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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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fragte weiter:
    »Wo hast du dir das Bein gebrochen?«
    Der Schwarze seufzte.
    »Was habe ich getan, dass du mir Fragen über Fragen stellst? Ich bin ein Freund deines Freundes, und ich komme in guter Absicht. Das Bein habe ich mir vor zwei Tagen gebrochen, als ich in eine Tierfalle geraten bin. Das ist alles, Hector.«
    Doch der Zigeuner war noch nicht zufrieden.
    »Das alles erklärt nicht, warum du ausgerechnet jetzt zu uns stößt. Du hättest uns im Sommer treffen können, es ist bekannt, wann wir die Märkte besuchen. Also los. Sag es mir. Sonst kannst du nicht bleiben.«
    »Es gibt keinen Grund«, erwiderte Nwuma düster. »Lasst mich noch ein paar Stunden ruhen, dann ziehe ich weiter.«
    »Habibi ist fort.«
    Es fiel Benedetto schwer, diese Worte auszusprechen. Auch wenn er sich noch nicht ganz damit abgefunden hatte, sie zur Frau zu nehmen, so war sie ihm nicht gleichgültig, und er sorgte sich.
    »Fort oder einfach nicht da?«
    Hector kaute an einem Stück Trockenfleisch herum. Er sah in die Runde. Außer seinem Freund und ihm war niemand hier draußen zu sehen.
    »Weiß ich nicht«, gab Benedetto zu. Er berichtete, dass er in der Nacht nach ihr gesehen hatte, damit sie Nwuma einen Trank gegen seine Schmerzen bereite, und gerade eben sei er noch einmal in ihrem Wagen gewesen. Er zuckte mit den Schultern.
    Hector trat an ihn heran, drückte ihm ein Stück Trockenfleisch in die Hand und knurrte:
    »Vielleicht sucht sie Kräuter, vielleicht liegt sie mit einem Mönch hinter einem Busch, wer weiß das schon.«
    Die beiden Männer schauten einander fest in die Augen. Er macht sich Sorgen um Habibi, dachte Benedetto, er liebt sie. Benedetto hob die Hand zum Gruß und ging zu seinem Wagen. Er musste nachdenken.
    Hectors Frage war verständlich. Warum kam Nwuma ausgerechnet in der kalten Jahreszeit, um sie zu besuchen? Benedetto schüttelte den Kopf. Es wollte ihm keine Antwort einfallen. Er streckte sich auf seinem Lager aus und dachte an den Tag, als er seinen schwarzen Freund kennengelernt hatte. Zunächst hatten sie sich geprügelt, dann hatten sie zusammen getrunken und gelacht. Auf einmal war der Nubier fort, und er, Benedetto, schlief in der Schenke ein. Im Haus von Pietro Martini wachte er auf. Der Vogt war aufgekratzt und vertraute ihm einen Brief für Ascanio di Cavalli an. Einen Scudo versprach er ihm für den Fall, dass er auf den Brief eine Antwort erhielte. Er nahm den Brief und machte sich auf den Heimweg. Am Stadttor traf er dann Nwuma, der anscheinend auf ihn gewartet hatte und ihm von dem zufällig belauschten Gespräch in der Kirche erzählte. Danach beschloss Benedetto, den Brief der Contessa zu übergeben.
    Ob sie ihn gelesen hatte? Noch heute empfand er Verachtung für den Conte, wenn er daran dachte, wie unbarmherzig er stets gegen Donna Donata war, wie hart er seine Söhne bei den kleinsten Verfehlungen züchtigte. Ascanio ist der leibhaftige Teufel, ging es ihm durch den Kopf, und irgendwann wird ihn die Erde verschlucken. Bilder aus seiner Zeit in Giannis Küche tauchten vor seinem inneren Auge auf. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er so etwas wie Sehnsucht nach dem Küchenmeister, nach Josepha, sogar nach Rocco. Das alles ist Vergangenheit, rief er sich zur Ordnung, mein Zuhause ist hier bei den Gauklern.
    »Benedetto?«
    Jemand hatte den Vorhang an seinem Wagen zur Seite gezogen. Es war Habibi. Ohne seine Antwort abzuwarten, legte sie sich zu ihm und nahm seine Hand.
    »Ich musste nachdenken«, sagte sie leise, »darum war ich ein paar Stunden fort.«
    Benedetto setzte sich halb auf und sah die Frau neben sich an, auf deren Gesicht das Mondlicht spielte. Sie war ein wenig älter als er, aber in der Blüte ihrer Schönheit. Habibi erwiderte seinen Blick nicht. Benedetto spürte, dass es keine Ausrede war. Sie sprach die Wahrheit.
    »Ja, ich bin eine Hure. Ich genieße es, einen Mann zu spüren, seine Hitze, ich liebe es, dieses Begehren in seinen Augen zu sehen und die Lust …«
    »Warum erzählst du mir das?«, wollte Benedetto wissen. »Wer wüsste besser als ich, dass du dich aus vollem Herzen hingibst.«
    »Ich sage dir das, weil ich Hector liebe. Sein Kind wächst in mir, und du bist der Einzige, dem er es anvertrauen kann. Ich werde dir ein gutes Weib sein, und vielleicht kann ich dich eines Tages auch lieben.«
    Der Zigeuner lachte auf. Es klang bitter.
    »Für mich spielt das keine Rolle. Ich nehme dich, weil mein Freund mich darum bat. Das ist der einzige Grund, Habibi.

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