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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Höhlenwand zu schaffen, auf den der Schein der Fackeln fiel. Er schien allein zu sein. Zwei weitere Fackeln, die abgebrannt in der Nähe des Gangs im Boden steckten, zeigten an, dass er schon geraume Zeit damit beschäftigt war, die Wand in diesem Teil der Felsenkammer abzutasten. Offenbar hatte er noch nicht gefunden, was er suchte.
    Erleichtert atmete Bandolf auf. Wenn es ihm gelänge, sich an ihn heranzupirschen, ihn zu überraschen …

    Noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, zerschnitt ein scharfes Kratzen, gefolgt von einem Jubelschrei, die Stille in der Höhle, der von den Felswänden hundertfach zurückgeworfen wurde.
    Unwillkürlich fuhr Bandolf hinter seine Deckung zurück.
    Verdammnis! Warum gerade jetzt? Warum nicht ein paar Herzschläge später? Nur ein paar Augenblicke hätte er noch gebraucht, und es wäre ihm vielleicht gelungen … Zur Hölle!
    Stumm vor sich hinfluchend, schob Bandolf sich wieder ein Stück nach vorne.
    Der Mann hatte es nun offenkundig eilig, die Höhle zu verlassen. Kaum hatte er die Fackeln aus der Verankerung am Boden gerissen, strebte er, so schnell es der unebene Boden erlaubte, auf den Gang zu.
    Wer immer es auch war, auf keinen Fall durfte er die Höhle mit dem Kleinod verlassen!
    Angespannt lauschte Bandolf auf die scharrenden Geräusche der Stiefel, die sich auf ihn zu bewegten, während sich seine klamme Hand um den Dolch öffnete und schloss.
    Das Licht der Fackeln wurde heller. Nur noch ein paar Schritte …
    Ein eigentümlicher Geruch stieg Bandolf in die Nase und entlockte ihm ein grimmiges Lächeln.
    Jetzt wusste er, mit wem er es zu tun hatte.

KAPITEL 27
    W ie sein junger Schreiber hatte auch Bandolf diesen fischigen Geruch schon einmal wahrgenommen. Da er sich aber ohne Weiteres auch den Mahlzeiten zuordnen ließ, die in einer Halle eingenommen wurden, war es ihm nicht aufgefallen, wem dieser Geruch anhaftete.
    Stephan von Blois war es nicht. Der burgundische Edelmann hatte sich in Lavendel gefallen.
    Das grimmige Lächeln noch auf den Lippen, duckte sich Bandolf und machte sich bereit zum Sprung, als die Schritte plötzlich verhielten.
    Ein scharfes metallisches Geräusch war zu hören, zugleich mit raschen Schritten, die sich entfernten.
    Eine Weile war es still, dann hallte Tidreads Stimme durch die Höhle: »Zeig dich, Hundsfott!«
    Irgendetwas musste dem Sachsen verraten haben, dass im Gang eine Gefahr auf ihn lauerte. Wer oder wie viele es waren, konnte er jedoch nicht wissen. Offenbar hatte er eine Waffe gezogen und war in die Felsenkammer zurückgewichen.
    Vorsichtig schob sich Bandolf nach vorne, um besser sehen zu können. Eine der beiden Fackeln hatte Tidread in den Boden gesteckt, sodass ihr Licht auf den Eingang zur Höhlenkammer fiel, die andere schien er ausgetreten zu haben. Aus dem Augenwinkel nahm Bandolf eine flüchtige Bewegung wahr, ein Schatten, der just in der Dunkelheit außerhalb des Lichtkreises der Fackel verschwand.

    Von dort hallte Tidreads Stimme zu ihm herüber:
    »Was soll das werden?«, rief er höhnend. »Ein erbärmlicher Feigling, der nicht wagt, sich mir zu stellen!«
    Die Herausforderung war offensichtlich.
    Nachdenklich runzelte Bandolf die Stirn.
    Tidreads Spiel wäre endgültig verloren, wenn ihm sein Widersacher überlegen war. Doch um die Höhle verlassen zu können, musste er am Gegner vorbei. Deshalb würde er wohl versuchen, seinen Widersacher in die Kammer zu locken. Um aber die Höhlenkammer zu betreten, musste sein Gegner wiederum den Lichtkreis passieren, den er gesteckt hatte. Und sobald das geschah, würde sich Tidread aus dem Dunkeln auf ihn stürzen.
    Bandolfs Stirnrunzeln vertiefte sich. Konnte Tidread ihn einschätzen? Wusste er, wie geschickt – oder auch nicht – der Burggraf im Umgang mit den Waffen war? Wohl nicht. Doch ebenso wenig konnte Bandolf den Sachsen einschätzen.
    ›Ein Patt‹, ging es ihm durch den Kopf, während er in die Richtung starrte, aus der die höhnende Stimme gekommen war.
    Aufmerksam sah der Burggraf sich um.
    Gegenüber seinem Versteck gab es einen Felsvorsprung in der Wand, außerdem eine schmale Nische. Beides mochte sich als Versteck eignen. Schließlich warf er einen Blick über seine Schulter, um abzuschätzen, wie weit nach hinten er sich zurückziehen konnte, um den Gang vor sich bis zur Kammer noch erkennen zu können.
    Allmählich nahm sein Plan Gestalt an.
    Etwas hatte den Sachsen auf ihn aufmerksam gemacht. Was war es gewesen? Ein Geräusch? Fackellicht,

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