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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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zu tun, als einer Drude nachzuspüren, die womöglich nur das Weite gesucht hatte, um dem Zorn des Burggrafen zu entgehen, der ihr unklugerweise das Wohlergehen seiner Gattin anvertraut hatte.
    Dann war der Kämmerer, eingehüllt in Duftschwaden von Weihrauch, aus der Stube des Rabbi gerauscht.
     
    Joschua war bei dem Gespräch nicht dabei gewesen, doch als Rabbi Jacob ihm davon erzählte, rief er bestürzt: »Soll
das bedeuten, dass der Kämmerer nichts weiter unternehmen wird?«
    »Ich fürchte, ebendas wollte er damit zum Ausdruck bringen.«
    »Aber dieser Mann, Ragnold von Langenthal, ist ganz gewiss derselbe Mann, den ich in der Scheune gesehen habe!«, beharrte Joschua. »Bestimmt hat ihn die Anwesenheit der Heilerin in seiner Scheune aufgestört. Ragnold muss die Kisten mit den Waffen noch in derselben Nacht an einen anderen Ort geschafft haben.«
    Rabbi Jacob nickte. »Das glaube ich auch.«
    »Warum hast du den Kämmerer dann nicht darauf hingewiesen? «
    Rifka war still hinzugetreten. »Ich glaube, das hätte keinen Sinn gehabt«, sagte sie und drückte rasch seine Hand.
    »Dein Weib hat recht, Joschua«, erklärte Rabbi Jacob. »Es war dem Kämmerer ganz offensichtlich unangenehm genug, sich vor einem Mann wie Ragnold von Langenthal zum Tölpel gemacht zu haben. Er würde gewiss nichts tun, womit er sich noch einmal in die Nesseln setzen könnte.«
    Düster schüttelte Joschua den Kopf. »Ich kann die Hände aber nicht einfach in den Schoß legen und nichts tun.«
    »Wirst du auch nicht müssen«, antwortete Rabbi Jacob und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Wir nehmen uns der Sache nun selbst an.«
     
    »… doch als der Kämmerer die Scheune durchsuchen ließ, fanden sich dort nur mehr Heu und Stroh, daher denke ich, dass Ragnold die Waffen noch in derselben Nacht fortschaffen ließ, nachdem ich entkommen war«, schloss Joschua seine Schilderung der Ereignisse, die er dem Ältestenrat der Gemeinde vorgetragen hatte.

    Für einen Augenblick herrschte Stille in der Synagoge, dann meldete sich Abraham, der Wachszieher, zu Wort:
    »Du sagst, das Verschwinden der Burggräfin, ebenso wie das, was dir in der Scheune widerfahren ist, hänge mit dem Auftrag zusammen, der deinen Vater ins Sächsische geführt hat. Einem Auftrag, der, wenn er fehlschlägt, unserer Gemeinde großen Schaden zufügen kann. Welcher Art ist dieser Auftrag?«
    Joschua unterdrückte ein Seufzen. Er hatte gewusst, dass diese Frage gestellt werden würde, und es widerstrebte ihm, dass er sie nicht beantworten konnte. Doch sowohl Rabbi Jacob als auch Rifka waren der Ansicht gewesen, dass es besser sei, wenn man darüber auch weiterhin Stillschweigen bewahrte. »Je weniger darüber Bescheid wissen, um so weniger besteht die Gefahr, dass darüber geredet wird«, hatte Rabbi Jacob gemeint.
    Joschua räusperte sich. »Der Auftrag unterliegt strengster Geheimhaltung«, sagte er. »Mein Vater hat mir und Esra gegenüber auch nur deshalb sein Schweigen gebrochen, damit wir um die Gefahr wissen, die damit verbunden ist, und vorbereitet sind, wenn er aus irgendeinem Grund den Auftrag nicht erfüllen kann.«
    »Nun, wie es scheint, hat er das nicht gekonnt«, warf David, der alte Töpfer, mit lauter Stimme ein. »Wie du sagst, war in Jehudas letzter Botschaft die Rede davon, dass etwas fehlgegangen ist. Seither hast du nichts mehr von ihm gehört. Wäre es da nicht an der Zeit, uns zu sagen, was womöglich auf uns zukommt?«
    »David hat recht«, rief Jonah, der Getreidehändler, dessen Knecht die Burggräfin am Tag ihres Verschwindens gesehen hatte. »Du musst uns mehr über den Auftrag berichten. Wie sollen wir dir raten, wenn wir das nicht wissen? «

    Überall ertönte Zustimmung:
    »So ist es.«
    »Du solltest uns einweihen.«
    »Das wäre nur vernünftig.«
    »Jonah hat recht.«
    Nur Schmuel, der Goldschmied, schüttelte den Kopf. »Joschua tut recht daran, zu schweigen. Ich wurde ebenso zum Stillschweigen verpflichtet wie Jehuda, und ich sage euch, das ist auch gut so.«
    »Und was hast du damit zu schaffen?«, erkundigte sich der alte Abraham.
    Schmuel stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mein Teil beginnt, wenn Jehuda seinen Auftrag zu einem guten Ende geführt hat.«
    »Aber …«
    »Joschua hat euch alles berichtet, was es darüber zu sagen gibt, und ihr kennt nun die meisten Zusammenhänge«, unterbrach Rabbi Jacob. »Wichtig ist nicht, welcher Art der Auftrag ist, sondern die traurige Tatsache, dass man einen Sündenbock suchen

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