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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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getrennt hatten«, sagte sie. »Die Hörigen standen Kopf, als ich von meiner Hütte in Euer Heim zurückkehrte, und Ihr wart einfach verschwunden. Niemand hatte Euch ge – «
    »Du Ochsenschädel!«, brüllte einer der Männer. Grölendes Gelächter folgte.
    Matthäa warf einen ängstlichen Blick über ihre Schulter, und auch Garsende drehte sich angespannt um.
    Die Söldner schienen noch immer in ihr Spiel vertieft. Einer der Männer schien eine Zote zu reißen, was erneutes Gelächter hervorrief. Der feiste Hunfrit grölte lauthals, falls Peppin ihm noch einmal mit seinem Amulett vor der Nase herumwedelte und seine Würfel verhexte, würde er ihm die Glocken verknoten. Worauf Jost grinsend meinte, dazu müsse Hunfrit Peppins Mannespracht doch erst einmal finden.
    In das brüllende Lachen hinein hob der Welsche plötzlich den Kopf.
    Einen Augenblick lang starrte er zu Matthäa und Garsende herüber, ehe er sich wieder den Würfeln zuwandte.
    Erst als sie die Burggräfin neben sich aufatmen hörte, bemerkte Garsende, dass sie ebenfalls den Atem angehalten hatte.
    »Was ist mit Euch geschehen, nachdem wir uns auf der Brotgasse getrennt hatten?«, wiederholte sie ihre Frage um einiges leiser.
    Als würde sie die Erinnerung an jenen Tag nur widerstrebend hervorholen, verzog Matthäa die Lippen. Wut flackerte in ihren Augen auf, die die Angst zu überlagern
schien. »Ich war auf dem Weg zur Dietholderin, als plötzlich jemand meinen Arm packte und mich in einen Durchlass hineinzerrte. Das ging so rasch, dass ich überhaupt nicht wusste, wie mir geschah. Noch ehe ich auch nur einen Schrei ausstoßen konnte, hatte man mir ein Tuch in den Mund gestopft und einen Sack über den Kopf gestülpt. Dann wurde ich in ein Gebäude geschleppt, und jemand gab Anweisung, mir Füße und Hände zu binden.« Seufzend schüttelte sie den Kopf. Der Zorn in ihren Augen erlosch und brachte die Furcht wieder zum Vorschein. »Vielleicht hätte ich mich wehren sollen. Aber ich hatte mit einem Mal solche Angst, dass sie mich dann niederschlagen oder mir in den Leib treten würden und ich mein Kind verlöre. Und so ließ ich es einfach geschehen«, gestand sie. »Nachdem man mich gebunden hatte, nahm man mir den Sack vom Kopf, und ich konnte sehen, dass ich in einer großen Scheune war. Sie schafften mich in eine Ecke, wo sie mich ablegten wie eines der Strohbündel.«
    ›Ich hatte recht‹, fuhr es Garsende durch den Kopf. Die Burggräfin war in der Scheune gewesen.
    »Zwei der Söldner waren auch in der Scheune, ebenso der Anführer, Ragnold von Langenthal und einige Knechte«, fuhr Matthäa fort. »Nach einer Ewigkeit stülpte man mir den Sack dann wieder über den Kopf, schleppte mich hinaus und hievte mich in einen Karren, den sie mit Planen verschlossen. Sehen konnte ich nichts, aber ich hörte das Zischen von Fackeln und Pferde neben dem Karren.« Ein Lächeln huschte über Matthäas blasses Gesicht. »Und ich weiß, dass wir die Stadt um Mitternacht durch das Andreastor verließen.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Garsende erstaunt.
    Matthäa zuckte mit den Schultern. »Das war nicht schwer. Die Domglocke schlug zur Matutin, und der Gestank
des Aasgrabens draußen vor dem Tor ist unverkennbar. «
    »Sie müssen einen Passierbrief gehabt haben, sonst hätten sie die Stadt nicht nach Sonnenuntergang verlassen können«, überlegte Garsende laut. »Seid Ihr lange unterwegs gewesen, nachdem Ihr die Stadt verlassen hattet?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Matthäa mit einem leisen Seufzen. »Mir war die Zeit endlos lang, doch in Wahrheit können es nur einige Stunden gewesen sein. Ich sagte mir, dass ich mir den Weg merken müsste. Aber ich weiß nur noch, dass der Karren nach links abbog, nachdem er das Andreastor passiert hatte. Geraume Zeit ging es über eine ebene Strecke, das konnte ich spüren. Doch dann ging es hügelauf und hügelab, und bald konnte ich die Abzweigungen nicht mehr zählen. Als man mich endlich aus dem Karren hob, mir die Fußfesseln löste und mir den Sack vom Kopf nahm, waren wir irgendwo mitten im Wald, und der Morgen dämmerte herauf. Ich sah nichts als Bäume. Vom Weg zweigte ein Pfad ab, der zu schmal für den Karren war. Von dort aus führten die Männer ihre Pferde am Zügel, ich in der Mitte, bis wir vor der Kapelle ankamen.«
    »Wenn es Nacht war, als Ihr die Stadt verlassen habt, kamen Karren und Pferde gewiss nur langsam vor – « Garsende unterbrach sich, als die Stimmen der Söldner wieder

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