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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ein klein wenig gedulden wollt, werde ich das alsbald zu Eurer Zufriedenheit erledigt haben.«
    »Natürlich, Bruder. Bis heute Abend zur Vesper wird es mir genügen.«
    »Zur Vesper?« wiederholte Bruder Fridegist mit schwacher Stimme.
    »Ich bin mir völlig sicher, dass Ihr das bewältigen werdet, denn die Listen der Vorräte und Abgaben benötige ich erst morgen früh. Und da Ihr ja gewiss die Zugänge stets sorgfältig aufgeführt habt, wird Euch das kaum Mühe bereiten. «
    »Bis morgen?«, japste Bruder Fridegist und schüttelte heftig den Kopf.
    Fragend hob Bandolf eine Braue.
    Für einen Augenblick schien sein Kaplan um eine Antwort verlegen zu sein, doch dann straffte er die mageren Schultern und setzte ein verbindliches Lächeln auf.
    »Verzeiht, Burggraf, das wird nicht möglich sein. Seelsorgerische Pflicht führt mich heute nach der Sext zu einer Hufe am Papenbach gelegen, welche …«
    Jemand stieß ein ungehaltenes Schnauben aus. Rasch
warf Bandolf einen Blick zum Fußende der Tafel. Umgehend wurden die Köpfe gesenkt. Bandolf kniff nachdenklich die Augen zusammen und fragte sich, von wem dieses abfällige Schnauben gekommen war und was es wohl zu bedeuten hatte, während sich sein Kaplan in einer langatmigen Erklärung erging, warum er den Wunsch des Burggrafen nicht erfüllen könne.
    Die Hufe, auf der man dringend seine Anwesenheit benötigte, läge in der Nähe der Kapelle Sankt Andreas. Zweifelsohne wüsste der Burggraf selbst, welch lange Wegstrecke das wäre. Da würde es ihm, Bruder Fridegist, kaum gelingen, rechtzeitig zur Vesper wieder auf der Buchenburg zu sein, geschweige denn, die Aufträge zu erfüllen, um die ihn der Burggraf gebeten hätte. Gewiss wären die Listen doch auch noch später …
    Bandolf wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kaplan zu, der mit offenkundigem Unbehagen verstummte.
    »Und diese bewusste Pflicht lässt sich nicht aufschieben? «, erkundigte sich Bandolf liebenswürdig.
    Gewichtig presste Bruder Fridegist sein fleischiges Kinn gegen den Hals. »Zu meinem größten Bedauern ist die Angelegenheit äußerst dringlich.«
    »Natürlich«, pflichtete Bandolf ihm bei.
    Augenscheinlich zufrieden mit sich, nickte Bruder Fridegist und griff wieder nach seinem Löffel.
    Bandolf ließ eine kleine Weile verstreichen, dann meinte er: »Just fällt mir ein, dass ich besagte Hufe am Papenbach noch nicht besucht habe. Ich werde Euch dorthin begleiten. «
    Klappernd fiel Bruder Fridegists Löffel in die Schüssel. »Ihr wollt … Ihr wollt mich begleiten?«, stammelte er und starrte den Burggrafen mit ungläubig aufgerissenen Augen an. »Aber … aber Ihr seid noch nicht völlig genesen.«

    »Oh, nur keine Sorge, Kaplan. Ein kleiner Ausritt wird mir nicht schaden.«
    Blass um die spitze Nase, leckte sich Bruder Fridegist über die Lippen. Einen Lidschlag lang sah Bandolf in seinen Äuglein unverhohlene Wut aufblitzen, ehe der Kaplan den Kopf senkte. »Nun, ich …« Er räusperte sich. »Wenn ich es recht bedenke, wäre es vielleicht doch möglich, die bewusste Angelegenheit zu einem späteren Zeitpunkt …« Er verstummte.
    Der Burggraf nickte. »Ein weiser Entschluss, Bruder«, sagte er. Jedes Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.
     
    Nachdem die Mahlzeit beendet war und auch Bruder Fridegist die Halle mit verärgert zusammengepressten Lippen, doch ohne weiteren Widerspruch verlassen hatte, nahm Bandolf seinen Marschalk beiseite.
    »Wähle zwei Reisige aus, die du für vertrauenswürdig hältst«, befahl er. »Es müssen Männer sein, die sich darauf verstehen, unauffällig zu sein und gut zu beobachten.«
    Herwald nickte.
    Leise fuhr Bandolf fort: »Einer der beiden soll Bruder Fridegist im Auge behalten und ihm folgen, wann immer er die Burg verlässt. Ich will jeden Schritt wissen, den der Kaplan tut. Aber er darf nicht merken, dass man ihm folgt, schärf das deinem Mann ein.«
    »Und der andere?«
    »Der andere Reisige soll sich unauffällig an Ingilds Fersen heften«, raunte Bandolf. »Sie würde bemerken, wenn dein Mann sich in der Halle aufhielte, deshalb muss er sich draußen postieren. Sobald sie die Halle jedoch verlässt, soll er ihr folgen.«
    Falls der Marschalk sich wunderte, warum sein Herr
über das Tun und Lassen einer Hausmagd Bescheid wissen wollte, zeigte er es nicht. »Bruder Fridegist scheint sich auf den Weg zum Kloster gemacht zu haben, wie Ihr ihm befohlen habt. Soll ich meinen Mann hinter ihm herschicken? «, fragte er nur.
    Bandolf

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