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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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und Wegwerfens verdorbener Arzneien und muffiger Kräuter taten Lilly der Rücken und der Nacken weh. Mrs Mimpurse lud die Freiwilligen zu einem frühen Abendessen ins Kaffeehaus ein und alle gingen mit. Nur Francis arbeitete noch weiter, machte Inventur und schrieb immer wieder etwas in sein kleines Notizbuch. Wenn Lilly ihn nicht so gut gekannt hätte, hätte sie gedacht, dass er die Haswellschen Rezepte stahl.
    Sie schaute auf die Liste und fragte: »Wie schlimm ist es?«
    »Sie werden mehrere große Bestellungen aufgeben müssen, um auch nur das Wichtigste vorrätig zu haben, ganz zu schweigen von den Patentarzneien, die Ihnen ausgegangen sind.«
    » Mir ist gar nichts ausgegangen. Es ist schließlich nicht mein Laden.« Trotzdem streckte sie die Hand aus und er gab ihr zwei vollgeschriebene Blätter. Die Liste war in der Tat lang.
    »So viel?«
    »Die erste Aufstellung enthält die Dinge, die unbedingt nötig sind. Die zweite kann noch warten, wenn Sie … wenn Sie keine Zeit haben, alles auf einmal zu bestellen.«
    Sie verstand ihn. »Danke.«
    »Wenn ich noch etwas für Sie tun kann – Sie brauchen es nur zu sagen.«
    Wie wäre es zum Beispiel, wenn du wieder hier arbeiten würdest , dachte sie, aber sie brachte es nicht fertig, ihn zu fragen. Allerdings wollte sie Charlie zurückholen. Er war wieder nach Marlow House gegangen, bevor sie mit ihm hatte reden können.
    »Eins könnten Sie für mich tun«, sagte sie und hob einen Finger, um ihm zu bedeuten, dass er warten solle, während sie leise noch einmal zu ihrem Vater in das Behandlungszimmer ging.
    Sie kam sofort zurück, eine leere Flasche in der Hand.
    Seine Brauen hoben sich.
    »Kann das zwischen uns bleiben?«, fragte sie.
    »Natürlich. Ihr Vater?«
    Sie nickte und streckte ihm die Flasche entgegen. »Was ist das? Kennen Sie es?«
    Mit einem grimmigen Ausdruck nahm er die Flasche, betrachtete die unbeschriftete Oberfläche und hielt sie sich dann unter die Nase, als nehme er an, den Geruch sofort erkennen zu können. Doch statt etwas zu sagen, runzelte er die Stirn, hielt sich die Flasche erneut unter die Nase, schnüffelte noch einmal daran und dann noch einmal.
    »Ich dachte … aber ich weiß es nicht. Was meinen Sie?«
    »Ich weiß es auch nicht.«
    »Ich bin in diesen Sachen kein Experte. Angenommen …« Er brach ab und fing von vorn an. »Ich werde die Flasche mitnehmen und Freddy Mac oder Mr Shuttleworth fragen, ob sie es identifizieren können.«
    Freddy McNeal war der Besitzer des Hare and Hounds , der öffentlichen Kneipe, eine höchst bescheidene Angelegenheit, verglichen mit dem The George am Kanal in Honeystreet. »Sagen Sie aber nicht, woher Sie sie haben, ja?«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Lilly – Miss Haswell.«
    Wieder kam sie sich töricht vor, weil sie darauf bestanden hatte, dass er sie mit dem Familiennamen anredete.
    »Kommen Sie mit zum Kaffeehaus?«, fragte er.
    »Nein. Aber gehen Sie ruhig. Ich bleibe lieber hier und versuche, Vater dazu zu bringen, dass er etwas isst.«
    Er nickte und neigte dann den Kopf, um sie aus der Nähe anzusehen. »Gut, dass Sie wieder zurück sind.«
    »Nicht zurück, nur zu Besuch. Vierzehn Tage.«
    Er betrachtete sie weiter und sie fühlte sich unbehaglich unter seinem forschenden Blick. Hatte sie sich so sehr verändert? Wollte er ihr sagen, dass sie hübsch war? »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    Er grinste und sagte: »Sie haben eine Spinnwebe im Haar.«
    Verlegen fasste sie sich an die Stirn. »Wo?«
    »Gestatten Sie.« Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über ihren Haaransatz. »Hier.« Er hielt ein zartes Netz hoch und blies es von seinen Fingern.
    Ihre Kopfhaut prickelte von seiner Berührung. Es kam ihr nicht einmal in den Sinn, mit ihm zu schimpfen, weil er die Spinnwebe auf den frisch geputzten Boden geblasen hatte.

19

    Hoch oben hängt in langen Reihen roter Mohn.
Und zwischendrin ein Krokodil von Amazoniens Strom …
Der Weise, der gemütlich sich im Sessel aalt,
verspricht Gesundheit dem, der dafür zahlt.
    Sir Samuel Garth, Dispensary
    Mit einem Teil des Geldes, das ihre Tante ihr für die Heimreise gegeben hatte, bezahlte Lilly eine Wäscherin; allein hätte sie die Berge schmutziger Kleidung und Bettwäsche im Zimmer ihres Vaters nicht bewältigt. Sie gab eine Bestellung beim Kohlenhändler auf und ging zum Kerzenmacher, um ein paar dringend benötigte Dinge für den täglichen Gebrauch zu kaufen – Kerzen, Seife und dergleichen. Über die Mahlzeiten

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