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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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geschieht, und wir gewähren ihnen ein paar Vorteile.«
    Von seiner eigenen Klugheit überwältigt bekam Mario feuerrote Wangen. Schnell trank er einen Schluck. Martini beobachtete ihn nachdenklich. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass dieser Einfall dem Kopf des Wirtes entstammte. Ein kleines Vögelchen musste ihm etwas zugezwitschert haben. Aber wer? Und warum? Ganz offensichtlich war die Nachricht ja für ihn, Martini, bestimmt.
    »Deine Gedanken sind nicht schlecht, Wirt«, sagte Martini und leerte seinen Becher in einem Zug. Er würde schon ergründen, wer der Zwitschervogel war. Vielleicht konnte er etwas aus dem Wirt herausbekommen, ohne dass der Tölpel etwas merkte.
    »Nehmen wir an, wir machen das so. Sprechen wir mit Hector? Und was wollen wir ihnen bieten als – na, sagen wir mal, Gegenleistung?«
    »Du sprichst mit mir, Vogt.«
    Erschrocken drehte Martini sich um und sah Benedetto auf sich zukommen. Der Wirt machte ein blödes Gesicht und goss einen weiteren Becher mit Wein voll. Der Zigeuner setzte sich dicht neben den Stadtvogt.
    »Damit hast du nicht gerechnet, habe ich Recht?«
    Martini wollte etwas erwidern, aber Benedetto machte ihm eine Geste zu schweigen.
    »Hector und ich führen unsere Familie gemeinsam. Er hat mich zu seinem Nachfolger erwählt, und er schickt mich hierher, um dir und deiner Stadt ein Angebot zu machen. Wir sind deine Kundschafter, den ganzen Sommer lang. Dafür wollen wir in diesem Winter unser Lager in Grosseto aufschlagen. Wenn es Krieg gibt – und die Zeichen stehen so –, ist unsere Familie ungeschützt, ganz gleich, wo wir uns verstecken. In deinen Mauern aber sind wir sicher. Was sagst du dazu, Vogt?«
    Martini rieb sich das Kinn. Er dachte nach. Der Vorschlag klang vernünftig. Wenn die Gaukler Wort hielten und ihm regelmäßig berichteten, was sich in Siena und den anderen Städten abspielte, wäre das ein großer Vorteil für Grosseto. Vielleicht konnte man sich durch geschicktes Vorgehen sogar aus allem heraushalten und eine neutrale Position beziehen. Zum ersten Mal an diesem Tag hellte sich Martinis Laune ein wenig auf. Und was das Winterlager betraf … bis dahin würde die Sonne noch viele Stunden scheinen.
    »Sag Hector, dass ich über den Vorschlag nachdenke.«
    »Denk nicht zu lange nach, Vogt. Du brauchst unsere Hilfe, und du weißt das.«
    Langsam stand Martini auf und ging zur Tür. Dort angekommen, hörte er, wie Benedetto seinen Namen rief. Er blickte über die Schulter zurück. Der Zigeuner war aufgesprungen und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    »Eines noch, Vogt. Lass mein Weib in Ruhe. Habibi gehört mir. Mir allein.«
    »War das klug?« Hector blickte Benedetto grimmig an.
    »Ich verstehe ja, dass du ihm eins auswischen wolltest – aber einen Stadtvogt öffentlich zu demütigen, das ist nicht gerade vorteilhaft für unsere Verhandlungen.«
    Benedetto nickte. Ja, er hatte einen Fehler gemacht. Sein Temperament war mit ihm durchgegangen.
    »Habibi wird bald Mutter. Diese Kerle sollen sie endlich in Ruhe lassen.«
    Benedetto schluckte, aber er riss sich zusammen. Das alles war ziemlich viel auf einmal. Die Anführerschaft, ein schwangeres Weib, das ihn nicht liebte, einfach alles.
    Hector wusste, dass sein Freund litt. Hätte er in derselben Situation nicht ebenso gehandelt? Er legte dem Jüngeren beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Als Mann und Vater verstehe ich dich. Aber Martini ist ein böser Mensch. Wir können ihm nicht trauen, und je weniger er von uns weiß, desto besser ist das für unsere Familie.«
    Benedetto schluckte wieder und zog sich den Hut ins Gesicht.
    »Wie wollen wir weiter vorgehen?«, fragte er leise.
    Hector ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Von überall her waren Stimmen zu hören; Kinder spielten zwischen den Wagen, die Maultiere und Pferde grasten friedlich. Ein Gefühl tiefer Liebe für sein Volk stieg in ihm hoch. Er hatte seine Familie gut geführt, viele Jahre lang. Aber noch nie hatten sie so schwierigen Zeiten entgegengesehen wie jetzt. Er spürte Benedettos Blick auf sich ruhen und sah ihn offen an. Hilf mir, sprachen seine Augen, und hilf unserem Volk.
    »Was macht ihr so ernste Mienen?«
    Sie hatten Nwuma nicht kommen hören. Der Nubier spürte sofort, dass die beiden Männer in Sorge waren.
    »Nun? Habt ihr die Sprache verloren?«
    Benedetto berichtete in hastigen Worten von dem Vorfall in der Schenke. Sein schwarzer Freund nickte.
    »Martini ist gierig. Gierig nach Silber und nach

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