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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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blutleer und schmal wie ein Strich. Er atmete ruhig. Seine schwarzen Augen, vor deren Blick Donata immer so viel Angst gehabt hatte, schauten ihr todesmüde entgegen. Der Conte wusste, dass er sterben würde. Donna Donata nahm die Hand ihres Mannes aus der des Arabers und kniete sich neben das Bett. Mahmut zog sich ans Fenster zurück.
    »Ich … verzeih mir, Donata.«
    Die Stimme des Conte war leise, aber klar. Selbst im Angesicht des nahen Todes verließ ihn seine Selbstbeherrschung nicht. Die Contessa nickte unter Tränen. Dann erhob sie sich, streifte langsam ihre Schuhe ab und legte sich vorsichtig zu ihrem Mann. Der Conte entspannte sich; seine Augen glänzten. Mahmut entfuhr ein erstaunter Laut, die beiden Brüder sahen einander an, sagten aber nichts.
    »Lasst uns allein, bis der Pfarrer kommt«, befahl die Contessa und strich Ascanio über das Haar, »mein Gemahl und ich haben uns viel zu erzählen.«
    Rocco stand vor der offenen Truhe in seiner Kammer und verharrte. Nun waren die Befürchtungen, die Lucca und den Hof di Cavallis so viele Jahre begleitet hatten, wahr geworden: Es gab Krieg. Giuliano de’ Medici stand mit seinen Söldnern vor den Toren von Florenz – und Lucca, durch die Allianz mit Siena gebunden, musste nun Wort halten und Soldaten schicken. Rocco schluchzte auf, als er seine Habseligkeiten betrachtete. Sein Leben war so winzig und unbedeutend, dass alles in diese kleine Truhe passte. Er öffnete das samtene Säckchen, das er unter seinem Sonntagsgewand verborgen hatte, und nahm einen Ring heraus. Es war der Ring seiner verstorbenen Mutter, das Einzige, was er damals von zu Hause mitgenommen hatte. Er betrachtete den Ring eindringlich und drehte ihn hin und her. Sicher hatte er ihn verwahrt, all die Jahre, hatte niemandem etwas von seiner Existenz erzählt. In seinem Herzen hatte er gehofft, ihn eines Tages Bella an den Finger zu stecken, aber aus diesem Traum war er unsanft erwacht, nachdem Paolo vor einigen Wochen aus Siena zurückgekommen war und seitdem kein anderes Thema mehr kannte. Inzwischen wusste jeder am Hofe, dass der älteste Sohn des Conte in Bella verliebt war.
    Leise schloss Rocco die Truhe und steckte den Ring ein. Von draußen hörte er Rufe und Stimmengeschrei, das immer lauter wurde. Alle kampffähigen Männer aus den Diensten di Cavallis sammelten sich, um zur Mittagsstunde angeführt von Paolo und Carlo gen Florenz aufzubrechen. Der Koch trat vor die Tür und kniff die Augen zusammen, um unter den vielen Menschen den einen zu entdecken, den er suchte. Und da sah er sie. Mit schnellem Schritt bahnte er sich einen Weg durch die aufgeregte Menge und zog Josepha mit sich, hinter das Tor zum Kräutergarten. Die junge Frau sah ihn aufmerksam an; ihr Blick schwankte zwischen Sorge und Wissen um das, was nun kommen würde. Rocco atmete tief ein. Er war kein Mann der großen Worte. Selbst die Rezepturen wollten nicht aus seinem Kopf heraus, ließen sich nicht in Sätze bändigen. Entschlossen griff er Josephas Hand und zog sie an sich.
    »Ich hätte dich schon längst fragen sollen«, begann er seinen Antrag, »und nun ist es zu spät, um noch vor unserem Abmarsch zu heiraten. Aber ich bitte dich, Josepha: Warte auf mich.«
    Schnell holte er den Ring hervor und steckte ihn an ihren Finger. Josepha lächelte. Dann geriet ihr Lächeln zu einem Strahlen. Sie drückte sich an ihn und umarmte ihn fest. Rocco lächelte auch, wenngleich etwas schüchtern. Er gab ihr einen ungeschickten Kuss auf den Mund und wollte sich aus ihrer Umarmung lösen, doch seine Braut ließ ihn nicht los. Sie betrachtete sein Gesicht, strich über seine Wangen, begann ihn zu küssen. Erst zart, dann immer leidenschaftlicher liebkoste sie ihn. Rocco spürte, wie sehr ihn diese Frau liebte. Und er in seiner von Bella beherrschten Traumwelt hatte es nie gemerkt. Sanft schob er sie von sich.
    »Ich muss gehen, Liebste«, flüsterte er, »aber ich komme wieder. Glaub mir. Ich bin bald zurück.«
    Die Contessa betrachtete die Szenerie des Aufbruchs vom Fenster aus. Sie hatte sich bereits zur None von ihren Stiefsöhnen verabschiedet. Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, blickte sie sich um. Ascanio war aufgewacht. Donata warf noch einen Blick in den Hof, dann wandte sie sich zum Bett ihres Mannes.
    Niemand hatte es für möglich gehalten, aber der Lebenswille des Conte hatte über den sicheren Tod triumphiert. Noch war es zu früh, um sagen zu können, ob er irgendwann einmal wieder würde gehen können,

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