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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Globus sie an die gefaltete Weltkarte ihrer Mutter.
    Sie schlenderte weiter und überflog die beeindruckende Büchersammlung, die jede Leihbücherei in den Schatten stellte. Plötzlich entdeckte sie ein ganzes Regal mit sämtlichen Ausgaben von Steele's Marinekalender. Ob die Bromleys wohl etwas dagegen hatten, wenn sie kurz etwas nachschlug? Nein, warum sollten sie auch. Sie fuhr mit dem Finger über die schmalen Rücken und fand die Jahreszahlen, nach denen sie suchte. Sie zog die schmalen Bände aus dem Regal und trug sie zum Schreibtisch, auf dem die beiden Leuchter standen. Dann schlug sie den ersten Band auf und überflog die Offizierslisten, danach den zweiten und dann den dritten. Im letzten fand sie endlich den gesuchten Namen, Kapitän Ernest Quincy, und eine Nummer. Sie suchte weiter und stieß auch auf den Namen des entsprechenden Schiffes und die Liste der Offiziere, die auf ihm Dienst taten. Kapitän, Leutnant, Zahlmeister, Wundarzt, Kanonier, Bootsmann, Fähnrich …
    Sie stellte die Bücher ins Regal zurück, zog eine ältere Ausgabe heraus und wiederholte die Prozedur. Wieder fand sie den Namen Ernest Quincy und das Schiff, auf dem er gedient hatte. Und da war es: Kapitän: Ernest Quincy. Leutnant: James Wells.
    War das der Wells? Oder war es nur ein Zufall, dass ein Wells unter Kapitän Quincy gedient hatte? Lilly war nicht sicher, ob sie noch an Zufälle glaubte.
    Hinter ihr erklangen Schritte und ließen sie aufschrecken. Sie schlug das Buch zu wie ein ertappter Dieb.
    »Miss Haswell.« Dr. Graves verbeugte sich vor ihr. Er sah sehr elegant aus in seinem schwarzen Frack und der weißen Weste. »Mrs Bromley sagte mir, dass ich Sie hier finden würde.«
    Lilly konnte sich gut vorstellen, wie bereitwillig Rogers Mutter einen anderen Mann zu ihr schickte. Als sie knickste, presste sie das Buch gegen die Falten ihres Rocks in der Hoffnung, dass es ihm nicht auffiel.
    »Was haben Sie denn da nachgeschaut?«, fragte er. Er streckte die Hand aus und drehte das Buch in ihrer Hand um, damit er den Titel lesen konnte. Dabei strichen seine Finger über ihre Hand.
    Sie hob es hoch, als fiele ihr jetzt erst ein, dass sie es noch in der Hand hielt. »Ich war nur neugierig«, sagte sie, drehte sich schnell um und stellte das Buch wieder an seinen Platz im Regal. »Admiral Roth ist der Onkel von Roger Bromley, wissen Sie.«
    »Und was ist, wenn ich fragen darf, Roger Bromley für Sie?«
    Zwei ältliche Jungfern betraten die Bibliothek und ersparten ihr, antworten zu müssen. Man begrüßte sich höflich und lobte etliche Minuten lang Mr Bromleys umfangreiche Büchersammlung, bis Dr. Graves sich räusperte.
    »Miss Haswell, ich habe gehört, die Bromleys sehen es gern, wenn ihre Gäste ihr Labyrinth besichtigen. Wie ist es, hätten Sie Lust?«
    Sie merkte, dass er mit ihr allein sprechen wollte, und stimmte zu. »Gern, das klingt faszinierend.«
    Sie entschuldigten sich und gingen dann schweigend hinaus auf die Galerie und einen zweiten Flur entlang. Im Saal wurde Karten gespielt, aber in den anderen Räumen – im Esszimmer, im Wohnzimmer und in beiden Salons – waren die Möbel herausgeräumt oder an die Wände gerückt worden, um Platz zu schaffen für die Hunderte von Gästen, die zwanglos herumstanden und durchs Haus schlenderten. Als sie an der offenen Tür des Speisezimmers vorübergingen, sah Lilly, wie Roger Bromley Susan Whittier ein Glas Punsch reichte und dann dicht bei ihr stehen blieb und ein scheinbar höchst vertrauliches Gespräch begann.
    Endlich gelangten Lilly und Dr. Graves an ihr Ziel. Kurz davor kamen sie an einem Paar vorüber, das offensichtlich gerade im Aufbruch war. Der Mann flüsterte der Dame etwas ins Ohr und sie kicherte. Dr. Graves runzelte die Stirn angesichts des selbstvergessenen Paars und schob Lilly in den verglasten Wintergarten. Ein Dutzend Wachskerzen flackerten in der Dunkelheit, spiegelten sich in den Scheiben und erhellten das Labyrinth mit seinen roten und schwarzen Bodenfliesen.
    Lilly war völlig fasziniert von dem Muster. »Wo fängt man an?«
    »Ich weiß es auch nicht. Fangen Sie doch hier an, ich gehe dort drüben hinein. Passen Sie auf mit Ihrem Kleid, wegen der Kerzen.« Er ging außen herum auf die entgegengesetzte Seite.
    Lilly betrat auf Zehenspitzen den schmalen Weg. Er war gepflastert mit einer schmalen schwarzen Linie inmitten zweier roter Streifen. Sie streckte die Arme seitlich aus, als ginge sie über ein Hochseil im Zirkus. Dr. Graves' auf Hochglanz

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