Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
Vom Netzwerk:
Ich werde deinem Kind ein guter Vater sein, auch das. Aber ich weiß nicht, ob ich dich lieben kann. Ob ich dich lieben will. Und nun geh.«
    Er wusste, er hatte Habibi verletzt. Aber der Zorn darüber, Hector gehorchen zu müssen, nagte an ihm. Dann besann er sich. Vielleicht sollte ich nach Nwuma sehen, überlegte er und verließ ebenfalls den Wagen.
    Es war ein kalter, aber schöner Morgen. Der Zigeuner atmete tief ein. Die Luft roch nach Schnee. Schnellen Schrittes begab er sich zum Feuer, wo Hector, Momo und Nwuma standen und lachten. Als Benedetto die kleine Runde erreichte, nahm ihn der Anführer der Gaukler in den Arm.
    »Es geht unserem Gast besser, wie du siehst«, begann er und zeigte auf den Nubier, »und er hat sich entschlossen zu bleiben.«
    Benedetto verstand nicht. Was war in der Zwischenzeit vorgefallen? Wie kam es, dass Hector seine Meinung zu Nwuma geändert hatte? Fragend blickte er seinen Freund an. Hector verstand. Er wusste, er konnte Benedetto nicht anlügen.
    »Pandolfo Petrucci ist tot«, sagte er nachdenklich. »Di Nanini wird Siena kaum vor den Spaniern und den Franzosen schützen können. Ferdinand von Aragonien ist alt, aber sein Enkel Karl wird ihm bald auf den Thron nachfolgen. Es wird Krieg geben, Bruder. Und die Frage lautet: Was wird dann aus unserem Volk?«
    Benedetto nickte. Petrucci war oft Gast beim Conte di Cavalli gewesen. Er galt als äußert einflussreich und taktierte sowohl mit di Cavalli in Lucca als auch mit den Medici in Rom oder di Nanini in seiner Heimatstadt Siena. An eine Begebenheit konnte er sich genau erinnern. Es hatte ein Komplott gegen den Sienesen gegeben; dessen eigener Schwiegervater zählte zum Kreis der Verschwörer. Pandolfo ließ sie alle töten, den Vater seiner Frau erstach er mit eigener Hand. Danach brach er auf, um an einer Jagd di Cavallis teilzunehmen. Mit blutdurchtränkten Handschuhen sei er dort angekommen, erzählten sich damals die Bediensteten am Hof in Lucca.
    »Kaum ist man von den Borgia befreit, steht die nächste spanische Rattenbrut vor der Tür«, brummte Hector. »Mögen sie alle in der Hölle schmoren bei Cesare, dem Hundesohn, und seinem liederlichen Vater, Papst Alexander.«
    »Was hat das Ganze mit dir zu tun, Nwuma?«
    Benedetto konnte sich auf all das keinen Reim machen. Der Nubier sah ihm offen ins Gesicht.
    »Ich war dabei, als Petrucci starb. Und ich habe seinen Mörder gesehen.«

15. KAPITEL
    R occo saß auf einem Schemel und begutachtete die Tauben, die der Knecht ihm gebracht hatte. Als sich eine kleine Hand auf sein Knie legte, sah er auf und lächelte der alten Frau zu, die ihm am langen Arbeitstisch gegenübersaß.
    »Er sieht genauso aus wie Anna, findest du nicht?«
    Gabriella nickte. Sie hatte den Jungen einfach mitgenommen, als Rocco sie nach Giannis Tod zurück nach Lucca holte. Nur für ein paar Wochen wollte sie bleiben, und nun waren Jahre daraus geworden. Giacomo hatte nichts einzuwenden gehabt. Seit Annas Tod war der Buttero ein anderer; für den Sohn, den er sich immer gewünscht hatte und dem er den Verlust seiner geliebten Frau vorwarf, empfand er nichts als Ablehnung. Aber hier, in der Küche des Palazzo, ging es Lucio gut. In Josepha hatte er so etwas wie eine Mutter gefunden; die stumme junge Frau und er waren unzertrennlich.
    Rocco sah zu den beiden hinüber. Er trug eine stille Liebe für die rotgelockte Tochter des alten Küchenmeisters in sich, aber er hielt es für nicht schicklich, um sie zu werben. Wenn Bella eines Tages zurückkäme – für Bella würde er jede andere verlassen, das wusste er, und eine solche Enttäuschung hatte Josepha nicht verdient.
    Donna Donata stand am Fenster und genoss den warmen Wind, den der Abend mit sich brachte. Noch war das Wetter angenehm, aber der Sommer würde heiß werden, prophezeiten die Alten. Sie strich über ihr Gewand. Die Seide knisterte bei jeder Bewegung; kleine Blumen waren wie auf einer Wiese auf dem zarten Stoff verteilt. Vor wenigen Jahren noch hätte sie die Fröhlichkeit des Musters nicht ertragen können. Aber nun, da sie wusste, ihrer Tochter ging es gut, wählte sie kräftige Farben und ausgefallene Verzierungen für ihre Kleider. Sie lächelte. Rocco war wirklich ein treuer Diener. Nach dem Tod Giannis hatte sie ihn mit der Aufgabe betraut, ein Lebenszeichen von Bella zu finden. Die Contessa wusste, wie sehr der junge Koch das Mädchen vermisste. Aber sie gab ihm zu verstehen, dass sie ihn nicht vor Ascanio würde schützen können,

Weitere Kostenlose Bücher