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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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glaube ich nicht, Mr Bromley. Mein Vater hat zwar eine Zeit lang in London gelebt, aber das war vor vielen Jahren.«
    Ihre Tante kam weiteren Fragen zuvor, indem sie hinzufügte: »Und ihre Mutter ist vor mehreren Jahren von uns gegangen.«
    »Oh, das tut mir leid zu hören«, sagte Mrs Bromley. »Und Mr Haswell. Ist er …?« Die elegante Frau hob erwartungsvoll die Brauen, zu höflich, um zu fragen, ob ihr Vater einen Beruf hatte oder, noch schlimmer, ein Gewerbe betrieb.
    Ruth Elliott überging die unausgesprochene Frage gekonnt. »Ich bin sicher, es geht ihm gut – soweit man das von jemand, der allein lebt, erwarten kann.«
    Mr Bromley nahm sich ein weiteres Stück Schweinebraten und legte es auf seinen Teller. »Womit verbringt er seine Zeit, Miss Haswell?«
    Lillian fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    Ihre Tante antwortete an ihrer Stelle. »Zweifellos vermisst er unsere Lillian. Wie lange bist du jetzt bei uns, meine Liebe? Zwei Jahre?«
    »Nicht ganz, aber schon weit über ein Jahr, ja.«
    »Und gefällt es Ihnen in London?« Mrs Bromley hatte den Köder geschluckt.
    »O ja. Die Stadt ist faszinierend und ich habe viele wunderbare Menschen kennengelernt.«
    »Die Familie Price-Winters hat ein ganz besonderes Interesse an unserer Nichte«, fügte Ruth Elliott hinzu. »Die Mädchen sind enge Freundinnen.«
    »Ja, aber wo kommen Sie her, Miss Haswell?«, beharrte Mr Bromley, während er seinem Fleisch mit Messer und Gabel zu Leibe rückte.
    »Aus Wiltshire, Sir.«
    »Wiltshire!«, rief der Mann begeistert. »Da bin ich schon gewesen. Ich werde es nie vergessen!«
    Lilly lächelte. »Es wärmt mir das Herz, dass Sie das sagen.«
    »Dann kennen Sie zweifellos das Wunder von Wiltshire?«
    Lillys Lächeln schwand. »Ich bin nicht sicher …«
    Er legte das Besteck hin und blickte ins Leere, während er zurückdachte. »Es muss jetzt zehn oder zwölf Jahre her sein. Ein paar von uns waren aufs Land gefahren, um wieder mal auf die Jagd zu gehen. Und um ein bisschen zu spielen, ehrlich gesagt. Eines Abends, nach einem langen Jagdausflug, bei dem keiner von uns so richtig zum Schuss gekommen war, saßen wir endlich gemütlich beisammen, wohlversorgt mit Trinkbarem und Zigarren, als ganz plötzlich der Herr des Hauses – der Vater einer meiner Freunde – starb. Einfach so, in unser aller Beisein. Thomas lief zu ihm, aber der alte Herr war schon tot. Trotzdem machten die Diener noch ein Geschrei und schickten nach dem Dorfapotheker. Der Mann kommt auch wirklich und die Diener tragen den Leichnam in einen anderen Raum. Der Apotheker und mein Freund folgen ihnen. Ich muss zugeben, wir anderen kehrten zu unseren Karten zurück und versuchten, das Ganze einfach zu vergessen. Im Angesicht des Todes möchte man essen, trinken und glücklich sein.
    Doch plötzlich, siehe da, es war keine Stunde später, kommt mein Freund Marlow zu uns gelaufen und verkündet, der Apotheker habe ein Wunder vollbracht. Sein Vater lebe und sei wohlauf und wolle etwas zu essen haben! Ich kann euch sagen, damit war uns der Rest des Wochenendes ganz schön verdorben! Nichts kann einem die Freude an einem schönen Portwein und einer guten Zigarre so gründlich verderben wie ein Wunder.«
    Er hob sein Glas, um zu zeigen, dass seine Geschichte zu Ende war. Ein amüsiertes Gemurmel erhob sich.
    »Der Mann war natürlich nicht tot gewesen«, warf Dr. Graves ein, »sondern einfach nur ohnmächtig oder bewusstlos.«
    Mr Bromley trank einen Schluck und stellte sein Glas ab. »Normalerweise wäre ich ganz Ihrer Ansicht, Sir, und würde mich in die erste Reihe unter die Spötter setzen, wenn da nicht eines wäre. Mein eigener Bruder versicherte mir, dass er tot war.«
    »Aber jeder macht mal einen Fehler …«
    »Er ist Arzt, junger Mann, und Lehrer an dem College, an dem Sie ausgebildet wurden.«
    Dr. Graves zögerte. »Warten Sie … Thomas Bromley?«
    »Das habe ich doch gesagt.«
    »Er ist sehr geschickt und sein Wissen ist immens, das muss ich zugeben«, sagte Graves. »Ich habe mehrere Kurse bei ihm besucht.«
    Mr Bromley nickte bekräftigend. Dann wandte er sich an Lilly. »Da Sie aus Wiltshire stammen, kennen Sie die Geschichte doch sicher?«
    Lilly hatte kaum den Mund geöffnet, als sie sah, dass die Augen ihrer Tante warnend aufleuchteten. Ruth Elliott schüttelte leicht tadelnd den Kopf und wollte, dass sie das Gleiche tat.
    »Ich habe den Namen des Mannes vergessen«, fuhr Bromley fort. »Irgendwas mit H, glaube ich, Howard oder

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