Das Geheimnis der Burgruine
meterlange Schlange. Aber sie war schon endlose Zeit tot. Als er sie mit der Schuhspitze berührte, zerbröselte die Schlangenhaut, die nichts mehr enthielt.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als Gaby als Erste ein neues Hindernis sah. Aber es füllte den Gang nur zu einem Drittel und man konnte mühelos hinübersteigen.
Das wirkliche Hindernis, der Einsturz - der irgendwann während der letzten 100 Jahre stattgefunden hatte -, befand sich links in der Seitenwand des Tunnels. Dort türmten sich Felsbrocken unter einer Art Torbogen bis obenhin. Der Torbogen war so groà wie die Einfahrt zu einer Privatgarage.
Sie blieben davor stehen.
»Das könnte die Schatzkammer sein«, meinte Gaby leise. »Sieht aus wie der Eingang zu einer Höhle.«
»Hoffentlich ist die nicht voller Felsbrocken«, unkte KlöÃchen. »Dann hätte der Einsturz den ganzen Schmuck plattgemacht.«
Karl trat näher heran. Zwischen den Felsstücken waren Spalten. Er leuchtete hinein.
»Tatsächlich«, berichtete er, »eine Höhle. Sie ist nicht verschüttet. Nur der Eingang. Ob es die Schatzkammer ist, kann ich nicht ausmachen. Kann nämlich nicht nach unten leuchten, nur geradeaus - etwa in zwei Meter Höhe. Vielleicht stehen da unten Kisten mit Geschmeide und Juwelen. Mit dem schnöden Mammon, der die drei vom Klub der Verschworenen nicht interessiert hat.«
Er bückte sich und suchte weiter nach einem Spalt. Aber dort hatte die Masse des Gesteins sich zusammengedrückt und verdichtet. Es gab keine Lücke.
Sie überlegten, ob es Sinn mache, noch weiter zu gehen, und entschieden sich zur Umkehr.
17. iPod im Luftschacht
Die Dämmerung brach an, was Tim in Panik versetzte. Er hatte bereits seine starke Maglite eingeschaltet. Den schwankenden Strahl vor sich gerichtet, stolperte er durchs Gelände.
Nach seiner Berechnung befand er sich jetzt ungefähr in Höhe des Hindernisses, mehr oder weniger. Hier war Waldrand, der Boden aber geröllig und mit Felsbrocken übersät. Viele lagen hier sicherlich seit Jahrhunderten, seit irgendwelchen geologischen Verschiebungen und Ereignissen - und waren fest im Boden verankert.
Tim suchte eine versteckte, gleichwohl dauerhafte Ãffnung im Boden, einen Spalt, einen Trichter. Er suchte einen der Luftschächte, von der Natur geschaffen. Und mit dem angenehmen Effekt, die Katakomben mit Atemluft zu versorgen.
Absichtslos trat er auf ein Netz feiner Wurzeln und sackte ein bis zum Knie. Durch die Jeans schürfte er sich die Haut an scharfen Felskanten auf. Aber das war nicht wichtig. Er zog sein Bein heraus und leuchtete in das Loch.
Eine schmale Felsröhre führte in die Tiefe. Etwa drei Meter. Dann knickte sie ab, war aber wahrscheinlich nicht zu Ende.
Er warf ein Steinchen hinunter. Es verschwand hinter dem Knick. Einen Moment später hörte Tim, wie sein Spion unten aufschlug - schätzungsweise zehn oder zwölf Meter unter ihm. Das Steinchen schlug auf Steinboden.
Erleichtert atmete Tim auf. Er hatte einen der Luftschächte gefunden. Hoffentlich befand er sich jenseits des Hindernisses, also auf der Seite seiner Freunde.
Er beugte sich hinunter. »Gaaaaaby!« Keine Antwort. Und noch einmal. Nichts. Allerdings schien ihm, sein Rufen bliebe stecken am Knick. Doch für eine solche Möglichkeit hatte er vorgesorgt.
Aus dem randvollen Rucksack, den er buckelte, holte er seinen iPod ( kleines, tragbares MP3-Abspielgerät für Musikdateien ). Es steckte in einem Beutel. Aber Tim hatte die Kopfhörer herausgezogen. Der Beutel hing an einer langen Schnur.
Jetzt schaltete er den iPod ein und drehte den Lautstärkeregler voll auf. Augenblicklich dröhnte ein Song der total angesagten Gruppe âºArschbackeâ¹, die seit Monaten in den Hitparaden erste Plätze belegte, durch die Landschaft. Erschreckte Vögel flogen auf.
Eigentlich nicht zum Aushalten, dachte Tim. Das und hier. Aber in diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel.
Rasch lieà er den dröhnenden Beutel in den Luftschacht hinab. Am Knick angelangt, rutschte der Beutel um die Kurve. Das plärrende Gedröhn verschwand in der Tiefe, klang jetzt erträglicher und wie in weiter Ferne.
Hoffentlich bin ich, dachte Tim abermals, auf der richtigen Seite.
18. Notlüge
Gaby fuhr zusammen. Auch Karl und KlöÃchen zappelten für eine Sekunde herum. Es kam zu plötzlich. Und wer rechnete denn hier mit dem
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