat sie gewohnt?«
    »Wie ich schon sagte, ich ging törichterweise davon aus, dass sie von Wiltshire zu mir gekommen war, weil ihr Geld brauchtet. Ich stellte ihr keine Fragen. Aber ich fürchte, ich habe einige recht grausamen Bemerkungen gemacht.«
    »Grausam?«
    »Darüber, dass dein Vater nicht in der Lage sei, für sie zu sorgen, dass wir alle recht gehabt hatten, als wir ihr von einer Heirat abrieten. Heute schäme ich mich für das, was ich damals gesagt habe.«
    »Ob sie wohl in London lebte oder nur auf der Durchfahrt war … war sie allein?«
    »Ja.«
    »Und sie bat dich, Tante nichts davon zu erzählen?«
    »Sie und Ruth waren schon als Kinder Freundinnen gewesen. Ich dachte, es sei ihr peinlich, wenn Ruth davon erführe.«
    »Vielleicht wusste sie, dass Tante mehr Fragen stellen würde als du. Fragen, die sie nicht beantworten wollte.«
    »Vielleicht.«
    »Hat sie sonst noch einmal um Geld gebeten?«
    Er zögerte nur eine Sekunde. »Nein, meine Liebe. Das war das einzige Mal, dass sie mich um Geld bat. Ich nehme an, sie besaß sonst nichts Wertvolles und war zu stolz, ein Almosen von mir zu erbitten.«
    Lilly schüttelte den Kopf, als sie an die peinliche Szene zwischen Bruder und Schwester dachte.
    »Es tut mir leid, Lillian. Ich wollte dich nicht hinters Licht führen, ich wollte dich nur nicht aufregen. Verstehst du das?«
    »Ja.« Sie stand langsam auf. »Versteht Tante es auch? Oder ist sie böse mit dir?«
    Er zuckte die Achseln. »Enttäuscht, glaube ich.«
    Lilly ging mit zitternden Knien zum Fenster. Draußen auf der Straße schimmerte das Licht der Laternen auf den nassen Pflastersteinen.
    »Geht es dir gut?«, fragte er.
    »Ja. Danke, dass du es mir erzählt hast.«
    Ihr Onkel erhob sich ebenfalls. »Du kannst die Kette gerne haben, Lillian. Ich bin sicher, deine Mutter wollte, dass du sie bekommst.«
    Lilly war sich nicht so sicher. Wusste überhaupt irgendjemand, was ihre Mutter wollte? »Komm, lass sie uns wieder einschließen, jedenfalls fürs Erste.«

    Am nächsten

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