Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Neuigkeiten. Er wird stillehalten, bis er von uns erfahren hat, was er wissen will«, stellte Hector fest. »Wir müssen uns gegen ihn absichern. Sobald unser Handel steht, sollten wir uns mit dem Pfarrer treffen. Martini soll auf die Bibel schwören, dass er uns im Winter in Grosseto lagern lässt.«
»Und wie stellst du dir das vor mit den Neuigkeiten?«, wollte der Nubier wissen.
Zwei Augenpaare richteten sich gleichzeitig auf Nwuma.
»Gut, dass du es ansprichst, Freund«, begann der Anführer der Gaukler, »wir haben an deine Hilfe gedacht.«
Der Schwarze grinste ungläubig.
»Ich bin so auffällig wie ein bunter Hund, Hector, wie soll ich etwas auskundschaften?«
»Du wirst Medizin verkaufen. Unsere Frauen haben Salben und Tinkturen bereitet; du bist von nun an ein Medizinmann aus dem fernen Nubien und gehst von Stadt zu Stadt, von Hof zu Hof. Wir reden wie bisher mit den Marketenderinnen, den Stadtvögten, den Pfarrern. Und bleiben unauffällig. Was meinst du?«
Der Schwarze zuckte mit den Schultern.
»Mit euch umherziehen kann ich dann aber nicht.«
»Nein, aber du bekommst ein Maultier von uns und Habibis Wagen«, sagte Hector. Er betrachtete beide Männer vor ihm eindringlich. Nwuma nickte verständig; er schien den Vorschlag gutzuheißen. Benedetto schaute zu Boden und scharrte mit dem Stiefel im Sand. Auch er war am Überlegen.
»Wann soll es losgehen?«
Seine Stimme klang belegt.
»Sobald Martini auf die Heilige Schrift geschworen hat«, entgegnete Hector.
»Komm mit, Benedetto, wir besuchen den Vogt. Und du, Nubier, sag Habibi, sie soll ihre Sachen packen.«
Auf dem Weg zu Martinis Haus waren beide Männer schweigsam.
»Lass mich sprechen«, sagte Hector, als er an die Tür klopfte.
Francesca öffnete sofort. Sie hatte wahrscheinlich an der Tür gestanden und gelauscht. Zigeuner im Haus zu haben war nicht das, was sie sich wünschte, aber ihr Bruder hatte ihr von einem bevorstehenden Handel erzählt. Grußlos winkte sie die beiden herein und deutete auf die Bank, die direkt am Kamin stand. Benedetto erkannte sie sofort wieder. Hier hatte der Vogt seine Wassereimer über ihm ausgeleert, damals … er seufzte. Sein Freund versetzte ihm sofort einen kleinen Stoß in die Seite.
»Nimm dich zusammen«, zischte er, »denk an unsere Familie.«
Benedetto straffte sich und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da erschien Martini im Raum. Mit einladender Geste bot er den Gauklern Platz an, dann schnippte er mit den Fingern. Francesca kam sofort herbeigeeilt; sie trug warmes Brot und Zwiebeln und Speck. Wirklich ein Mausgesicht, dachte der Vogt und sah seiner Schwester dabei zu, wie sie Becher verteilte und einen Krug mit Wein holte. Als sie einschenken wollte, zischte er etwas und machte ihr eine Geste zu gehen. Zwischen den eng zusammenstehenden Augen in Francescas Gesicht bildete sich eine steile Falte, aber sie sagte nichts. Als der Vogt hörte, wie die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, atmete er sichtlich auf.
»Weiber«, sagte er leutselig, »neugierig und geschwätzig.«
Seine Gäste erwiderten nichts, sondern sahen ihn ruhig an. Martini räusperte sich. Er öffnete einen Knopf an seinem Wams; es war ein warmer Tag heute, und dabei lag das Pfingstfest noch vor ihnen.
»Hast du eine Entscheidung getroffen?«, fragte Hector.
Der Vogt versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen. Jedes Mal jedoch, wenn seine Augen zu Benedetto wanderten, verfinsterte sich seine Miene.
»Ja«, erwiderte er schließlich. »Hätte ich euch sonst Zugang zu meinem Haus gewährt?«
Er nahm sich ein Stück Speck und biss ab. Genüsslich kaute er eine Weile und sagte nichts. Die Zigeuner wurden langsam ungeduldig.
»Dann sag uns, wie du dir den Handel vorstellst, Vogt.«
Hectors Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er Martinis Spielchen durchschaute. Der legte den Speck beiseite und spülte mit Wein nach.
»Zu jedem Neumond erwarte ich Nachricht. Den ganzen Sommer hindurch, bis alles Getreide abgeerntet ist. Vor der Ernte wird kein Krieg ausbrechen, so dumm kann kein Mensch sein.«
»Du verlangst viel, Pietro Martini«, sagte Hector bedächtig.
»Und ich will die Nachricht von einem von euch. Persönlich. Hier, mein Freund Benedetto. Wir teilen die Liebe zu einer schönen Frau, wie nun ganz Grosseto weiß. So etwas verbindet.«
Er sah dem älteren der Zigeuner in die Augen, gab seinem Gesicht einen leutseligen Ausdruck. »Ich vertraue deinem Freund, Hector.«
Dann fiel der Blick
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