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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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nicht davon abhalten, Eure Pflicht zu tun.«
    »Mein Weib ist in Hoffnung«, sagte Bandolf tonlos.
    »Allmächtiger«, flüsterte der Erzbischof.

    Für einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen in der Halle.
    »Wie hart es Euch auch ankommen mag, Burggraf, Ihr müsst dem Befehl des Königs gehorchen«, erklärte Hermann schließlich. Seine Stimme klang ebenso bedauernd wie unnachgiebig. »Dort, wo die Beständigkeit eines Kaiserreichs auf dem Spiel steht, hat es keinen Raum für Gedanken an Weib und Kind, das wisst Ihr so gut wie ich.« Eindringlich fügte er hinzu: »Es wäre Hochverrat, würdet Ihr Euch weigern. Was würde dann aus Eurem Weib?«
    Die Beständigkeit eines Kaiserreichs … Einen Lidschlag lang kreisten die Worte in Bandolfs Gedanken, ehe ein anderes Wort sie abrupt verdrängte: Hochverrat!
    Auf Hochverrat stand der Tod. Wenn er sich weigerte, den Befehl des Königs auszuführen, würde es ihm kaum gelingen, Worms in Freiheit zu erreichen. Und wenn er sich in Gewahrsam befand oder getötet wurde, hatte Matthäa für seine Widersacher ihren Nutzen verloren. Welchen Grund sollten ihre Häscher dann noch haben, sie am Leben zu lassen?
    In hilfloser Ohnmacht biss sich Bandolf auf seine wunde Lippe. Was auch immer er tun würde, es würde ihr Leben gefährden.
    Um Zeit zu gewinnen, fragte er: »Warum ich?«
    »Ihr seid der beste Mann dafür.«
    Bandolf schnaubte. »Ihr wollt mir doch nicht weismachen, der König hätte nicht seine Spione, die für solche Aufgaben besser geeignet wären als ausgerechnet ich?«
    Mit einem Seufzen zuckte der Erzbischof mit den Schultern. »Wohl möglich. Doch zum einen habt Ihr Eure Eignung für derlei Dinge bereits bei der einen oder anderen Gelegenheit bewiesen. Zum anderen seid Ihr durch Euren Schreiber bereits in die Angelegenheit verstrickt, und der König legt
naturgemäß Wert darauf, dass der Verlust des Kleinods in so kleinem Kreis wie nur möglich erörtert wird.«
    »Ich habe keinen Anhaltspunkt, wo sich die Lanze derzeit befinden könnte, und ich weiß auch nicht, wer sie gestohlen hat«, wandte der Burggraf ein. »Und was meinen Schreiber betrifft, so hat er nicht das Geringste damit zu schaffen. Solltet Ihr diese Verstrickung meinen, versichere ich Euch, diese Spur ist kalt.«
    »Was macht Euch dessen so sicher?«, erkundigte sich Seine Eminenz. »Schließlich hat der Novize schon einmal gemordet. Ein junger Bursche, der skrupellos genug ist, seinen Novizenmeister eines Streites wegen niederzustechen, würde auch keine Bedenken haben, die Heilige Lanze aus der Obhut des Klosters zu stehlen und sich notfalls seines Verfolgers zu entledigen.«
    »Ich nehme an, das hat Vater Hademar angeführt, als er in Goslar eintraf und dem König das Verschwinden der Lanze beichtete?« bemerkte Bandolf trocken. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Wie kam es überhaupt dazu, dass sich die Lanze in der Obhut eines Klosters im Harudengau befand?«
    Der Erzbischof winkte ab. »Die Angelegenheit unterliegt der Geheimhaltung und ist hier nicht von Belang«, erklärte er. »Von Belang ist, wo sich die Lanze jetzt befindet.«
    So rasch, dass die Bank unter ihm bedenklich schwankte, kam Bandolf auf die Beine, stemmte die Fäuste auf die Tafel und starrte Hermann von Bamberg zornentbrannt an. »Ihr verlangt von mir, dass ich das Leben meines schwangeren Weibes aufs Spiel setze, und wagt es dann, mir mit solchem Unfug wie Geheimhaltung zu kommen?«, fauchte er. »Wie, zum Teufel, stellt Ihr Euch vor, soll ich das Kleinod finden, wenn Ihr mir die Umstände seines Verschwindens vorenthaltet?«

    »Um der Liebe Christi willen, beruhigt Euch, Burggraf. Ich werde Euch nichts vorenthalten, wenn Ihr glaubt, es könne Euch von Nutzen sein.«
    »Allerdings!« Seinen Zorn nur mühsam bezähmend, setzte sich der Burggraf wieder auf die Bank.
    »Nun denn.« Für einen Moment schloss der Erzbischof die Augen, als müsse er sich sammeln, dann begann er: »Dort, wo sich das Blatt der Lanze verjüngt, um in den Schaft überzugehen, befindet sich eine Bruchstelle, die bislang lediglich mit einem schmalen Eisenband gehalten wird. Zu Anfang des Jahres beschloss König Heinrich, die Befestigung durch eine kunstvolle Silbermanschette zu verstärken, die eine Inschrift zu Ehren seines Vaters, Kaiser Heinrichs III., tragen soll. Die Manschette wird der kostbaren Reliquie mehr Halt verleihen.«
    ›Und den Anspruch des Kaisersohns auf die Kaiserwürde für jedermann verdeutlichen‹, dachte

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