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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Gespräch an der morgendlichen Tafel auf das Amen nach dem Gebet und ein gelegentliches Brummen. Zu seinem Leidwesen hatte Melisends Androhung von Gewalt bei Ingild nicht lange vorgehalten. Das Brot, das sie kredenzte, war so altbacken wie je. Doch heute war Bandolf zu hungrig, um Anstoß daran zu nehmen, und während die Stimmen und Geräusche bei Tisch an ihm vorbeiplätscherten, schlang er die trockenen Bissen in seinen wie ausgehöhlten Magen, ohne sich lange mit Kauen aufzuhalten.
    Erst nachdem sein Hunger gestillt war und die Mahlzeit sich ihrem Ende zuneigte, fiel sein Blick auf Bruder Fridegist zu seiner Rechten.

    Mit einem zufriedenen Ausdruck im runden Gesicht, als weilten seine Gedanken in angenehmen Gefilden, saß der Kaplan über die Schüssel gebeugt und schob sich bedächtig einen Löffel Brei nach dem anderen in den Mund.
    Wenn Melisend recht hatte, dann war Bruder Fridegist offenbar nur deshalb als Kaplan auf die Buchenburg geschickt worden, weil der Bischof von Halberstadt den lüsternen, arbeitsscheuen Propst aus seiner Nähe entfernt sehen und zugleich dem unwillkommenen Burggrafen aus dem Süden damit eins auswischen wollte.
    Was hatte es nur mit Tidreads Bemerkung auf sich, dass ihm Bruder Fridegists Schlendrian die Arbeit erleichtere? Womit vertrieb sich der Kaplan den lieben langen Tag die Zeit, wenn er nicht gerade dem Baumeister mit seiner Kapelle in den Ohren lag?
    Verärgert zog Bandolf die Brauen zusammen. Während er seinen letzten Bissen Brot mit verdünntem Bier hinunterspülte, überlegte er, wie er Bruder Fridegists Faulenzerei ein Ende bereiten könnte. Plötzlich glitt ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Ehe ich es vergesse, Kaplan …«
    »Ja, Burggraf?«, fragte Bruder Fridegist, ohne aufzublicken.
    »Ich wünsche, dass Ihr Euch gleich nach dem Frühmahl in Sankt Mauritius erkundigt, ob der Ehrwürdige Vater ins Kloster zurückgekehrt ist«, sagte Bandolf mit vom Husten noch rauer Stimme.
    Bruder Fridegists dicker Kopf wackelte auf seinem mageren Hals, als er nickte.
    »Gewisch«, nuschelte er, schluckte und fügte hinzu: »Sobald die Tafel aufgehoben ist, schicke ich einen der Knechte.«
    »Ihr werdet Euch selbst zum Kloster bemühen«, erklärte
Bandolf unvermindert freundlich. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sein Marschalk den Kopf hob und ihm einen raschen Blick zuwarf. Bandolf lächelte.
    »Bei dieser Gelegenheit bittet den Prior, dass er Euch Bruder Wynstan einen weiteren Tag zur Seite stellt«, fuhr er fort. »Der junge Mönch soll Euch gleich zur Buchenburg begleiten.«
    Bedachtsam tauchte Bruder Fridegist seinen Löffel in die Schüssel. »Mit Verlaub, Burggraf. So beflissen Bruder Wynstan auch sein mag, ist er mir doch mehr Last als Hilfe«, antwortete er, während er seinen gefüllten Löffel so zweifelnd betrachtete, als sei er unschlüssig, ob er davon kosten sollte. »Glaubt mir, ich komme besser zurecht, wenn mir niemand dreinredet.«
    »Das ist keine Bitte, Kaplan. Ihr werdet nicht ohne Bruder Wynstan auf die Burg zurückkehren.« Obgleich Bandolf die Stimme nicht erhoben hatte, war es plötzlich totenstill an der Tafel.
    Mit feinen Fältchen des Unmuts auf der Stirn sah Bruder Fridegist auf. Unter Bandolfs kühlem Blick formten seine dünnen Lippen ein stummes »Oh.« Ein Hauch von Röte breitete sich über seine feisten Wangen.
    Schließlich räusperte er sich. »Nun … ähm … wie Ihr wünscht, Burggraf. Ganz wie Ihr wünscht.«
    Er schien geneigt, sich wieder seiner Mahlzeit zuzuwenden, aber der Burggraf war noch nicht fertig.
    »Des Weiteren wünsche ich, dass Ihr mir eine Liste über die Vorräte der Burg anfertigt, und die Baumaterialien, welche derzeit zur Verfügung stehen«, setzte er hinzu. » Item eine Liste, welche der Abgaben für den König eingegangen sind und welche noch ausstehen. Geordnet nach Dörfern und Hufen.«
    Fahrig leckte sich Bruder Fridegist über die Lippen, doch
Bandolf ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Gewiss habt Ihr die Urkunde meine Gattin betreffend längst fertiggestellt und nur verabsäumt, sie mir zu überreichen, ebenso wie den Brief an den Domscholastikus Goswin von Sankt Peter und Paul zu Worms, den ich Euch in Auftrag gab?«
    »Nun … ich …«
    Das kühle Lächeln noch immer auf den Lippen, starrte Bandolf ihn an.
    Der Kaplan räusperte sich erneut. »Zu meinem größten Bedauern konnte ich mich noch nicht darum kümmern. Andere, dringlichere Verpflichtungen … Das versteht Ihr gewiss. Doch wenn Ihr Euch noch

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