Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
erhob sich.
»Paolo di Cavalli hat um deine Hand angehalten.«
Entsetzt sah Bella zu Paolo hinüber, der ihr vorsichtig zulächelte.
»Und ich habe ja gesagt, unter der Voraussetzung, dass die Vermählung erst im Sommer stattfindet, denn du bist noch sehr jung.«
Bella wollte etwas erwidern, aber der Principe schüttelte ablehnend den Kopf.
»Paolo hat die Allianz mitgetragen, und er hat mir das Kostbarste, was ich habe, zurückgebracht: meinen Sohn. Ich schätze und achte den Conte sehr, und es gibt keinen Grund, ihm seinen Wunsch zu versagen. Du kannst gehen.«
Doch Bella blieb stehen und sah dem Fürsten offen ins Gesicht. Es war ihr gleichgültig, ob er sie für ihr Verhalten strafen würde, aber so konnte sie den Raum nicht verlassen. Di Nanini, der solchen Ungehorsam nicht gewohnt war, zog die Stirn in Falten.
»Ich bin nicht von seinem Stand«, sagte Bella mit Stolz in der Stimme, »als Kinder haben wir alle zusammen in der Küche des Palazzo gespielt, aber nun sind wir keine Kinder mehr. Sua Nobiltà ist Sohn eines Conte, ich bin die Tochter eines Buttero.« Sie sah, wie sich das Gesicht ihres Fürsten zu einer zornigen Grimasse verzog. Sie hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. Trotzdem sprach sie ruhig weiter. »Es gibt viele edle Damen, die glücklich wären, Contessa von Lucca zu werden, Herr. Lasst mich in Eurer Küche bleiben.«
Di Nanini war sprachlos. Er ballte seine Hände zu Fäusten.
»Wie kannst du es wagen«, sagte er leise, »dich gegen deinen Fürsten zu erheben und Widerworte zu geben. Du redest wie eine feine Dame. Aber merke dir: Paolo kann alles von mir haben, und wenn er dich in vier Stücken und geräuchert mit nach Lucca nehmen möchte, so soll mir auch das recht sein. Und nun aus meinen Augen!«
Erschöpft ließ er sich in den Sessel sinken; sein Sohn reichte ihm ein Glas Wein. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Nwuma sie staunend betrachtete. Bella drehte sich um und verließ ohne einen Gruß den Saal. Mit jedem Schritt fühlte sie sich einer Ohnmacht näher. Sie wusste nicht, wie es weitergehen würde, nur so viel war gewiss: Sie würde sich diesem Schicksal nicht so einfach ergeben. Und bis zum Sommer war noch viel Zeit.
25. KAPITEL
W ährend sich Umberto in Begleitung Nwumas nach Grosseto aufmachte, begab sich Paolo auf den Heimweg nach Lucca. Er hatte erwartet, diese Reise unbeschwert und glücklich antreten zu können, doch dem war nicht so. Di Nanini hatte sich über die Umstände von Fabrizios Rettung ebenso skeptisch geäußert wie er selbst vor ein paar Tagen, und es gab bittere Vorwürfe zwischen Vater und Sohn. Auch Cassandra schalt ihren Mann und schloss sich dann, anstatt am Ehrenmahl zu seiner Wiederkehr teilzunehmen, in ihrem Gemach ein. Und Bella … Di Nanini bat den Nubier zu sich und gab ihm im Beisein der beiden jungen Adeligen klar zu verstehen, dass er sich von dem Mädchen fernhalten solle. Dann nahm er seinen Antrag an und ließ Bella rufen. Paolo schüttelte in Gedanken daran den Kopf. In ihren Augen stand blankes Entsetzen, doch sie bewahrte Haltung.
Bellas Stolz und ihre Unbeirrbarkeit, ihre Widerworte beeindruckten ihn sehr. Sie gab ihm, dem jungen Conte, einen Korb, und er wusste, auch wenn er sie heiratete, hieße das noch lange nicht, dass sie auch sein Weib werden würde. Paolos Herz war schwer. In dieser Stimmung wollte er auf keinen Fall seinem Vater und Contessa Donata begegnen. Also lenkte er sein Pferd nicht auf direktem Wege zum Sitz der Familie, sondern zunächst in die Seidenstadt. Er wollte wissen, wie es den einfachen Menschen erging in diesem Winter, welchen Fortschritt die Stadtmauer machte und welche Neuigkeiten es sonst noch gab. Er wollte ein guter Herrscher sein und den Wohlstand der Menschen mehren. Doch dazu, so viel hatte er inzwischen gelernt, musste er zunächst ihr Vertrauen gewinnen. Froh, sich mit dieser neuen Aufgabe ablenken zu können, drückte er seinem Pferd die Absätze in die Seiten und preschte los.
Umberto saß in Decken gehüllt auf dem Kutschbock und bot Nwuma ein Stück Brot und etwas Pastete an, doch der lehnte ab. Sie kamen gut voran; am späten Nachmittag würden sie die Tore von Grosseto erreichen.
»Warum gerade sie?«, wollte der neue Stadtvogt wissen.
»Es steht in den Sternen«, war die knappe Antwort.
Umberto nickte, obwohl er nicht verstand, was der Nubier meinte. Herzhaft biss er in die Pastete, dann redete er weiter.
»Such dir ein anderes Mädchen, Heiler aus Nubien. Deine Hände
Weitere Kostenlose Bücher