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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Rest seiner Mahlzeit stand noch immer unberührt auf dem Tisch, als Bandolf Rabbi Jacob ben Jakar und den jungen Joschua ben Jehuda auf den Hof hinausbegleitete.

    Vor dem Haus blieb der Rabbi stehen. »Lasst Euch nicht aufhalten, Burggraf. Ich kann mir denken, wie es Euch eilt. Wir finden allein den Weg hinaus.«
    Bandolf nickte. »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Rabbi, mehr noch in Eurer, Joschua, und der Eures Vaters. Ich werde meine Tür nicht verschließen, wenn Ihr eines Tages kommt, um diese Schuld einzufordern.«
    Joschua neigte lächelnd den Kopf, doch der Rabbi antwortete ernst: »Ich hoffe von ganzem Herzen, Burggraf, dass ein solcher Tag niemals kommen wird.«
     
    Als der Kämmerer in Bandolfs Halle gerauscht kam, musste er feststellen, dass er sich umsonst herbeigelassen hatte, der drängenden Bitte von Bandolfs Hausmeier nachzugeben und seine Andacht zu unterbrechen. Der Burggraf war nicht da, um ihn zu empfangen. Es hieß, er habe das Haus in großer Eile verlassen.
    In höchstem Maße empört, machte Bruder Pothinus kehrt, nicht ohne dem Hausmeier mitzuteilen, dass die Unverfrorenheit des Burggrafen bei weitem das Maß an Verschrobensein übersteige, das er bei einem Mann zu dulden bereit wäre, der just sein Weib verloren hätte.

KAPITEL 31
    E in Dutzend Mal reichte nicht aus, so oft hatte Garsende kurz davorgestanden, den Kessel umzustoßen, Holzscheite hineinzuwerfen, den Sand, in dem man die Kienspäne löschte, in den Eintopf zu kippen, irgendetwas zu tun, um die Mahlzeit ungenießbar zu machen.
    Doch letztlich hatte sie nichts dergleichen getan.
    Wie sollte sie es erklären? Der schwere Kessel sei von selbst umgefallen? Der Sand von Zauberhand in die Suppe geraten?
    Mit klopfendem Herzen biss sich Garsende auf die Lippe.
    Der letzte Sonnenstrahl war längst aus dem runden Fenster über dem Altar verschwunden. Es musste auf die Sext zugehen, wenn es nicht schon darüber war. Bald würden die Männer ungeduldig nach ihrer Mahlzeit rufen.
    Vielleicht hatte sie sich ja auch geirrt, versuchte sie sich zu beruhigen. Man konnte Hels Daumen leicht mit dem bekömmlichen Grünling verwechseln. Es hatte gedämmert, als ihr die Pilze ins Auge gefallen waren, da konnte es doch sein, dass ihr das schwindende Licht etwas vorgegaukelt hatte. Womöglich war der Eintopf völlig genießbar. Niemand würde zu Schaden kommen, und …
    Die leichte Berührung von Matthäas Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken. Mit einem tiefen Seufzen drehte Garsende sich um.
    Als hätte sie gespürt, in welchem Aufruhr sich Garsende
befand, war die Burggräfin schon vor geraumer Zeit wieder aufgestanden und hatte sich ihr beigesellt. Sie schien zu ahnen, dass etwas vor sich ging, und hatte kaum Überraschung gezeigt, als Garsende ihr zugeflüstert hatte, sie dürfe unter keinen Umständen den Kessel berühren, geschweige denn, von seinem Inhalt kosten.
    Obgleich Matthäa sichtlich bemüht war, dem Kessel nicht zu nahe zu kommen, war sie bei der Herdstelle geblieben. Die Burggräfin in ihrem Rücken zu wissen, gab Garsende ein gewisses Maß an Kraft, nichts vollkommen Törichtes zu tun.
    »Lass gut sein und quäl dich nicht«, flüsterte Matthäa jetzt. »Was immer du getan hast, war für uns beide, und ich bin dir dankbar.«
    »Aber ich …«
    Rasch schüttelte die Burggräfin den Kopf. »Glaubst du nicht, ich würde mit allen Mitteln verhindern, dass meinem Kind etwas geschieht?«, raunte sie. »Wenn du mir gesagt hättest, was du vorhast, hätte ich es …« Abrupt verstummte sie und wies mit dem Kinn nach vorne. Jost kam auf die beiden Frauen zu, und ehe sich’s Garsende versah, hatte er sich schnuppernd über den Kessel gebeugt.
    »Was dauert da heute so lange, Weib? Es ist längst Mittag, und wir sind hungrig.«
    »Der Eintopf ist noch nicht fertig«, erklärte Garsende und hoffte, dass ihre Stimme fester klang, als sie sich fühlte.
    »Riecht, als wäre er gut«, widersprach der Söldner, und ehe sich Garsende versah, hatte er nach dem Löffel gegriffen und tauchte ihn in den Kessel. Unfähig, sich zu rühren, sah Garsende seinen Adamsapfel hüpfen, als er schluckte.
    »Was treibst du da?« klang Thierrys Stimme durch die Kapelle. »Habe ich nicht gesagt, du und Peppin sollt die Pferde füttern?«

    »Was soll ich wohl treiben?«, rief der Söldner zurück. »Bin ich der Einzige, der Hunger hat?«
    »Dann schaff deinen Hintern in den Stall. Hernach bekommst du deine Mahlzeit.« Der scharfe Ton in der Stimme des

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