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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht auf.
    Im Adlernest schaltete Tim auf Empfang. »Hörst du, wie es überträgt?! Das Wispern des Windes, das Rascheln der Blätter, das Knistern der Zweige.«
    Â»Tim, wir müssen verdammt noch mal leise sein. Sonst hört uns am Ende jemand dort unten.«
    Tim lachte. »Du vergisst, dass man die Walkies immer von Empfang auf Senden umschalten muss. Das in der Mauer ist auf Senden, dies hier auf Empfang.«
    Â»Stimmt ja. Ist nicht wie bei’nem Handy.«
    Beim Abendessen widmete sich Klößchen nur der Bouillon und den herzhaft belegten Broten. Tim hingegen beobachtete Leo, wobei Unauffälligkeit leicht fiel, denn Leo saß in seiner Blickrichtung drei Tische entfernt. Der Zwölftklässler beteiligte sich dort an keinem Tischgespräch, sondern stierte nur auf seinen Teller. Dabei lag ein angedeutetes Grinsen auf seinem Gesicht. Er war in Gedanken weit fort und schien zufrieden zu sein.
    Was, zum Teufel, hat er vor?, überlegte Tim. In Gedanken hatte er alles durchgespielt, aber ihm fiel nichts Naheliegendes ein. Dass sich Leo mit dem Risiko eines Einbruchs seine schulische Laufbahn versaute, wäre heller Wahnsinn gewesen. Nein, es musste etwas Bedeutenderes sein.
    Nach dem Essen wachte Klößchen am Walkie. Tim sauste auf den Dachboden hinauf und holte die Strickleiter aus ihrem Versteck auf dem breiten Balken. Zigmal schon hatte dieses Klettergerät gute Dienste geleistet, wenn es darum ging, nachts abzuhauen. Alle Eingänge des Gebäudes waren dann verriegelt und verrammelt. Nur das versteckte Flurfenster hier im zweiten Stock des Haupthauses bot sich an für das unerlaubte Sichentfernen. Draußen war die Hausmauer mit dichtem Weinlaub berankt. Außerdem war da eine vorspringende Mauer vom nächsten Gebäudetrakt. Dorthin fiel kein Laternenlicht vom Hof und die baumelnde Leiter verschwand zwischen den Blättern. Natürlich durfte das Flurfenster nicht verräterisch offen bleiben. Mit einem Stück Pappe unter dem Rahmen konnten sie es zuziehen und bei der Rückkehr aufdrücken.
    Tim wartete, bis sich auf dem Flur niemand blicken ließ. Dann hängte er die Strickleiter an den stabilen Haken in der Außenmauer. Die Leiter entrollte sich, raschelte im Weinlaub und verhielt sich dann still wie ein erfahrener Komplize.

10. Erwischt
    Ausgerechnet Heinz-Werner Lahm hatte heute Abend Dienst als EvD ( Erzieher vom Dienst ). Der Pädagoge kam frisch von der Uni und leistete hier ein Praktikum, würde aber sicherlich nicht bleiben - dafür war er zu unbeliebt. Tim hielt ihn für eine gehässige Ratte und fragte sich, wieso Lahm diesen Beruf gewählt hatte. Vielleicht wäre er lieber Gefängnisaufseher geworden, hatte aber als Azubi keine freie Stelle gefunden. Die beiden waren noch nicht aneinandergerasselt, hegten aber unverkennbar keine Sympathie füreinander. Lahm war ein hohlgesichtiger Typ mit magerer Gestalt und zu hoher Stimme. Manchmal roch er nach Alkohol und hatte dann einen etwas glasigen Blick.
    Um 21.30 Uhr, als Lahm im Haupthaus - also bei Mittel- und Unterstufe - seine Runde machte, hatten Tim und Klößchen schon die Zähne geputzt und lagen im Bett. In den Waschsaal war natürlich immer nur einer gegangen, während der andere aufs Walkie achtete.
    Das lag jetzt unter Tims Bettdecke.
    Â»Alles gesund? Nicht mehr lesen! Licht aus und gute Nacht.«
    Lahm zog jeden Abend den gleichen Spruch ab.
    Â»Gute Nacht, Herr Lahm«, scholl es im Duett zurück.
    Und du kannst mich mal!, dachte Tim.
    Dann, in Sekundenschnelle, hatte sich Tim wieder angezogen - bereit für den nächtlichen Einsatz. Er schlüpfte auch in die wasserdichten Sportschuhe, strich das Bett glatt und streckte sich darauf aus, wobei er die Füße wegen der ziemlich dreckigen Schuhe auf eine aufgeschlagene Zeitung legte.
    Klößchen brauchte für das alles viel länger.
    Â»Eigentlich bin ich hundemüde«, gähnte er. »Weck mich, wenn die Schinderei losgeht.« Sekunden später war er eingeschlafen.
    Tim hätte gern die kleine Bude beobachtet, die Leo allein bewohnte. Doch das Gebäude für die älteren Schüler lag um die Ecke, war nicht einsehbar vom Fenster des Adlernestes. Es hieß also, sich ganz auf das Walkie zu verlassen, auf akustische Signale.
    Tim zwang sich, wach zu bleiben. Er dachte an Gaby, an seine Mutter, an den morgigen Tag. Einmal ein kurzes Wegdämmern und

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