Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
habe.«
    Überraschenderweise beließ er es dabei. »Beten Sie häufig?«
    »Nicht so oft, wie ich sollte.« Und nicht so oft wie früher.
    Cecil lenkte die Pferde nach Norden, merkte sie, Richtung Alton. Warum fuhr er nicht einfach durch's Dorf?
    »Worum beten Sie denn, Miss Haswell? Welche weltlichen Nöte bedrücken Ihr Herz? Hungernde Waisenkinder in London? Die Sklaverei in Spanien vielleicht? Der Krieg mit Frankreich?«
    »Nein, meine Gebete betreffen, fürchte ich, einen viel engeren Kreis. Meinen Vater. Meinen Bruder. Meine liebe Freundin Mary.« Ihre Mutter erwähnte sie nicht; sie war noch immer abgelenkt durch den unerwarteten Umweg.
    »Was erbitten Sie sich denn für die liebe Mary ?«
    »Sie leidet an Epilepsie … Fallsucht. Wissen Sie das nicht mehr?«
    »Doch. Das Mädchen mit den Anfällen.«
    Ihre Beunruhigung wurde augenblicklich von Ärger verdrängt. »Sie ist nicht das Mädchen . Sie heißt Mary Helen Mimpurse und ist das klügste Mädchen, das ich kenne. Meine liebste, engste Freundin. Die Tochter eines Kriegshelden und der hilfsbereitesten Frau in ganz Bedsley Priors – ihre Mutter kennen Sie übrigens sehr gut.«
    »Maude Mimpurses Tochter? Das hatte ich vergessen. Verzeihen Sie mir, ich wollte nicht respektlos sein gegenüber Miss Mary Mimpurse. Wie amüsant das klingt: Miss Mary Mimpurse. Miss Mary Mimpurse …«
    Plötzlich merkte sie, dass sie mit ihm zusammen kicherte. Dann sah sie, dass sie auf einem schmalen Weg in Richtung Osten fuhren.
    Er wurde wieder ernst. »Wie Sie selbst zugegeben haben, ist die Liste derer, für die Sie beten, recht kurz. Würden Sie es unter Umständen in Erwägung ziehen, noch jemand hinzuzufügen?«
    »Sie, Sir?«
    Er zog die Brauen hoch und runzelte die Stirn. »Sie glauben, ich hätte Gebete nötig?«
    »Wir alle haben Gebete nötig, Sir. Manche mehr als andere.«
    »Miss Lillian Haswell, ich glaube, Sie machen sich lustig über mich.«
    Sie lächelte spitzbübisch.
    »Eigentlich habe ich meinen Vater gemeint. Er ist wieder krank. Dieser eingebildete Dr. Foster war den halben Vormittag bei ihm.«
    Jetzt kam sie sich töricht vor. »Natürlich werde ich für Ihren Vater beten.«
    »Danke.« Ein paar Minuten fuhren sie schweigend dahin. Lilly merkte, dass Cecil nach seinem kurzen Abstecher wieder in Richtung Bedsley Priors fuhr.
    Marlow sagte: »Aber wenn Sie hin und wieder auch meinen Namen bei Gott fallen ließen, hätte ich nichts dagegen.«
    Sie lächelte. »Ich werde ihn bitten, Ihnen Demut zu schenken.«
    Er räusperte sich. »Wir wollen doch nicht gleich um ein Wunder bitten!«
    Sie lachte laut.
    »Aber natürlich … ihr Haswells tut ja Wunder, wenn ihr Lust dazu habt, stimmt das nicht? Ihr Vater, der legendäre Heiler, und all das. Er soll meinen Großvater von den Toten auferweckt haben, erzählt man.«
    Lilly biss sich auf die Lippen und flüsterte dann: »Das war vor langer Zeit.«
    Endlich bogen sie in die High Street ein.
    »Da wären wir«, sagte er. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Kutschfahrt so genossen habe.«
    »Ich auch nicht. Allerdings haben wir auch keine richtige Kutsche.«
    Er lachte trocken. »Da freue ich mich, weil ich denke, dass man mir ein Kompliment macht, und schon zieht sie den Stuhl unter mir weg.«
    Cecil lenkte die Pferde vor die Apotheke.
    »Halten Sie hier, Briggs.« Marlow stieg von der Kutsche, klappte das Trittbrett herunter und bot ihr seine Hand. Sie schluckte, legte jedoch ihre behandschuhte Hand in seine. Fest, aber doch sanft zupackend, half er ihr herunter und ging mit ihr zur Vordertür.
    Als er ihre Hand losließ, sah sie zu ihm auf. »Ich möchte Ihnen aber noch ein echtes Kompliment machen. Danke, dass Sie meinem Bruder gegenüber so fair sind. Mehr als fair. Und danke, dass Sie heute Abend so höflich zu mir waren.«
    Er verbeugte sich. »Nichts zu danken.« Er beugte sich zu ihr hinunter und sie fühlte seinen warmen Atem auf ihrer Wange. Ruhig sagte er: »Und jetzt gehen Sie besser hinein, bevor ich etwas weniger Höfliches tue.«
    Sie beeilte sich, seinen Worten Folge zu leisten.

    Am nächsten Morgen ging Lilly zum Kaffeehaus hinüber. Sie betrat es wie gewöhnlich durch die Küchentür.
    »Wie lief es denn gestern Abend?«, fragte Mary und goss ihr eine Tasse Kaffee ein.
    »Es war wirklich sehr angenehm. Mr Marlow war sehr zuvorkommend, obwohl er gerade eine Gesellschaft gab, als ich uneingeladen auftauchte. Er bestand sogar darauf, dass ich zum Dinner blieb. Ich war so

Weitere Kostenlose Bücher