Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Sohn in den Arm.
»Lauf zu deiner Mutter und erzähl ihr von deinen Reiseplänen, und pass auf, dass sie dir aus Freude darüber nicht den Hintern versohlt!«
Zu dem Nubier gewandt fragte er: »Wann wollt ihr uns verlassen?«
»Morgen, wenn du einverstanden bist.«
Hector nickte. Er würde seinen Sohn vermissen, das spürte er schon jetzt.
16. KAPITEL
D u sollst in die Sala kommen, Magdalena. Der Principe befiehlt es dir.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Umberto die Küche. Ungehalten schüttelte er den Kopf. Als ob es nicht reichen würde, dass die gesamte Dienerschaft unter ihrem Befehl stand; allein die Knechte in den Stallungen, der Stallmeister und er selbst waren bislang von dieser neuen Ordnung nicht betroffen. Aber der Leibdiener kannte seinen Herrn gut genug, um zu wissen, dass es lediglich eine Frage der Zeit war, wann auch er würde Magdalena gehorchen müssen.
Beim Gedanken an diese Demütigung lachte er bitter auf. Wie viele Jahre war er der Vertraute di Naninis gewesen? Zwanzig? Dreißig? Ein Leben lang hatte er seinem Herrn rechtschaffen gedient, und nun war da ein junges Mädchen mit einer Haut wie frische Milch und verdrehte dem Principe den Kopf. Und wie selbstbewusst die Kleine war. Fünfzehn Jahre alt, aber sie trug das Kinn so hoch wie eine Nobile. Und sein Herr ließ ihr das Gebaren auch noch durchgehen! Umberto ballte die Hände zu Fäusten. Nein, er konnte nicht schlecht von ihr sprechen. Sie war im Umgang natürlich und freundlich. Aber selbst in einfachen Worten lag eine Autorität, wie er sie bei einer Frau – selbst bei einer Nobile – noch nie erlebt hatte. Sie war anders als all die Menschen, die er im Laufe seines Lebens kennengelernt hatte, und sie war ihm nicht geheuer. Nein, er mochte sie einfach nicht.
»Da bist du ja. Setz dich, Magdalena.«
Bella gehorchte und nahm ihren Platz ein; es war ungewöhnlich, dass der Principe bereits am Morgen nach ihr schickte. Sie betrachtete ihn und wartete darauf, dass er das Wort an sie richten werde. Auch wenn sie viele Freiheiten am Hof genoss und er sie mit allerlei Aufgaben bedachte, ließ er nie einen Zweifel über den Standesunterschied aufkommen. Müde sieht er aus, dachte sie, wahrscheinlich haben ihm seine Pilze wieder zu lange Träume geschenkt. Inzwischen war es ein offenes Geheimnis, dass der Principe diesem Laster verfallen war. Er muss schrecklich leiden, dass er seine Seele jede Nacht auf Wanderschaft schickt, überlegte sie.
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
Di Naninis Stimme klang ungehalten. Bella zuckte zusammen. Sie hatte nicht aufgepasst.
»Es tut mir leid, Sua Altezza.«
Der Fürst machte eine wegwischende Handbewegung.
»Ich will wissen, was auf den Märkten erzählt wird. Ich bin der Principe. Mir sagt niemand ehrlich, was er denkt. Aber du hast Zugang zum Volk. Also, was gibt es Neues?«
»Die Menschen haben Angst, dass es Krieg gibt, Herr. Der Sommer wird heiß, die Bauern befürchten eine schlechte Ernte. In der Maremma ist wieder das Fieber ausgebrochen. Die Butteri fürchten um ihre Tiere. Es sind schlechte Zeiten für das Volk.«
Di Nanini nickte. Genau das hatte ihm Umberto auch berichtet, und er war froh, dass sich die Darstellungen deckten. Es war unübersehbar, dass sein Leibdiener unter der Bevorzugung dieses Mädchens litt, und manchmal kamen ihm Zweifel, ob Umberto trotz seiner Eifersucht loyal war. Aber was er gerade gehört hatte, beruhigte ihn. Er konnte und wollte seinem Leibdiener weiterhin vertrauen. Sein Blick traf den Bellas. Sie war nicht nur ein hübsches, sondern auch ein kluges Mädchen. Sie ist wie ein Edelstein, der noch den passenden Schliff braucht, um zu strahlen, dachte er mit einem Gefühl von Zärtlichkeit.
»Ich habe eine neue Aufgabe für dich«, sagte er feierlich und sah mit Entzücken, dass sie vor Spannung erstarrte.
»Du bist ein kluges Mädchen, aber deine Entscheidungen kommen nur aus deinem Herzen. Das macht dich verwundbar. Ich habe mich mit Bruder Angelo unterhalten …«
»Ihr wollt mich in ein Kloster stecken?«
Bella war aufgesprungen und warf sich dem Principe vor die Füße. Sie weinte.
»Bitte schickt mich nicht fort, Herr. Die Küche hier – das ist mein Leben.«
Belustigt sah der Fürst auf sie hinab. Diesen kleinen Schreck hatte er wohl kalkuliert. Sie muss einfach ab und an wissen, wo ihr Platz ist, dachte er und sagte laut:
»Wohl kaum, Magdalena. Ich habe mich viel zu sehr an deine Speisen gewöhnt. Aber es gibt noch viel,
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