Das Geheimnis der Eulerschen Formel
Raute des Innenfelds hat eine Länge von 27,43 Meter pro Seite.«
Dann fiel ihm auf, dass sein Sitz die Nummer 7-14 hatte und der von Root 7-15, woraufhin er hinzufügte: »1935 betrug der Rekord von Babe Ruth 714 Homeruns.«
»Am 8. April 1974 brach Hank Aaron diesen Rekord, als er bei dem Wurf von Al Downing von den Dodgers seinen 715. Homerun erzielte. Das Produkt beider Zahlen entspricht dem Produkt der ersten sieben Primzahlen: 714 × 715 = 2 × 3 × 5 × 7 × 11 × 13 × 17 = 510.510. Und die Summe der Primfaktoren von 714 ist gleich der Summe der Primfaktoren von 715 : 714 = 2 × 3 × 7 × 17; 715 = 5 × 11 × 13; 2 + 3 + 7 + 17 = 5 + 11 + 13 = 29. Ein Paar von benachbarten Zahlen mit diesen Eigenschaften ist höchst selten. Bis 20.000 gibt es insgesamt nur 26 davon. Dies hier ist das Ruth-Aaron-Paar. Genau wie bei den Primzahlen sind sie in höheren Zahlenregionen nur sehr selten anzutreffen. 5 und 6 bilden das kleinste Paar. Zu beweisen, dass auch diese Paare unendlich vorkommen, ist höchst schwierig. Für uns ist das Entscheidende, dass ich auf Nummer 714 sitze und du auf Nummer 715, anstatt umgekehrt. Die Jungen müssen die Rekorde der Alten brechen. So ist nun einmal der Lauf der Dinge, nicht wahr?«
»Ja, das ist mir klar. Aber sehen Sie, da ist Tsuyoshi Shinjo.«
Normalerweise hörte Root den Ausführungen des Professors immer sehr aufmerksam zu, aber hier im Stadion war einfach zu viel los.
Der Professor hingegen war während des gesamten Spiels mit Zahlen beschäftigt, für ihn das einzige Mittel, seine Nervosität zu überspielen. Um sich von der Geräuschkulisse nicht ablenken zu lassen, sprach er immer lauter. Als Nakagomi unter großem Beifall zum Wurfhügel ging, schrie der Professor: »Der Wurfhügel ist 25,4 Zentimeter hoch. Das Gefälle des Wurfhügels beträgt auf den ersten 2,2 Metern 3,05 Zentimeter für alle 36,7 Zentimeter.«
Er bemerkte, dass die ersten sieben Schlagmänner der Mannschaft aus Hiroshima alle Linkshänder waren: »Linkshändige Schlagmänner haben eine durchschnittliche Trefferquote von 0,2568%, bei Rechtshändern liegt die Quote bei 0,2649%.«
Und als Nishida vom Hiroshima-Team eine Base stahl und die Menge begeistert applaudierte, verkündete er: »Die Zeitspanne bei einem Pitcher, wenn er ausholt bis zum Wurf, beträgt 0,8 Sekunden. Wie jetzt beschreibt der Ball dabei eine Kurve und gelangt in 0,6 Sekunden in den Fanghandschuh. Bis dahin sind also 1,4 Sekunden verstrichen. Der Läufer muss eine Distanz von 27,43 Metern überwinden, um zur zweiten Base zu gelangen. Um ihn vor der Base auszuwerfen, bleiben dem Fänger demnach nur 1,9 Sekunden.«
Zum Glück ignorierten die Zuschauer um uns herum höflich die merkwürdigen Bemerkungen des Professors. Nur ein älterer Herr, der rechts von uns saß, sagte freundlich: »Sie wissen ja besser Bescheid als der Stadionsprecher. Bestimmt würden Sie einen guten Spielberichterstatter abgeben. Könnten Sie nicht ausrechnen, wie oft die Tigers noch gewinnen müssen, um Meister zu werden?«
Zwischen seinen Pfiffen, mit denen er die Mannschaft aus Hiroshima bedachte, hatte der ältere Herr offenbar den Ausführungen des Professors gelauscht, obwohl er wahrscheinlich nicht alles verstanden hatte. Ihm war es zu verdanken, dass die mathematischen Exkurse nicht abstrakt blieben, sondern eine gewisse Logik in das Spiel brachten. Noch dazu teilte er mit uns seine Erdnüsse.
Die Tigers sicherten sich gleich im ersten Durchgang einen Vorsprung, als sie durch Treffer von Wada und Kuji in Führung gingen, und dann erzielten sie im zweiten Durchgang weitere vier Punkte.
Die Sonne war inzwischen untergegangen, und es wurde kühl. Ich zog Root seinen Anorak an und reichte dem Professor das Plaid. Und während ich mir mit einem Tuch die Hände säuberte und das Essen austeilte, konnte das Team seinen Vorsprung weiter ausbauen. Root, der völlig aus dem Häuschen war, veranstaltete einen Heidenlärm mit seiner Tröte, während der Professor mit dem Sandwich in einer Hand artig applaudierte.
Er war nun ganz vertieft in das Spiel, staunte über die Flugbahn der Bälle, nickte beifällig oder runzelte kritisch die Stirn. Hin und wieder riskierte er einen Blick in die Picknickkörbe der vor uns sitzenden Zuschauer oder blickte zum Mond auf, der am Himmel schimmerte.
Auf der Tribüne über der dritten Base waren die Anhänger der Tigers in der Überzahl. Die Zuschauerreihen waren voll mit gelben Trikots, und es ging äußerst lebhaft zu. Für
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