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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Landes hinaus«, betonte der Rabbi.
    »Wir können in Erfahrung bringen, wo diese Männer ansässig sind. Ob Franke oder Welscher.«
    Sogleich wurde der Gedanke aufgegriffen:
    »Wir können herausfinden, woher sie stammen.«
    »Ob sie reich sind oder verschuldet.«
    »Wo sie Grund und Boden ihr Eigen nennen.«
    »Welches ihre Vorlieben sind.«
    »Und ihre Schwächen.«
    »Welchen Leumund sie besitzen.«
    »Mit wem sie Umgang pflegen.«
    Unmerklich hatte sich die Stimmung in der Synagoge gewandelt.
    »Und wissen wir das, können wir auch herausfinden, auf welchem Grund und Boden sich beispielsweise eine alte Kapelle befindet«, merkte Abraham mit einem listigen Lächeln an.
    »Und welche Lager in der Stadt in Frage kommen, in die besagte Waffen verbracht worden sind«, meinte Elijah.
    »Und wer sonst noch zu dieser ganzen Mischpoke gehört«, dröhnte der alte David.
    »Am Ende werden wir bis hin zur Farbe ihrer Nachttöpfe
alles über Ragnold von Langenthal und seine Leute erfahren haben, was es zu wissen gibt«, erklärte Aaron zufrieden. »Was uns wiederum Aufschluss …«
    »… über die Art ihrer Pläne geben kann«, beendete Schmuel seinen Satz.
    »Und dann werden wir handeln«, erklärte Rabbi Jacob.
     
    Als schließlich beschlossen war, wer welche Aufgabe übernehmen würde, fand die Versammlung der Ältesten ihr Ende im Gebet:
    Wer im Schutze des Höchsten sitzt
Im Schatten des Allmächtigen birgt er sich,
Ich spreche zum Ewigen:
Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich vertraue …
    Während Joschua einstimmte, spürte er, wie endlich das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit von ihm abfiel, das ihm seit seiner Flucht aus der Scheune so schwer auf der Seele gelegen hatte.

KAPITEL 22
    Sachsen, 6. Juli im Jahre des Herrn 1066
     
    E in trüber, wolkenverhangener Himmel begleitete den Burggrafen, als er sich kurz nach der Sext auf den Weg zum Lager des jüdischen Kaufmanns machte.
    Nachdem er Egininkisrod durchquert hatte, schlug er den Weg zum Mittelberg nach Sankt Mauritius ein, doch schon nach wenigen Schritten bog er in einen Pfad zu seiner Rechten ein. Bald wurde der Boden unter Bandolfs Stiefeln weich und glitschig, was zum einen daran lag, dass es am Morgen geregnet hatte, zum anderen jedoch von einer Quelle rührte, die die Fischteiche der Dörfler rechts des Pfades speiste. Zu Bandolfs Linken zeugte ein langer, tiefer Graben davon, dass auch hier einst nach den Schätzen der Erde geschürft worden war. Inzwischen war die Grube wieder mit dichtem Gestrüpp überwuchert, als wolle der Wald die Wunde bedecken, die man ihm zugefügt hatte.
    Kaum hatte der Burggraf Grube und Tümpel hinter sich gelassen und war in den Wald eingetaucht, als die Bäume sich zu einer breitflächigen Lichtung öffneten und den Blick auf die Zelte der Handelskarawane freigaben.
    Im Lager des jüdischen Kaufmanns herrschte eine ungewohnte Ruhe, und Bandolf vermisste die laute Geschäftigkeit, die man gewöhnlich in einem solchen Lager antraf. Händlerkarawanen waren entweder just angekommen, die
Leute mit dem Aufschlagen der Zelte und Abladen der Waren beschäftigt oder aber im Aufbruch begriffen, was mit dem Beladen der Waren und Abschlagen der Zelte einherging. Hier jedoch traf er die Leute müßig vor ihren Zelten, mit Plaudern und Würfelspiel beschäftigt, einige besserten Kleidung und Planen aus, andere schlenderten umher oder rührten im Kessel über einem der Lagerfeuer.
    Kaum hatte der Burggraf die Lichtung betreten, als hinter ihm ein Mann aus dem Schatten der Bäume heraustrat – am Kettenhemd und einem kurzen Schwert in der Hand unschwer als Söldner zu erkennen – und sich nach seinem Begehr erkundigte. Bandolf hatte ihn nicht bemerkt. Ein Blick auf den Rand ringsum der Lichtung überzeugte ihn davon, dass das Lager dem Müßiggang zum Trotz gut bewacht war. Für einen Augenblick wünschte er sich, er hätte seinem Marschalk nachgegeben, der ihm nahegelegt hatte, stets einen kleinen Trupp Reisiger zu seinem Schutz mitzunehmen, wenn er die Burg verließe.
    Unwillkürlich straffte er die Schultern. »Sag deinem Herrn, Bandolf von Leyen, der Burggraf von Worms und Vogt der Buchenburg, wünscht ihn zu sprechen«, befahl er.
    Der Söldner ließ ihn nicht warten und führte ihn zu einem Zelt, das, von anderen umringt, inmitten des Lagers stand.
    Im Inneren schien das Zelt geräumiger, als Bandolf von außen vermutet hätte, und die Einrichtung zeugte vom Wohlstand seines Besitzers. Anstelle von

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