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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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der Befriedigung auf ihn herab. Doch irgendetwas an dieser suchenden Hand erregte sein Mitleid. Der Mönch hatte abscheuliche Sünden begangen, dennoch …
    Rasch bückte er sich und drückte dem Prior das Kreuz in die Hand, das an einer langen Kette um seinen Hals baumelte und zur Seite gerutscht war.
    Dann setzte er mit einem Sprung über das Gebüsch, klaubte die Fackel auf und rannte auf die Felswand zu.
     
    Es dauerte nicht lange, bis der Burggraf die breite Spalte im Felsgestein entdeckte, doch jeder Augenblick, den er mit der Suche danach und mit dem Anzünden der Fackel verlor, erschien ihm wie eine Ewigkeit.
    Zwar hatte der Prior nur immer von »ihm« gesprochen, doch es konnte durchaus sein, dass er in der Höhle auf mehr als nur einen Mann träfe. Zwei, möglicherweise auch drei. Sie alle zu überwältigen, würde ihm nicht gelingen, doch vielleicht konnte er sie aufhalten, bis seine Reisigen einträfen.
    Eingedenk seiner Erfahrungen mit Liutbirgs Klause hatte der Burggraf mit Kälte gerechnet, trotzdem traf sie ihn mit eisiger Faust, nachdem er sich durch den Eingang gezwängt hatte. Einen Moment lang blieb er fröstelnd stehen, um zu sehen, wo er sich befand.
    Der Schein seiner Fackel zauberte eine Vielfalt von Farben auf die feucht schimmernden Felswände, die hier zurückweichend, dort überhängend einen gewundenen Höhlengang schufen. Scharfkantige Zapfen wuchsen aus dem Boden und hingen von der Höhlendecke herab, die auf bizarr
geformten Steinsäulen zu ruhen schien. Eine andere Lichtquelle als die seiner Fackel konnte er nicht ausmachen, und außer dem Geräusch tropfenden Wassers war nichts zu hören. Wer immer hier war, musste sich tiefer in der Höhle befinden.
    Mit der Fackel in der einen Hand und dem Dolch in der anderen begann der Burggraf, tiefer in die Höhle vorzudringen. Sein Schwert würde ihm in einem Raum wie diesem nicht viel nützen.
    ›Das muss sich auch Adelbalds Mörder gedacht haben‹, ging es ihm durch den Kopf, während er behutsam einen Fuß vor den anderen setzte und spürte, wie die feuchte Kälte beharrlich unter seine Tunika kroch.
    Auch wenn er hie und da den Kopf einziehen oder sich unter einem Auswuchs der Höhlendecke ducken musste, schien ihm der Gang breiter und höher zu sein als jener, der zu Liutbirgs Klause führte. Hin und wieder blieb er stehen, um nach vorne zu spähen und zu lauschen, dennoch hätte er am Ende fast den flackernden Lichtschein übersehen, der aus einer schmalen Spalte zu seiner Linken hervorschimmerte. Zu einem Gutteil hinter zwei schlanken Steinsäulen verborgen, verlief der Riss quer durch die Felswand und war gerade hoch genug, dass er sich hindurchzwängen könnte. Junge Novizen würden zweifellos noch leichter hindurchschlüpfen können.
    Vorsichtig machte Bandolf kehrt, um seine Fackel knapp außerhalb der Sichtweite des Spalt zwischen zwei der kleineren Felszähne im Boden festzustecken, bevor er sich zu der Spalte zurücktastete.
    Dahinter schien ein ähnlicher Höhlentunnel zu verlaufen wie der, in dem er sich befand. Und irgendwo am Ende des Ganges flackerte Licht. Das Echo kratzender Geräusche drang an sein Ohr, aber keine Stimmen.

    ›Ingilds ungenießbare Kost hatte wenigstens einen Nutzen‹, dachte Bandolf, während er sich durch den mit kleinen scharfen Auswüchsen bewaffneten Spalt schob, ohne größeren Schaden zu nehmen.
    Die Lichtquelle, die am anderen Ende in den Gang fiel, ließ ihn nur Schatten und verschwommene Konturen der Hindernisse erkennen.
    Immer wieder blieb er an scharfkantigen Vorsprüngen hängen oder stieß sich den Fuß. Als der Lichtschein allmählich größer wurde, atmete er erleichtert auf.
    Die kratzenden Geräusche, die durch den Gang hallten, waren lauter geworden, doch noch immer konnte er keine Stimmen hören. Schließlich hatte er sich weit genug vorgearbeitet, um zu erkennen, dass der Gang in eine hallenartige Felsenkammer mündete. Von dort kam das Licht. Jemand hatte zwei Fackeln im Boden verankert, sodass ihr Licht auf die linke Hälfte der Kammer und in den Gang fiel, während die rechte Hälfte im Dunkeln lag.
    Vorsprünge, Auswüchse und Nischen in der Felswand als Deckung nutzend, schob sich Bandolf vorsichtig näher. Nur wenige Schritte vom Eingang zur Kammer entfernt kauerte er sich hinter eine der Steinsäulen im Höhlengang nieder und spähte in die Kammer hinein.
    Ein Mann, im Fackelschein kaum mehr als eine schattenhafte Gestalt, machte sich offenkundig an dem Teil der

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