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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Taubenschlag. Ein ständiges Kommen und Gehen. Das hatte Melisend gesagt.
    »Also hat man Stephan von Blois zu Euch geschickt, um sächsische Edle als Verbündete hinzuzugewinnen? Wen hat er mit seiner Redegewandtheit überzeugt? Männer von Rang wie Gebhard von Supplinburg?«
    »Könnt Ihr mir einen Grund nennen, Burggraf, warum ich Euch das sagen sollte?«
    Argwöhnisch kniff Bandolf die Augen zusammen. Tidreads Worte waren knapp und kühl gekommen, ohne jede Spur seiner sonstigen Großspurigkeit. Als trachte er, etwas zu verbergen. Was war es? Hatte Bandolf mit dem Gaugrafen ins Schwarze getroffen? Oder reichte dieses unselige Bündnis in noch höhere Kreise hinauf?
    Für einen Augenblick überlegte er, ob es sich lohnte, nachzuhaken, entschied sich aber dagegen. Burgund gegenüber mochte Tidread vielleicht weniger heikel sein, doch das, was er für Treue zu seinem Volk ansah, war unverbrüchlich. Sächsische Namen würde Bandolf nicht von ihm erfahren.
    »Welche Aufgabe war Bruder Fridegist in Eurem Vorhaben
zugedacht?«, fragte Bandolf. »Sollte er wie die Hausmagd ausforschen, was in meiner Halle vor sich ging?«
    »Über Ingild wisst Ihr wohl von meinem Weib?«, kam es verdrossen. »Weiß der Teufel, warum, aber Melisend mochte die Amme nie leiden. Dennoch … ich frage mich, warum sie just mit Euch darüber sprach?« Einen Augenblick schien er bei dem Gedanken zu verweilen, doch als er weitersprach, klang seine Stimme erheitert: »Was Euren Kaplan betrifft: Dieses Mönchlein wird offenbar nur von einem Gedanken beseelt. Nämlich, welche unbedarfte Bauernmagd er als Nächstes hinter einen Busch zerren könnte, ohne erwischt zu werden. Ein Grund mehr, warum die Dörfler Euch grollten. Mir war’s recht, verschloss es den Dörflern doch vollends die Münder.«
    Auch das noch! Mit schmalen Augen schwor sich Bandolf im Stillen, den lüsternen Kaplan dem Bischof von Halberstadt in Schimpf und Schande zurückzuschicken, falls er diese Höhle je lebend verlassen würde.
    Aber wenn Bruder Fridegist nichts mit dem Diebstahl der Lanze zu tun gehabt hatte, was hatte er dann in der Höhle im Garkenholz zu schaffen gehabt?
    »Dennoch kann er sich glücklich schätzen, dass er noch am Leben ist«, sagte Tidread in seine Gedanken hinein.
    »Warum?«
    »Ich erwischte ihn mit einer mageren Magd im Garkenholz, als wir im Hundsloch nach dem Kleinod suchten. Offenbar konnte ich ihn davon überzeugen, wie unbekömmlich es für ihn wäre, wenn er ein Sterbenswörtchen darüber verlöre, uns dort gesehen zu haben.«
    Nicht zur Gänze, dachte Bandolf. Wie es schien, hatte die Neugier Bruder Fridegist denn doch dazu getrieben, sich später im Hundsloch noch einmal genauer umzuschauen. Dort hatte es jedoch nichts zu entdecken gegeben.

    »Auch wenn der Kaplan nichts mit all dem zu schaffen hat, Stephan von Blois ist auf jeden Fall bis zum Hals darin verstrickt«, erklärte er. »Zumindest ist er dabei gewesen, als Bruder Adelbald in Liutbirgs Klause niedergestochen wurde.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ich hatte mir das Geschnäuf geholt, als ich in Liutbirgs Klause nach Adelbalds Mörder suchte. Wenn ich mich recht entsinne, klagte Stephan von Blois über dieselben Beschwerden. Ungewöhnlich. Mitten im Sommer. Und just einen Tag, nachdem man Bruder Adelbalds Leiche in der Höhle fand«, meinte Bandolf. »An wessen Händen klebt denn nun das Blut des jungen Mönchs? An seinen oder an Euren?«
    Schweigen. Der Sachse antwortete nicht. Stattdessen ertönte wieder das entfernte Klimpern eines Steinchens. War das ein unbedachter Schritt gewesen, oder hatte Tidread erneut versucht, ihm vorzugaukeln, er hätte sich tiefer in die Felsenkammer zurückgezogen? Wo, zum Henker, steckte er?
    Als kurz darauf ein leises Platschen an sein Ohr drang, verzog Bandolf den Mund zu einem grimmigen Lächeln. Offenbar war der Sachse für einen Moment unaufmerksam gewesen und in eine Pfütze getreten. Und dem Geräusch nach war diese Pfütze nicht sehr weit vom Eingang zur Felsenkammer entfernt.
    »Stephan war an jenem Tag tatsächlich mit mir in Liutbirgs Klause«, antwortete Tidread plötzlich und unerwartet. Wie zuvor klang seine Stimme gedämpft. »Wir hielten den Tag der Sonnenwende für am besten geeignet. Die Mönche würden durch die Bauersleute abgelenkt sein, die um den Segen kamen, und auch Bruder Adelbalds Abwesenheit würde in all dem Trubel unbemerkt bleiben.«
    »Warum wähltet Ihr gerade Bruder Adelbald, einen noch
so jungen Mönch, für

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