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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vorzüglich. Aber Leo stand hungrig vom Tisch auf und hatte fürs Küchenpersonal nur finstere Blicke.
    Er besaß ein Motorrad, das er mehr liebte als beispielsweise seinen zwölfjährigen Bruder, der - zum Glück! - nicht hier, sondern im Heimatort zur Schule ging.
    Leo startete seine 250er-HOD und fuhr in die Stadt, die bekanntlich eine Millionenstadt ist und in der es ungezählte Fresslokale gibt.
    Der Tag war sonnig, frisch und klar - Herbst von seiner besten Seite. TKKG befanden sich längst wieder im Gang unter der Ruine, diesmal ohne Oskar, den dort nur Langeweile erwartet hätte.
    Leo fuhr zu seiner Lieblingspizzeria, die sich ›Toskanischer Steinofen‹ nannte, denn in einem Steinofen wurden die Pizzen bereitet.
    Das Restaurant befand sich im ersten Stock eines altehrwürdigen Bürgerhauses in der Vogelsangstraße, Ecke Lermster Straße. Ein Eckhaus also, mitten in der Innenstadt, in einem Geschäftsviertel mit zahlreichen Firmen, Praxen, Verbrauchermärkten und Bankfilialen.
    Um diese Zeit war das Restaurant wenig besucht. Leofand einen Platz am Fenster, hängte seine lederne Motorradjacke über die Stuhllehne und bestellte seine Leib-und-Magen-Pizza, die mit den vier Sorten Schinken, dazu einen halben Liter Coke. Mit dem Zeug schlug er sich voll. Den Betrag für die Rechnung und ein kleines Trinkgeld gab er der blonden Bedienung abgezählt in die Hand. Dann ging er zur Toilette, denn die kalte Coke wollte nicht länger in ihm verweilen.
    Die Herrentoilette war sauber, ein lang gestreckter Übereck-Raum, weiß gekachelt. Ein schmales Fenster links neben den Klo-Kabinen war immer geöffnet. Es befand sich über Kopfhöhe und zeigte heute einen Streifen blauen Himmels. Darunter, in Kniehöhe an der Wand, verlief waagerecht ein stabiles Rohr.
    Leo hatte gerade den Reißverschluss hochgezogen, als er auf der Straße unten das schrille Quietschen von Autoreifen hörte. Sofort stand er auf dem Rohr und spähte durchs Fenster auf die Lermster Straße hinunter.
    Leider nichts Aufregendes. Ein Raser im Porsche war an der Ampel bei Rot gerade noch zum Stehen gekommen und musste sich jetzt die wütenden Blicke der Passanten auf dem Zebrastreifen gefallen lassen.
    Leo wollte schon wieder von dem Rohr runtersteigen, als sein Augenmerk abgelenkt wurde.
    Genau gegenüber befand sich die Seitenfront eines neuen Gebäudes: eine der zahlreichen Filialen der VME-Bank. Das Geldinstitut nahm das Erdgeschoss ein. In den beiden oberen Etagen residierten Steuerberater, Augenarzt, Immobilienmakler, Yoga-Studio und andere. Der Eingang zur VME-Bank lag um die Ecke im Verlauf der Vogelsangstraße. Die Seitenfront hatte breite Fenster, die zu zwei Dritteln ihrer Höhe aus blickdichtem Milchglas bestanden. Von der Straße konnte man also nicht hineinsehen.
    Doch Leo konnte. Aus seiner erhöhten Position hinderte nichts den Blick durch das obere Drittel der Fenster.
    Leo konnte in die Kundenhalle, die nicht groß war, sehen. Kein Kunde war anwesend. Aber zwei Angestellte befanden sich hinter Schalter und Schreibtisch. Hier war also nichts von Bedeutung. Doch das Büro hinter der Halle fesselte Leos Aufmerksamkeit.
    Offensichtlich das Büro des Filialleiters. Der saß hinter seinem Schreibtisch, ein fülliger Krawattenträger mit Halbglatze. Deutlich entsetzt hatte er beide Hände ausgestreckt. Das galt seinem Kunden. Der erhob sich in diesem Moment vom Besucherstuhl vor dem Schreibtisch und öffnete seinen fast bodenlangen, beigefarbenen Staubmantel.
    Leo stockte der Atem. Der Heimschüler konnte nämlich sehen, wie der Typ darunter umgürtet, umschnürt war: mit zwei Reihen handlanger, dicker Stäbe, die schwarz-gelb gemustert waren.
    Dynamit!
    Himmel!, dachte Leo. Das sieht aber gar nicht freundlich aus. Ein Überfall!
    Der Kerl mit dem Dynamit hatte struppiges, dunkles Haar, einen fetten, dunklen Schnauzbart und dazu einen gestutzten Backenbart, der das halbe Gesicht verbarg. Was man von ihm sah, wirkte knochig und krank. Außerdem trug der Kerl eine Brille, vermutlich getöntes Fensterglas. Leo bezweifelte auch, ob Bart und Haupthaar echt waren.
    Der Typ ist eine lebende Bombe!, schoss es Leo durch den Kopf. Wird dieser Leichenverschnitt ferngesteuert? Oder ist er ein Selbstmordtäter, einer, dem das Wasser bis zum Hals steht?
    Fasziniert beobachtete Leo, was nun geschah.
    Wild und gestenreich redete Mr. Dynamit auf

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