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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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das nicht erzählt hast. Es ist keine romantische Geschichte. Ob mein armer Vater es wusste?«
    »Ich weiß es nicht, mein Liebes.«
    Lilly stand auf. Sie war erregt; die vielen neuen Einzelheiten kämpften mit den alten, falschen Eindrücken, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hatten. »Und hat … hat dieser Quinn seine Flotte bekommen und ist fortgesegelt?«
    Ruth blieb sitzen. »Nicht dass ich wüsste. Er ist immer noch mit der ehemaligen Miss Wolcott verheiratet. Allerdings scheint er keine gute Ehe zu führen. Ich sehe Daisy hin und wieder; sie ist fast immer allein. Den Gerüchten zufolge hat er eine Geliebte nach der anderen.«
    »Du glaubst doch nicht, dass Mutter …«
    Tante Elliott rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her, sah sie an, blickte wieder weg. »Soweit ich weiß, wurde die Beziehung vor über zwanzig Jahren beendet.« Sie schwieg. »Aber ich muss zugeben, als wir durch den Brief deines Vaters erfuhren, dass Rosamond ihn verlassen hatte, war ich nicht so überrascht, wie ich es gewesen wäre, wenn ich nichts von Quinn gewusst hätte. Ich hatte gehofft, dass Rosamond mit deinem Vater glücklich werden würde, aber ich war nie wirklich überzeugt davon.« Sie seufzte. »Mehr weiß ich leider nicht, Liebes. Ich habe keine Ahnung, wo sie hinging oder wo sie jetzt ist.«
    Lilly starrte aus dem Fenster im zweiten Stock hinunter auf die Straße, auf den vorbeifahrenden Verkehr und die Bäume im Hyde Park gegenüber. »Ich habe mir immer vorgestellt, dass sie auf einem Schiff weggefahren ist, übers Meer, und dass sie aufregende Abenteuer erlebt.«
    »Wirklich?«
    Lilly wandte sich um. Die Haltung ihrer Tante schien eine ihr unbekannte, dunkle Empfindung zum Ausdruck zu bringen.
    »Dann ist deine Fantasie sehr viel umfangreicher als meine.«

11

    So wie junge Menschen immer Irrtümer begehen werden,
werden ältere Menschen immer falsche Urteile fällen.
    Fanny Burney, Cecilia, 1782
    Den ganzen Tag und auch die folgende Nacht gingen Lilly Tausende von Gedanken durch den Kopf. Am frühen Morgen hielt es sie nicht mehr im Bett. Sie wollte rennen. Sie musste rennen. Doch wo in London konnte sie das tun? Wo war sie unbeobachtet, sodass ihr undamenhaftes Verhalten nicht gleich die Runde machen würde?
    Nirgendwo.
    Sie seufzte, nahm den Becher Schokolade vom Tablett auf ihrem Nachttisch und nippte daran. Schokolade hatte ihr immer dann geholfen, wenn sie traurig war, aber sie konnte ihre kribbelnden Glieder nicht beruhigen.
    Nach dem Frühstück bekam Lilly einen Brief. Sie nahm ihn mit ins Wohnzimmer, wo sie ihrer Tante bei der täglichen Handarbeit Gesellschaft leisten wollte. Ihre Tante lächelte ihr entgegen und Lilly lächelte zurück. Es war nicht nötig, dass eine von ihnen etwas sagte. Sie waren inzwischen vertraut genug miteinander, um an gemeinsamem Schweigen ebenso viel Vergnügen zu haben wie an einem Gespräch.
    Der Brief war von Mary. Als sie ihn öffnete, musste sie daran denken, dass es der erste war, den sie seit mehreren Wochen von ihr erhalten hatte.
    Als Lilly nach London gegangen war, hatte Mary ihr anfangs pflichtschuldigst alle vierzehn Tage, wenn nicht sogar wöchentlich, geschrieben. Und Lilly hatte zurückgeschrieben. Allerdings nicht immer so rasch, wie sie es eigentlich hätte tun sollen. Das erste Jahr war nicht einfach für sie gewesen und auch ihre Studien hatten sie sehr in Anspruch genommen. Und jetzt … sicher, frühmorgens, bevor die täglichen Pflichten begannen, hatte sie Zeit, doch die vormittäglichen Spaziergänge im Park, die nachmittäglichen Teestunden, die endlosen Abendveranstaltungen, bei denen es oft sehr spät wurde, ließen ihr kaum Zeit, nach Hause zu schreiben.
    Rasch überflog sie die wenigen, von Marys kleiner, geübter Hand geschriebenen Zeilen und wie immer, wenn sie die fröhlichen Berichte über ein neues Keksrezept, das Thema der Sonntagspredigt oder das jüngste Dorffest, an dem Mary zusammen mit Charlie, Francis und Miss Robbins teilgenommen hatte, las, durchdrang sie ein angenehmes, warmes Gefühl.
    Lilly wusste, dass sie zurückschreiben musste, aber was sollte sie erzählen? Sie wollte nicht von ihren neuen Kleidern schreiben, von den Bällen, den Einkaufsbummeln mit Miss Price-Winters in Bond Street und Pall Mall, von den Museen und Konzerten. Sie konnte nichts von Roger Bromley und den Aufmerksamkeiten, die er ihr erwies, erzählen – jedenfalls nicht Mary, die noch nie einen Verehrer gehabt hatte.
    »Von zu Hause?«, fragte Tante

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