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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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sollte dieser den wahren Grund der Reise erfahren.
    »Bring die alte Gabriella zurück«, hatte sie ihn vor der ganzen Dienerschaft aufgefordert, »sie kennt deine Küche und kann dir helfen, bis du einen geeigneten Koch gefunden hast.«
    Stolz und überglücklich machte sich Rocco auf den Weg. In den Schenken trank er mit anderen Reisenden und erfuhr nach wenigen Tagen von einem Messerschleifer, dass ein Mädchen in Bellas Alter in der Küche von di Nanini arbeitete. Diese Kleine sei erstaunlich geschickt und der Koch, Massimo, voll des Lobes über sie. Rocco seufzte. Seine Bella lebte also. Der junge Koch spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte. Vorsichtig lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema. Zu gern hätte er noch mehr erfahren, aber er wollte nicht zu neugierig erscheinen. Wer konnte wissen, wem der Messerschleifer noch begegnen würde, und das Letzte, was er wollte, war, dass sich der andere an ihn und seine Fragen erinnerte.
    Zurück in Lucca wurde er auf Bitten der Contessa von di Cavalli zum neuen Küchenmeister ernannt. Darüber hinaus freute sich der Conte offenbar, die alte Gabriella wieder in seiner Nähe zu haben. Von dem kleinen Jungen, der ständig an ihrer Seite war, nahm er keine Notiz.
    Pietro Martini war eifersüchtig. Wütend trat er nach einem Stein. Dieses nichtsnutzige Ding. Den ganzen langen Winter hindurch hatte er sich auf die Zigeunerin gefreut, darauf, sie zu nehmen, sie zum Schreien zu bringen vor Lust … Er hatte sich ausgemalt, wie sie sich wildkatzengleich in seinen Armen winden und dann vor Glück jammern würde. Er war ein Narr, jawohl. Ein seidenes Tuch hatte er ihr als Geschenk mitgebracht – angewidert warf er einen Blick auf das Stoffknäuel, das er in der Faust hielt –, aber sie wollte plötzlich keine Hure mehr sein. Sie sei gesegneten Leibes. Na und? Ein Bastard mehr oder weniger, kam es darauf an? Einen Mann habe sie auch, hatte Habibi geflüstert, und der würde sie totschlagen, falls er sie erwischte. Und ihn, den Vogt, gleich mit dazu. Pah! Martini stampfte auf. Als ob es sie jemals gekümmert hätte, was die Männer ihretwegen wagten. Er dachte kurz an den Prete und seinen Bittgang nach Rom. Ein undankbares Luder war das. Und er, Pietro Martini, hatte geschmeichelt, geredet, ja sogar gebettelt. Aber die Zigeunerin hatte ihn fortgeschickt. Wie ein geprügelter Hund kam er sich vor. Einen Mann wie ihn wies keine zurück. Auch die nicht! Sie würde das alles bitter bereuen, dafür wollte er sorgen.
    »Du siehst bedrückt aus, Vogt.«
    Das war Mario, der Wirt. Sein dicker Bauch stand weit über die Türschwelle, an der er lehnte, hinaus. Aus der Schankstube hinter ihm drangen laute Stimmen ins Freie. Selbstgefällig grinste er Martini an.
    »Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, du bist nicht der Einzige heute Morgen mit einem übellaunigen Gesicht. Komm, setz dich zu mir und trink einen Becher Wein.«
    Widerwillig nickte der Stadtvogt und folgte dem Wirt. Er war also nicht der Einzige, so, so. Mit einem Stöhnen ließ sich Martini auf die Bank sinken. Die Grütze bei Francesca konnte warten. Dieses Mausgesicht von Schwester würde ihn früher oder später hier auftreiben, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    »Was willst du, Mario? Über Weiber reden?«
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Schluck. Er blickte den Vogt ernst an.
    »In Siena herrscht Unruhe bei den Nobili. Man sagt, die Stadt will sich unter den Schutz der Spanier stellen.«
    »Na und?«, brummte Martini. Ein unwilliger Seufzer folgte. »Was hat das mit Grosseto zu tun?«
    Nun war es der Wirt, der seufzte. Wollte der Stadtvogt nicht eins und eins zusammenrechnen oder konnte er nicht?
    »Wenn Siena sich unterwirft, folgen vielleicht Lucca und die anderen Städte, und dann ist es vorbei mit unserem Handel, unserer Freiheit. Begreifst du das?«
    Martini nickte. Natürlich verstand er das. Aber selbst wenn es so kommen sollte, konnte man nichts dagegen tun. Da er wusste, dass er mit dieser Antwort den Wirt nur erzürnt hätte, fragte er scheinheilig:
    »Was würdest du denn tun, wenn du der Vogt von Grosseto wärst?«
    Die Antwort kam blitzschnell.
    »Mit den Gauklern reden.«
    »Mit den Gauklern reden«, echote Martini. »Was soll das bezwecken?«, setzte er nach.
    Der Wirt füllte ihre Becher wieder voll und gab seinem Gesicht einen wichtigen Ausdruck.
    »Die Zigeuner kommen überall herum. Wir könnten einen Handel machen. Sie berichten uns, was

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