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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Dinge berührte wie die Reichsinsignien des Königs, dann waren weder die Burggräfin noch sie viel mehr als winzige Fliegen auf dem Rücken eines Ochsen. Fliegen, derer man sich entledigen würde, sobald sie ihren Nutzen erfüllt hatten.
    Entschlossen straffte Garsende die Schultern und sah sich um. Matthäa lag auf ihrem Lager in der Nähe des Altars. Ob sie schlief oder ob sie Garsende zusah, war schwer zu sagen.
    Auf der anderen Seite der Kapelle hatte sich Thierry de Savosaint zu Jost und Guillaume gesellt, die ihre Würfel klappern ließen, während Peppin noch immer damit beschäftigt war, den Speck in Würfel zu schneiden.
    Noch einmal holte Garsende tief Luft. Wenn sie schon ihre Seele dem Teufel verpfänden wollte, dann musste sie es jetzt tun. Solange Matthäa noch imstande war zu laufen.
    Ohne das Lager der Söldner bei der Pforte aus den Augen zu lassen, nestelte sie an der Schnur, die den Beutel verschloss. Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelungen war, den Beutel mit nur einer Hand und ohne hinzuschauen zu öffnen, doch schließlich lagen die vier Pilze auf ihrer Hand.
Doch als sie die Hand über den Kessel hielt, zögerte sie erneut. Ein grausames langes Sterben …
    »Ich bin fertig.«
    Die flüchtige Berührung an ihrem Arm ließ Garsende heftig zusammenzucken. Rasch schloss sie ihre Hand, doch es war schon zu spät. Ihre Finger umschlossen nur noch einen der todbringenden Pilze.
    »Soll ich den Speck gleich dazugeben?« Die Stimme des Söldners schien in ihren Ohren zu dröhnen, während Garsende ungläubig in den Kessel starrte, wo drei von Hels Daumen langsam in der eingedickten Suppe verschwanden.
     
    Worms begrüßte den Burggrafen mit dem Glockengeläut zur Terz, als er mit seinem kleinen Trupp durch das Martinstor in die Stadt ritt.
    Kaum waren Bandolf und die Reisigen, allesamt verdreckt und erschöpft, aus dem Sattel gestiegen, kamen seine Hörigen aus Scheune, Stall und Haus gelaufen. Die betretenen Gesichter und die Art, wie sie schweigend zu Boden sahen, verursachten Bandolf ein flaues Gefühl im Magen.
    Selbst sein schwatzhafter Hausmeier Werno schien um Worte verlegen zu sein und überließ es Filiberta, den Herrn des Hauses zu begrüßen.
    »Niemand hat uns benachrichtigt … wir wussten nicht … Willkommen, Herr«, gab sie ihr Bestes und brach dann in Tränen aus.
    Bandolf schluckte, während er nach der einen Person Ausschau hielt, die nicht auf dem Hof erschienen war.
    »Kümmere dich um die Pferde und meine Männer«, befahl er Jacob heiser, dann winkte er den Hauseigenen, ihm zu folgen.

    »Wo ist die Heilerin?«, fragte er, als er Garsende auch in der Halle nicht vorfand.
    »Die Heilerin?« Verblüfft, als hätte er eine andere Frage erwartet, kratzte sich Werno den kahlen Schädel. »Nun, die Heilerin. Wie es schon so ist, Herr«, schlich er um Bandolfs Frage herum wie Penelope um trockenes Brot.
    Der Burggraf runzelte die Stirn. Was, zum Henker, war hier los? »Mach dich verständlich, Mann!«
    Mit einem Augenrollen versuchte es Werno erneut: »Also, was die Heilerin betrifft, verhält es sich so, dass …«
    »Sie ist verschwunden«, platzte Hildrun heraus.
    Verständnislos starrte Bandolf die junge Magd an.
    Augenscheinlich erleichtert, dass Hildrun ihm die unangenehme Nachricht abgenommen hatte, nickte Werno. »Es war nämlich so, Herr«, berichtete er. »Als der Kämmerer uns den Mantel unserer Burggräfin gebracht hatte und wir erfuhren, dass die Herrin ertrunken ist, da war die Heilerin ganz außer sich, wegen des Kämmerers und des Mantels und …«
    Wie in Sachsen knickten Bandolf die Knie ein, und er sank schwerfällig auf die Bank an seiner Tafel. »Ertrunken? « murmelte er fassungslos.
    »Nun je …« Werno warf einen flehenden Blick auf Filiberta und Hildrun. »Darum seid Ihr doch … wir dachten, Ihr wüsstet … der Kämmerer hätte Euch Nachricht über …« Mit einem tiefen Seufzen gab er auf.
    Für einen Augenblick herrschte in Bandolfs Kopf völlige Leere.
    »Was ist passiert?«, hörte er sich fragen.
    Die Gedanken, dass er seinen Braunen umsonst zuschanden geritten hatte, dass er trotz aller Mühen zu spät gekommen war, wiederholten sich ständig in seinem Kopf, während Wernos Stimme und Filibertas leises Schluchzen
an ihm abtröpfelten wie die Feuchtigkeit von den Wänden der Bärenhöhle.
    Doch dann drangen Wernos Worte allmählich zu ihm durch, und schließlich besaß der Hausmeier die volle Aufmerksamkeit seines Herrn.
    Als Werno geendet hatte,

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