Das Geheimnis der Burgruine
geworden. Vier Kriminelle. Wer war dieses Quartett? Ihre Namen hatten sie bestimmt nicht an die Haustür geschrieben. Doch Leo brauchte so was wie eine Postadresse, um seine Erpressung zu starten. Noch besser wäre eine Telefonnummer gewesen. Aber einen Eintrag ins Telefonbuch gabâs ganz sicher nicht. Und wie sollte er, Leo, die Nummern von deren Handys feststellen?
Ihm war klar, dass er dichter heranrücken musste, um entweder Infos über diese Gangster zu erhalten oder aber um ihnen seine Forderung mit genauen Anweisungen für die Ãbergabe der Beute auf die FuÃmatte zu legen. Ein Unterfangen, das bei Tageslicht unmöglich war. Doch die Nacht würde ihm helfen. Einen Hund, der wachsam anschlug, gab es hier offensichtlich nicht.
9. HeiÃer Plan für die Nacht
Bis zum späten Montagnachmittag hatten TKKG den Anfang des Nadelöhrs erheblich erweitert. Es war Tims Arbeitsleistung, gröÃtenteils. Auch Karl hatte geholfen und inzwischen Blasen an den Handflächen. KlöÃchen hatte sich ebenfalls mit der Brechstange versucht, wäre aber fast dabei abgestürzt. Dass Gaby für die Knochenarbeit nicht infrage kam, war selbstverständlich.
Alles erwies sich als schwierig. Deshalb war man auch nur etwa zwei Meter vorangekommen. Von der Decke der Röhre fiel Schutt. Also musste abgestützt werden.
»Wir brauchen Bretter«, hatte Tim gesagt, »und stabile Knüppel zum Abstützen.«
»Woher nehmen?«, überlegte Karl.
Tim wusste es bereits. »Etwa 200 Meter südlich der Ruine, am Waldrand, hat ein Jäger seinen Ansitz errichtet. Den bauen wir ab. Die Bretter reichen aus fürs gesamte Nadelöhr.«
Sie blieben bei dem Namen, obwohl nun die ersten zwei Meter »Kriechumfang« hatten, wie KlöÃchen sich ausdrückte. Das Nadelöhr wurde zur Röhre, in der man auf Händen und FüÃen vorankam. Der anfallende Abraum häufte sich vor dem Hindernis.
Der Ansitz war nur schlampig zusammengenagelt und leistete dem Abbruch keinen Widerstand. Dennoch kostete es Zeit, bis alles Material am Hindernis war. Tim verschalte die Decke des Nadelöhrs.
Als sie für heute Schluss machten, spürte der TKKG-Häuptling seine Knochen. Dann, am Einstieg, erlebten die vier eine böse Ãberraschung.
KlöÃchen, der als Erster hinaufstieg, schrie auf.
»Was ist los?«, rief Tim von unten.
»Ich habe mir fast den Kopf eingerammt. Hier ist alles dicht. Der Stein liegt über dem Einstieg.«
»Was?«
»Ja! Alles dicht. Wir sitzen in der Falle.«
Tim stieg hinauf und überzeugte sich davon. »Tatsächlich. Irgendwer hat die Hälften des Opfersteins zusammengeschoben. Und das bestimmt nicht aus Ordnungsliebe, sondern eher, um uns den Saft abzudrehen. Aber in der Falle sitzen wir deshalb nicht. Wenn wir die Hälften von oben auseinanderstemmen können, dann gehtâs - etwas schwieriger - auch von unten.«
Sie hatten beide Brechstangen mit. Aber der Platz oben am Ende der Natursteintreppe reichte nur für einen.
Karl leuchtete mit der Maglite. Der Spalt zwischen den Hälften befand sich genau über dem Einstieg.
Tim musste alle Kraft aufwenden, um die Brechstange in die Fuge zu pressen. Er hebelte. Er setzte sein Körpergewicht ein. Anfangs ging gar nichts. Dann rückte die eine Steinhälfte zur Seite. Tim keuchte. Als endlich der Einstieg frei war, hatte der TKKG-Häuptling einen Krampf in den Schultermuskeln.
Sie stiegen hinauf. Bald würde die Dämmerung beginnen. Die Sonne berührte hinterm Wald den Horizont und selbst die nur kniehohen Büsche warfen lange Schatten.
»Wie ich mich aufs Abendessen freue«, meinte KlöÃchen.
»Ãberanstrengt hast du dich doch nicht«, wies ihn Gaby zurecht. »Tim hat sich die Extraportion verdient.«
»Seelische Strapazen zählen bei dir wohl gar nicht«, murrte KlöÃchen.
Tim und Karl schlossen den Einstieg. Die Brechstangen wurden unter Büschen versteckt. Mit seiner Maglite leuchtete Tim in der Ruine den Boden ab - und fand, was er vermutet hatte.
»Da! Frische Kippen! Von zwei Zigarillos. Die waren heute Mittag noch nicht da. Amigos, das heiÃt: Das Ganoven-Quartett ist zurückgekommen. Wahrscheinlich sind wir denen so verdächtig wie die uns. Verdächtig im Hinblick auf das Geheimnis von Rabenfels. Die haben geahnt, dass wir hier nicht Räuber und Gendarm spielen wollen. Jetzt
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