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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mich den ganzen Vormittag bis zur Sext hier im Lager aufhielt und auch niemand meiner Leute es verlassen hat, können weder ich noch meine Männer für die Tat verantwortlich sein.«
    »In diesem Fall wird es Euch gewiss nicht kränken, wenn ich mich selbst davon überzeuge und Eure Männer befrage?«, meinte Bandolf.
    »Ihr werdet sicher besser schlafen, wenn Ihr Euch vergewissert, und wer bin ich, Euch einen guten Schlaf nicht zu gönnen?«
    »Kurz nach der Sext wart Ihr jedoch im Kloster«, sagte Bandolf, ohne auf Jehudas leichten Tonfall einzugehen. »Was wolltet Ihr dort?«
    »Was könnte ein Händler in einem Kloster anderes wollen, als einen Handel abzuschließen?«, meinte der alte Jude mit einem Zwinkern, doch sein Blick schien um eine Spur wachsamer geworden zu sein. »Ich handle nicht nur mit Silber und Erz, wie Ihr wisst, sondern auch mit Wein, Gewürzen, Stoffen und anderem mehr. Mithin Waren, die
man auch in einem Kloster zu schätzen weiß. Sachsen, und insbesondere den Harudengau, bereise ich bereits seit etlichen Jahren, und ebenso lange beliefere ich das Kloster Sankt Mauritius mit Stoffen, Wein und Weihrauch.«
    Bandolf runzelte die Stirn. Es war ihm nicht entgangen, dass der alte Jude trotz aller Ausführlichkeit ausweichend geantwortet hatte.
    »Ist es nicht üblicherweise der Bruder Cellerar, mit dem ein Händler zu tun hat?«, erkundigte er sich leichthin.
    »Gewöhnlich schon«, bestätigte Jehuda im selben Ton. »Hin und wieder hat aber auch der Abt eines Klosters Aufträge, die er mit dem Händler unter vier Augen besprechen will.« Erneut glitt ein Lächeln über sein Gesicht. »Der kluge Händler wäre natürlich bestrebt, solcherlei Aufträge für sich zu behalten.«
    Wieder war Jehuda einer direkten Antwort ausgewichen. Bandolf warf ihm einen scharfen Blick zu, den der alte Jude gelassen erwiderte. Nachdenklich nippte Bandolf an dem spanischen Wein, der ihm auf angenehme Weise schwer und süß die Kehle wärmte.
    Es war durchaus möglich, dass Vater Hademar um eines verbotenen Genusses willen den Händler just an diesem Tag ins Kloster bestellt hatte, damit seine Anwesenheit inmitten all der Dörfler, die um den Segen gekommen waren, nicht allzu sehr auffiele.
    Zweifelnd runzelte Bandolf die Stirn.
    »Ihr sagtet, dass Ihr das Kloster seit vielen Jahren beliefert. Das lässt mich vermuten, dass Euch im Lauf der Zeit auch einiges über die Mönche zu Ohren gekommen ist«, sagte er schließlich.
    »Derlei bleibt nicht aus«, antwortete Jehuda nach kurzem Zögern.
    »Und was ist Euch zu Ohren gekommen?«

    »Gerüchte, Burggraf. Klatsch und Gerede, wie es das überall gibt.«
    ›Der alte Mann ist so vorsichtig wie schlau‹, dachte Bandolf. Mit einem unterdrückten Seufzen fragte er laut: »Gerüchte welcher Art?«
    Wieder schien der alte Händler zu zögern.
    »Nun, mir kam zu Ohren, dass man einen abtrünnigen Novizen des Mordes an dem jungen Mönch verdächtigt«, antwortete er endlich. »Einen Novizen, der schon einmal getötet hat. Ebenso hörte ich, dass jener Novize in Euren Diensten gestanden hat, als man ihn dingfest machte. Weiter sagt man, dass Ihr alles daran zu setzen scheint, um den Burschen zu entlasten.«
    »Und wenn es sich so verhält?«
    »Man fragt sich, warum Ihr den Dingen nicht einfach ihren Lauf lasst, und so viel Wirbel um einen kleinen Schreiberling macht?«
    Für einen Augenblick hatte Bandolf eine barsche Antwort auf der Zunge, doch irgendetwas in dem aufmerksamen Blick des alten Juden veranlasste ihn zu erwidern: »Ich bin von seiner Unschuld überzeugt.«
    Als sähe er eine Vermutung bestätigt, nickte Jehuda. »In der Nähe von Ripertingisrod gibt es einen Gutsherrn«, sagte er zu Bandolfs Überraschung. »Sein Name tut hier nichts zur Sache. Gelegentlich erstehe ich Vorräte von ihm, und ich kenne ihn als ehrlichen Mann. Bedauerlicherweise hatte er eine Schwäche für das Weib seines Nachbarn. Eines Tages hat offenbar jener junge Mönch, der ermordet worden ist, Kenntnis über die Schwäche des Mannes erlangt, und schon kurz darauf trug er verborgen unter seinem Habit ein silbernes Amulett, das zuvor um den Hals des Gutsherrn baumelte.«
    »Woher habt Ihr diese Geschichte?«, entfuhr es Bandolf.

    »Ist das wichtig?«
    Langsam schüttelte der Burggraf den Kopf. Woher der alte Jude auch immer davon wusste, seine Geschichte bestätigte Bandolf das, was er bisher über Adelbalds Charakter gehört hatte.
    »Ist Euch Ähnliches auch über den Abt oder den Prior zu

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