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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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polierte Schuhe füllten den Pfad fast ganz aus und er nahm es mit den Ecken nicht so genau.
    Lilly verbiss sich ein Lächeln. »Es heißt, das hier sei eine rechteckige Version des Labyrinths in Hampton Court. Natürlich in Miniaturausgabe.«
    Auf seinem Weg stand eine Kerze und es gelang ihm nur in letzter Sekunde, sie nicht umzustoßen. »Tatsächlich? In meinen Augen ist es eine kolossale Zeitverschwendung.«
    Sie konzentrierte sich auf die Fliesen und sagte: »Ich habe über das nachgedacht, was Sie sagten, Dr. Graves. Dass ich Ihnen mit meiner Herkunft bei der Behandlung Ihrer Patienten und dem Versuch, sich als Arzt einen Namen zu machen, helfen könnte.«
    »Ja – Schande!« Er war in eine Sackgasse geraten und musste umkehren. »Eine liebenswürdige und gut zu ihm passende Ehefrau ist für jeden Mann eine Hilfe, sei er nun Arzt oder etwas anderes.«
    Sie spürte einen seltsamen, angenehmen Schauder, als er das Wort Ehefrau aussprach.
    Vorsichtig setzte sie ihren Weg fort und gelangte noch vor ihm ins Zentrum des Irrgartens. Er ging ein Stück zurück und wählte dann einen anderen Weg. Als er merkte, dass sie stehen geblieben war, blieb er ebenfalls stehen, wo er war, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Da stand er und betrachtete die Fliesen des Labyrinths zwischen ihnen.
    »Wir dürfen keine Linie überschreiten«, warnte sie ihn flüsternd.
    Er sah sie eindringlich an. »Dürfen wir nicht?« Er trat einen Schritt näher.
    Um sie herum flackerten die Kerzen und warfen Schatten auf seine vollkommenen Gesichtszüge, sein goldenes Haar und seine tiefblauen Augen.
    Er kam näher und sah sie voller Zuneigung an, ihr Haar, ihre Augen, ihre Lippen. Sie dachte, dass er sie nun jeden Augenblick küssen würde. Sie wollte geküsst werden. Doch obwohl die Linien des Labyrinths nur Fliesen auf dem Fußboden waren, spürte sie, dass etwas zwischen ihnen stand.
    »Was für ungewöhnliche Augen Sie haben«, flüsterte er. »Grün und braun zugleich.«
    Er kam noch näher und sie spürte, wie sich ihre Lider schlossen, als hätten sie einen eigenen Willen. Wie würde es sein, einen Mann mit Oberlippenbart zu küssen? , fragte sie sich flüchtig. Oder vielmehr – wie würde es überhaupt sein, einen Mann zu küssen?
    Plötzlich hörten sie ein Räuspern. Lilly fuhr herum und sah Will Price-Winters, der sie mit unverhohlenem Interesse beobachtete. Sie spürte, wie sie über und über errötete. Neben ihm stand ein großer, dunkelhaariger Mann, den sie zu ihrem Schrecken sofort erkannte.
    »Ich dachte, ich sah Sie mit unserem Goldjungen hier vorbeigehen«, begann Will, der kaum ein amüsiertes Grinsen unterdrücken konnte. Er wandte sich an seinen Begleiter. »Darf ich Ihnen Sir Roderick Marlow vorstellen?«
    Sir war der Titel seines Vaters, aber Roderick korrigierte ihn nicht.
    »Dies ist Dr. Adam Graves«, fuhr Christinas Bruder fort. Die beiden Männer bedachten einander mit einem knappen Nicken. »Und dieses liebliche Geschöpf ist Miss Haswell.«
    Sie knickste und Roderick Marlow verbeugte sich, hielt seine Augen aber die ganze Zeit fest auf sie gerichtet. »Miss Haswell und ich kennen einander bereits.«
    »Ach ja«, sagte William gereizt, »warum haben Sie dann darauf bestanden, dass wir sie suchen und ich sie Ihnen vorstelle?«
    »Ich dachte, ich hätte mich getäuscht«, sagte Mr Marlow lässig. »Sie ist weit hübscher als in meiner Erinnerung.«
    »Woher kennen Sie sich denn?«, fragte Will ihn. »Sie sind doch nicht aus London, oder?«
    »Nein. Ich komme nur selten in die Stadt. Miss Haswell und ich sind zusammen im gleichen Dorf aufgewachsen.«
    Zusammen? , dachte Lilly ungläubig. Wohl kaum .
    »Von echtem Wiltshire Schrot und Korn, ey?« Roderick Marlows übertriebener Akzent überraschte sie, war aber gleichwohl Musik in ihren Ohren. »Von Kopf bis Fuß, was, Liebchen?«
    Sie lachte anerkennend.
    »Miss Haswell und ihr Vater waren häufig zu Gast in Marlow House«, erklärte Roderick Marlow Will und warf Dr. Graves dabei einen vielsagenden Seitenblick zu.
    Höchstens, wenn man die Hausbesuche mitzählt , dachte Lilly, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
    Will schüttelte den Kopf. »Sie und meine Schwester sind seit – na, seit über einem Jahr Freundinnen und ich habe das nicht gewusst!«
    »Nun, Miss Haswell ist bekannt für ihre Geheimnisse«, sagte Marlow mit einem bösartigen Lächeln. »Und für andere Verbrechen.«
    »Mr Marlow«, rief Lilly, »dagegen muss ich mich entschieden

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