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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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die Menschen Luccas, für die wir verantwortlich sind? Ohne Opfer geht es nie.«
    Carlo sagte zunächst nichts. Dann fragte er in aufsässigem Ton:
    »Aber du kämpfst trotzdem hinter den Linien, oder?«
    Paolo schüttelte voll Unmut den Kopf. Er drängte sein Pferd so nah an das seines Bruders, dass sich ihre Beine berührten.
    »Du hast nichts verstanden. Wir sind Nobili. Wir dürfen unser Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.« Er sah Carlo abschätzig an. »Du warst immer zu weich und mitleidig, und das bist du auch heute noch. Sieh dich an, wie du im Sattel hängst! Wie ein altes Weib.«
    Der Jüngere zuckte ungerührt mit den Schultern und sah den neuen Conte direkt an. Sein Blick war voll Glut und Leidenschaft, aber es war nicht der eines Kriegers.
    »Da hast du wohl Recht, Bruder«, sagte er ruhig. »Mein Platz ist nicht hier, das stimmt.«
    »Dann geh doch ins Kloster, du Jammerlappen«, knurrte Paolo und gab seinem Pferd die Sporen. Sein Bruder schaute ihm ohne Regung nach und sagte leise:
    »Genau das werde ich tun, wenn es Gott gefällt, mein Leben zu erhalten.«

21. KAPITEL
    Ü bellaunig setzte sich Martini im Heu auf. Er zog sich sein Wams zurecht und wollte gerade aufstehen, da hielt ihn die Frau am Handgelenk fest. Ihr Griff war hart.
    »Was ist mit meinem Lohn? Auch wenn dein kleiner Mann dich im Stich gelassen hat, so habe ich doch meinen Lohn verdient. Her damit, sofort.«
    Der Stadtvogt brummte eine Verwünschung, dann warf er der Hure ein paar Kupferlinge auf den nackten Bauch. Sie lachte hell auf, gurrte wie eine Taube. Martini betrachtete sie kurz und spuckte vor ihr aus.
    »Ich habe schon bei vielen Weibern gelegen, aber so ein ungeschicktes Ding, wie du es bist, habe ich noch nie getroffen. Und du willst eine Hure sein? Geh mir aus den Augen.«
    Während er sich das Heu aus seinem Gewand klopfte, stand die Frau auf und schloss die Bänder ihres Hemds, bevor sie ihren Rock anzog. Sie grinste immer noch, bösartig irgendwie. Am liebsten würde ich dir das Grinsen aus deinem Gesicht schlagen, dachte der Vogt, bis da nur noch eine Fratze ist. Er war schon an der Scheunentür, da hörte er sie kreischen:
    »Die Gaukler kommen nicht mehr. Und ihre Hexenweiber auch nicht. Dein kleiner Mann sollte sich damit abfinden.«
    Martini überlegte kurz, dann drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Die Frau schrie entsetzt auf, als sie den Vogt auf sich zukommen sah. Sie wich vor ihm zurück, Schritt um Schritt, bis sie die Wand im Rücken hatte. Martini sagte kein Wort. Er griff in ihre Haare und schleuderte sie zu Boden. Das Letzte, was sie sah, war sein Fuß. Es knackte. Und wieder trat er zu. Jetzt hast du die Fratze, die du verdienst, dachte Martini und ließ sie zurück. Ein schlechtes Weib weniger – niemand würde sie vermissen.
    Obwohl Martini aufgewühlt war durch seine Tat, trugen ihn seine Füße nur langsam zurück nach Grosseto. Etwas in ihm sträubte sich, durch die vertrauten Gassen zu gehen. Und er wusste genau, woran das lag. Es war Marktzeit, doch niemand hatte sich eingefunden. Keine Händler, keine Bauern, keine Gaukler. Einzig Benedetto hatte ihn am Vorabend in seinem Haus aufgesucht und Neuigkeiten aus den toskanischen Städten übermittelt. Martini grunzte verärgert und trat nach einem Stein. Neuigkeiten. Pah! Dieser Bursche erzählte nur das, was er als Vogt sowieso in Erfahrung bringen würde, und nannte das auch noch frech »seinen Teil des Handels erfüllen«. Das Schlimme war: Er konnte sich nicht wehren. Er musste gute Miene zum bösen Spiel machen und der Zigeunerbrut ein Winterlager in Grosseto gewähren.
    Ach, Grosseto, sein kleines Pflänzchen. Jahrelang war es bergauf gegangen, der Markt war zum Anziehungspunkt für viele Kaufleute geworden. Und nun – dieser verdammte Krieg um Florenz. Alle Männer fort, die Weiber in Angst. Da war es klar, dass niemand seinen Markt besuchen würde. Der Gedanke daran, dass der Wohlstand seines kleinen Städtchens schon bald schwinden könnte, ließ Tränen in ihm hochsteigen. Keine Händler, keine Gaukler, keine Scudos. Er seufzte und blickte hoch. Da war schon das Stadttor. Er würde jetzt in die Schenke gehen und etwas trinken.
    Mario schob seinen dicken Bauch über den Tisch, als er dem Vogt Wein nachschenken wollte.
    »Das ist schon dein vierter Becher, Vogt. Und schweigsam bist du wie eine stumme Nonne. Was ist los?«
    Martini brummte etwas vor sich hin und hob seinen Becher. Er konnte dem Wirt schlecht erzählen,

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