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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Burggraf damit zu tun hat oder was es mit dem Welschen auf sich hat, den du beobachtet hast. Wir wissen gar nichts.«
    »Aber das ist nicht wahr«, widersprach Rifka ruhig. »Wir wissen, welchen Auftrag Vater erfüllen muss und wie heikel dieser Auftrag ist. Auch wissen wir, dass im Harudengau nicht alles nach Plan gegangen ist und dass Bandolf von Leyen auf irgendeine Weise Vaters Auftrag berührt hat.« Wie in Gedanken strich sie den Stoff ihrer Näharbeit glatt, die sie auf der Bank abgelegt hatte.
    »Da ist noch etwas, das ich erfahren habe. Allerdings weiß ich nicht, ob es von Bedeutung ist«, sagte sie.
    »Was meinst du?«
    »Es hieß doch die ganze Zeit über, die Burggräfin sei auf dem Weg in die Schwertfegergasse gewesen, wäre an ihrem Ziel aber nie angekommen? Niemand hätte sie in der Gasse gesehen?«

    »Ja, so heißt es.«
    »Es hat sie aber doch jemand gesehen.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Joschua überrascht.
    Rifka nickte. »Ich habe heute Batya, die Frau des Getreidehändlers aus der Sterngasse, beim Schächter getroffen«, berichtete sie. »Batya hat mir erzählt, dass einer der Knechte ihres Gatten an jenem Morgen Waren in der Schwertfegergasse ausgeliefert hat. Sie sagte, ihr Knecht habe gesehen, wie die Burggräfin in einen der Durchgänge hineingestolpert ist.«
    »Hineingestolpert?«
    »Genauso scheint es der Knecht berichtet zu haben«, bestätigte Rifka. »Es hätte so ausgesehen, als wäre die Burggräfin über etwas gestolpert, geradewegs in den Durchlass hinein. Dann sei er abgelenkt worden, und als er wieder hinschaute, hätte er die Burggräfin nicht mehr gesehen. «
    Joschua starrte nachdenklich auf seine Hände, die auf seinen Knien lagen. Dann stand er auf und begann in der Stube auf und ab zu laufen.
    War das, was Batyas Knecht gesehen hatte, nun wichtig oder völlig belanglos? Und wenn es von Belang war, wie passte die Beobachtung des Knechts zum Verschwinden der Burggräfin oder vielmehr zur Verstrickung des Burggrafen in die Belange seines Vaters und zur Verzögerung seines Auftrags, die ihn so beunruhigte?
    »Glaubst du, das hat etwas zu bedeuten?«, fragte Rifka.
    Abwesend schüttelte er den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Mit einem tiefen Seufzen strich er die Locken zurück, die ihm in die Stirn gefallen waren. »Ich wünschte wirklich, Vater hätte in seiner Botschaft genauer berichtet, was fehlgegangen ist.«
    »Gewiss hat Vater nicht gewagt, mehr darüber zu schreiben,
aus Furcht, dass die Botschaft vielleicht in falsche Hände geriete«, meinte sein Weib.
    »Du hast sicher recht. Doch das hilft uns nicht weiter. «
    »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte Rifka. »In Sachsen können wir nichts ausrichten. In Worms hingegen womöglich schon.«
    »Du meinst, ich dürfte das Wissen um Vaters Auftrag nicht länger für mich behalten, falls tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den Geschehnissen im Harudengau und dem Tod der Burggräfin besteht?«, konstatierte er. Zweifelnd runzelte er die Stirn, doch Rifka nickte.
    »Es ist ein schrecklicher Gedanke«, sagte sie leise, »aber stell dir für einen Lidschlag lang vor, die Burggräfin wäre nicht von selbst am Ufer ausgeglitten. Jemand hätte nachgeholfen. Jemand hätte sie getötet«, meinte sie. »Nimm weiter an, diese Tat stünde in Zusammenhang mit Vaters Auftrag …«
    »Dann müsste es eine Verbindung zwischen Sachsen und Worms geben. Einen Austausch«, vollendete er ihren Satz.
    »Und einen Plan«, fügte sie hinzu.
    »Jemand müsste eine bestimmte Absicht mit der Ermordung der Burggräfin verfolgt haben. Ohne gewichtigen Grund hätte man eine solche Tat nicht auf sich genommen«, führte Joschua ihren Gedanken fort.
    Rifka nickte.
    ›Wenn ein solcher Plan vorhanden wäre und bereits so weit fortgeschritten, dass man nicht davor zurückschreckt, eine Frau vom Stand der Burggräfin zu töten, die überdies ein neues Leben in sich trägt, dann ist Vaters Auftrag mehr als gefährdet‹, dachte er. Und wem würde man es zur Last legen, würde Jehudas Auftrag scheitern? Den Juden …

    Die Augen tiefdunkel vor Sorge, sah Rifka ihn unverwandt an. Er wusste, dass sie dasselbe dachte.
    Unvermittelt wandte er sich zur Tür. »Ich werde Rabbi Jacob um Rat fragen«, erklärte er.
     
    Rabbi Jacob ben Jakar schwieg lange, nachdem Joschua geendet hatte.
    »Was du berichtet hast, gibt mir Anlass zu tiefster Sorge. Und wenn der Auftrag deines Vaters, aus welchem Grund auch immer, fehlschlägt, dann wird man uns

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