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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Schmerzen litt. Jetzt bin ich überzeugt davon. Die Mixtur ist ein Schmerzmittel, so viel steht fest, aber über ihre anderen Inhalte bin ich mir nicht ganz im Klaren.«
    »Es ist eine Arznei, glauben Sie? Nicht nur … Alkohol?«
    »Ja, das glaube ich. Vielleicht eine neue Patentmedizin oder, was wahrscheinlicher ist, eine von ihm selbst zubereitete Mischung. Sie bekommen sicher heraus, welche Kräuter er gar nicht verwendet und welche stark abgenommen haben.« Er lehnte sich lässig zurück. »Oder Sie könnten ihn ganz einfach fragen.«
    Lilly nahm einen Bissen Huhn, um nicht antworten zu müssen. Mr Shuttleworth kannte ihren Vater nicht.

    Am nächsten Morgen beobachtete Lilly ihren Vater genauestens, diesmal objektiver, so hoffte sie, nachdem der Schock über die vielen Veränderungen überwunden war. Er war unrasiert, seine Wangen stachlig von den etliche Tage alten grauen und roten Stoppeln. Die Haut an seinem Hals war faltiger, als sie es in Erinnerung hatte, seine Wangen waren eingefallener. Sein Haar wirkte dünner und war ungekämmt; an den Schläfen zeigten sich neue silberne Strähnen. Seine Augen waren nicht mehr so blau wie früher und sie glänzten auch nicht mehr so. Als sie ihn so ansah, empfand sie eine große Zärtlichkeit für ihn und gleichzeitig fühlte sie sich abgestoßen. Sie hatte ihn zwar über ein Jahr nicht gesehen, aber er war doch der einzige Elternteil in ihrem Leben und hatte ihr stets das Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit gegeben. Ihr Vater war immer stark gewesen und hatte alles im Griff gehabt. Sie konnte nicht fassen, dass er jetzt so schwach wirkte, so … wenig geworden war.
    Sie ging zu ihm und wünschte ihm freundlich einen guten Morgen. Dann setzte sie sich zu ihm auf die Liege, damit sie besser mit ihm reden konnte.
    »Morgen.« Seine Stimme war rau.
    »Wie geht es dir heute?« Sie stellte fest, dass sie in dem betont ruhigen, freundlichen Ton mit ihm sprach, den sie sonst für Gespräche mit Kindern reserviert hatte. Aber er war kein Kind, ebenso wenig wie sie. Trotzdem erfüllte der bloße Gedanke, ihn zu verlieren, sie mit dem Gefühl einer entsetzlichen Einsamkeit. Sie dachte an die chinesischen Drachen, die sie einst im Hyde Park gesehen hatte; sie waren nirgendwo befestigt und schwebten einfach davon. So würde es auch ihr und ihrem Bruder gehen. Oh, Charlie … was sollte der arme Charlie ohne seinen Vater tun?
    Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal. »Bist du sehr krank?«
    Er sah sie scharf an.
    »Die Flaschen. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber zuerst dachte ich, du seist betrunken. Und ich glaube nicht, dass ich die Einzige im Dorf bin, die das glaubt.«
    »Hast du je gesehen, dass ich mehr getrunken habe als hin und wieder ein Glas Portwein?«
    »Nein, nie. Aber es hat sich so viel geändert, seit ich fort war.«
    Er wandte den Blick von ihr ab und schüttelte verzagt den Kopf.
    »Was ist es dann, Vater? Weißt du es?«
    »Nein. Manchmal fühle ich mich fast so wie früher, an anderen Tagen kann ich kaum aufstehen. Leider haben Letztere erschreckend zugenommen. Aber ich weiß, dass ich nur die richtige Kombination von Kräutern und Elixieren finden muss, um der Sache Herr zu werden.«
    »Ohne Diagnose? Wann ist es dir jemals gelungen, eine Krankheit auf diese Weise erfolgreich zu behandeln?«
    »Selten, aber es kam vor. Manchmal wissen wir nicht, was die Ursache einer Krankheit ist, aber nach einigen Durchgängen von Versuch und Irrtum stolpern wir plötzlich über ein Heilmittel.«
    »Aber das ist doch dumm! Vor allem, wenn du nicht einmal einen Arzt konsultiert hast! Lass mich nach Dr. Foster schicken.«
    »Dieser Mensch! Er wäre der Letzte, an den ich mich um Rat suchend wende! Er würde keine Zeit verlieren, meine Schwäche und mein Versagen aller Welt bekannt zu machen, das kannst du mir glauben!«
    Sie wusste, dass der alte Dr. Foster oft erzürnt war, weil ihr Vater seine Patienten besuchte und behandelte. Doch ungeachtet dessen – er war ein Arzt.
    »Dann eben Mr Shuttleworth.«
    »Meinen Konkurrenten? Soll ich ihm etwa dabei helfen, mich ein für alle Mal aus dem Beruf zu drängen? Soll ich die Schaufel führen, mit der er mich begräbt?«
    »Ich bin ihm begegnet. Er macht einen sehr anständigen Eindruck. Außerdem ist er Apotheker wie du. Er hat mehrere Monate bei der Apothekergesellschaft studiert, so wie du auch.«
    »Ich war fast zwei Jahre dort, in der Zeit zwischen meiner Ausbildung bei der Apothekergesellschaft und dem

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